Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
war!
Sie war etwa fünfzig Meter weitergekommen, als sie seine Schritte erneut neben sich hörte. Sein Pferd schnaubte hinter ihnen, während sie im Sonnenlicht weitergingen.
»Über was für wichtige Dinge denken Sie denn nach, wenn nicht über mich?«, fragte er.
»Über meine Zukunft und darüber, wie sorglos ich mit dem Leben von anderen umgegangen bin, für die ich Verantwortung übernommen habe. Ich habe erfahren, dass noch eine weitere Schuld offensteht, die all meine Bemühungen um Unabhängigkeit zerschlagen könnte.«
»Haben Sie sich heimlich davongeschlichen, um zu wetten, Celia? Wenn nicht, bezweifle ich, dass diese Schuld besonders groß sein kann.«
»Ich bin sicher, dass sie mehr beträgt, als ich zurückzahlen könnte. Wie ich erfahren habe, schuldete meine Mutter Anthony Dargent eine hohe Geldsumme, und wenn diese Schuld nicht beglichen wird, werde ich auf jeden Fall das Haus verlieren.«
Celia ging weiter und zog sich in ihre Gedanken über diese neu entdeckte Schuld zurück. Trotz ihrer Behauptung, seine Gegenwart sei ihr nun unangenehm, schien sie sich jetzt gerade durch ihn nicht unbehaglich zu fühlen. Darüber war Jonathan froh.
Ich weiß, dass zwischen uns niemals etwa sein kann.
Er war sich ziemlich sicher, dass er wusste, was sie damit meinte. Die Erziehung ihrer Mutter hatte sie gelehrt, die Welt in dieser Hinsicht ohne Illusionen zu betrachten. Es war ihm wohl nachzusehen, dass er sich wünschte, sie wäre weniger vernünftig.
Der Weg teilte sich vor ihnen. Sie wählte den einsameren Pfad. Er wartete ab, ob ihm Celia nun, wo sie ein wenig mehr Privatsphäre hatten, noch mehr über diese Schuld anvertrauen würde.
»Als sich mein Jahr in London bei meiner Mutter dem Ende zuneigte, bemühte sie sich, alles für meinen ersten Gönner zu arrangieren. Vielleicht wissen Sie davon«, sagte sie, als würde sie seine Frage beantworten, auch wenn er gar keine gestellt hatte.
Er wusste davon. Alle jungen Männer der besseren Gesellschaft hatten davon gewusst und auch viele, die sich, wie er selbst, an ihrem Rande befanden. Edward hatte ganz treffend bemerkt, dass Alessandra der Stadt monatelang mit Celias bevorstehendem Debüt den Mund wässrig gemacht hatte.
Alessandra hatte gespürt, dass Jonathan die Sache nicht guthieß, und ihn wegen seiner Skrupel aufgezogen. Aber es war ihm wie eine Sünde vorgekommen, ein so junges und unschuldiges Mädchen in diese Art Leben zu schicken. Ihre Mutter hatte ihm erklärt – in Anbetracht der Tatsache, dass sie mit einem jungen Mann über etwas sprach, das ihn nicht das Geringste anging, äußerst geduldig –, dass es gerade ihre Jugend und Unschuld waren, die Celias Triumph sichern würden.
»Ich wusste von ihren Absichten Sie betreffend, ja.«
»Nun, Anthony war der Auserwählte. So begann die furchtbare Unterhaltung mit ihm. Die, bevor ich das Haus meiner Mutter verließ. Er teilte mir damals mit großer Freude mit, dass meine Mutter ihr Einverständnis gegeben hatte. So musste ich erfahren, dass er gar nicht beabsichtigt hatte, mich zu heiraten.«
Jonathan hatte nicht gewusst, dass Alessandra Dargent ausgewählt hatte. Celias Bemerkung, nachdem Dargent vor ein paar Tagen gegangen war, ergab nun mehr Sinn und nahm weitere Bedeutung auf. Dennoch …
»Reich genug ist er ja, aber ich hätte erwartet, dass sie ein Mitglied des Hochadels für Sie auswählt oder den Erben eines Titels.«
»Das hätte sie bevorzugt, aber sie glaubte fest daran, dass ich mitentscheiden sollte. Sie wusste, dass ich Dargent liebte, also nahm sie sein äußerst großzügiges Angebot an.«
»Wie günstig, dass Sie sich in einen der angemessenen Kandidaten verliebt haben. Ich nehme an, Alessandra hätte Sie nicht mitreden lassen, wenn es ein Mann ohne große Erwartungen gewesen wäre.«
»Alessandra hatte viele Monate Zeit, mir zu erklären, warum jemand ohne Geld nicht infrage käme, ob nun als Liebhaber oder als Gönner.«
Was natürlich ein Grund dafür war, dass zwischen ihnen beiden niemals etwas sein konnte.
»Als Anthony mir vor ein paar Tagen einen Besuch abstattete, erzählte er mir, dass diese Verhandlungen viel weiter gegangen waren, als ich mir vorgestellt hatte. Er behauptete, dass er Alessandra die ersten beiden Jahre meiner Zuwendungen im Voraus bezahlt hätte.«
»Hat sie es ihm zurückgegeben, als Sie gingen?«
»Er sagt Nein.«
»Dann ist das wohl die Schuld, die Ihnen Sorgen macht, nehme ich an.«
Sie nickte. »Ich hätte besser warten
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