Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
Vom Netzwerk:
sehr vom Leben gezeichnet für einen Mann, der nicht älter als dreißig sein konnte.
    Doch diese Augen veränderten die allgemeine Wirkung seines Aussehens. Sie sah Freundschaft in ihnen, das Versprechen von Diskretion und aufrichtiges Interesse, als ob ihre nächste Äußerung für ihn das Wichtigste auf der Welt sein würde.
    »Ich denke über mein Erbe nach, so, wie ich es meiner Mutter versprochen habe. Es ist höchste Zeit, dass ich das tue. Bevor ich einen Pfad zu weit entlangschreite, sollte ich mir die anderen Wege wenigstens genauer ansehen.«
    Sein Blick verfinsterte sich. »Ich hoffe, dass mein unentschuldbares Verhalten nicht der Grund dafür ist.«
    »Es ist wohl kaum unentschuldbar. Wir wissen beide, dass ich Ihnen die beste Entschuldigung geliefert habe. Ich verspreche, dass Sie mich nicht auf Abwege geführt haben. Doch Ihre Worte an dem Tag, als Anthony auftauchte, haben mich ein wenig verwirrt.«
    »Welche Worte?«
    »
Manchmal ist es auch einfach nicht mehr als das
, haben Sie da gesagt. Ich denke, Sie haben damit die Sicht eines Mannes enthüllt. Die Vorliebe eines Mannes. Viele der Gönner meiner Mutter waren wahrscheinlich auch nur auf das Eine aus. Andere hingegen wollten ihre große Liebesgeschichte ausspielen. Aber sie ließ niemals zu, dass es nur das Eine war. Sie bestand auf einer Geschichte, die all diese teuren Geschenke erforderte. Ohne eine wie auch immer geartete Geschichte gewinnt eine Frau gar nichts.«
    »Wenn Sie das glauben, sind Sie immer noch unwissend, trotz aller Lektionen Ihrer Mutter.«
    Sie fand es charmant, dass ihn ihre Bemerkung offenbar in seiner Männlichkeit gekränkt hatte. »Sie haben keine Ahnung, wie gründlich die Lektionen meiner Mutter waren. Ich nehme an, Sie sprechen von Lust, die eine Frau gewinnt. Aber ich weiß, dass ich keinen Mann brauche, um sie zu erfahren, nicht mehr, als Sie eine Frau dazu benötigen.«
    Ihre Andeutung schien ihn ein wenig zu schockieren. Genug, dass sie ein Lachen unterdrücken musste. Doch im nächsten Moment begann ihre Kehle zu brennen. Der Drang zu lachen hatte sich so gut angefühlt, dass sie der Gegensatz zu ihrer sonstigen Stimmung schmerzte.
    »Ihre Mutter hat diesen Männern nicht nur Lust geboten. Wenn das alles gewesen wäre, worauf sie aus gewesen wären, hätten sie irgendeiner Frau ein paar Pence zahlen und es hinter sich bringen können.«
    »Ah. Also liege ich falsch. Vielleicht brauchten sie die Geschichte sogar noch dringender als meine Mutter.« Sie verzog ihr Gesicht. »Ich weiß nicht genau, ob ich dieses ganze Theater und die Heuchelei will, auch wenn ich wahrscheinlich so leben könnte, wenn es notwendig wäre.« Auf keinen Fall wollte sie Anthonys Plan vom »Ersten und Einzigen«. Was nicht bedeutete, dass sie die Rolle, wenn erforderlich, nicht spielen konnte.
    Plötzlich wirkte er sehr förmlich. Die Wärme wurde oberflächlich und sein Blick abwesend. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Selbst mit mir wäre es wahrscheinlich mehr als nur das Eine.«
    »Mit Ihnen? Meine Güte, machen Sie mir etwa ein Angebot, Mr Albrighton?«
    Sie scherzte natürlich, aber er schien es nicht zu verstehen.
    »Wenn Sie sich dazu entschlossen haben sollten, Angebote anzunehmen, muss ich Ihnen leider sagen, dass ich Sie mir niemals leisten könnte. Sie werden es so machen, wie Ihre Mutter es Sie gelehrt hat. Auf die schlaue Art und Weise.«
    Natürlich würde sie das, aber sie hätte nicht gedacht, dass er es so offen aussprechen würde. Was auch immer zwischen ihnen begonnen hatte, es war noch nicht vorbei. Oder war es das doch? War es jetzt und hier im Garten zu Ende gegangen?
    Sie stellte sich vor, wie sie sich für ihren ersten Liebhaber fertig machte. Für Anthony. Sie konnte das. Sie würde sogar Lust dabei empfinden, so wie Alessandra es ihr beigebracht hatte. Doch Begeisterung würde sich nicht einstellen, so wenig wie Freude. Was immer sie fühlte, Anthony würde kein Teil davon sein, sondern nur der Überbringer. Sie stellte sich vor, was ihr Herz und ihre Seele empfinden würden, während sie auf Anthony wartete, und es war das besonnene Kalkül einer äußerst praktisch veranlagten Frau.
    Sie schob die langweiligen Überlegungen beiseite und musterte den Mann vor sich. Sein bloßer Anblick ließ ihr Blut singen. Er hatte sie an jenem ersten Abend erregt und tat es seitdem ununterbrochen. Ihre Affäre wäre kurz und voll erdrückender Diskretion gewesen, aber zumindest wäre es vielleicht ein Abenteuer geworden.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher