Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
Sie nicht verlieren.«
Die Kutsche blieb nördlich des Grosvenor Square an einer Straße mit hohen Häusern stehen. Celia fuhr hinter ihm an den Straßenrand. Einer von Anthonys Lakaien sprang hinunter und kam, um ihr die Zügel abzunehmen.
»Hier leben Sie also nun?«, fragte sie Anthony, während sie den Kopf in den Nacken legte, um die helle Fassade zu betrachten.
Er lächelte und nickte, dann begleitete er sie zur Tür. Er benutzte einen Schlüssel, um hineinzukommen, was sie seltsam fand.
Sobald die Tür aufschwang, verstand sie es jedoch. Das Haus war leer. Ihre Schritte hallten in den hohen Räumen laut wider.
»Es ist ein schönes Haus, in der besten Gegend. Ihre Frau wird es sehr angemessen finden«, sagte sie.
»Sie macht sich nicht viel aus der Stadt.«
»Dann werden Sie es angemessen finden.«
»Das hoffe ich.«
Sie schlenderte durch die Bibliothek, dann weiter zu einem Zimmer, das einen guten Morgensalon abgeben würde. Es war kein großes Haus, aber ausreichend, um Gäste einzuladen. Man würde keine Bälle abhalten können, doch Abendgesellschaften oder kleinere Veranstaltungen. Die Anordnung der Zimmer erinnerte sie an das Haus ihrer Mutter in der Oxford Street. Es gab in der Nähe des Salons sogar einen Raum, der als Musikzimmer dienen konnte.
Sie spürte, wie Anthony ihre Reaktion beobachtete. Sie blieb vor den Fenstern mit einer guten Aussicht auf einen hübschen Garten stehen.
»Haben Sie es gekauft?«, fragte sie.
»Das habe ich vor.«
»Bitte tun Sie es nicht für mich, sollten Sie das im Sinn haben.«
Er blieb stumm und rührte sich auch nicht. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Die Atmosphäre im Raum erstarrte auf die unangenehmste Art und Weise, als ob das ganze Haus den Atem anhalten würde.
»Erwarten Sie von mir, dass ich Ihnen hinterherlaufe, Celia? Dann möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass ich das bereits getan habe.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Ich erwarte rein gar nichts von Ihnen. Ich will nichts von Ihnen. Das habe ich bereits erklärt.«
»Dieses Haus wird auf Ihren Namen eingetragen sein, Celia. Und ich werde Ihnen außerdem eine hübsche Summe Geld übertragen.«
Ihr Blick wanderte zu den Decken und Wänden. Sie wünschte sich, das Angebot wäre nicht so verlockend, doch es war ein sehr schönes Haus, das eine Menge wert war, und sie war eine äußerst praktische Frau.
Immobilien, Juwelen und Geld, Celia. Verlange nur Dinge, die Bestand haben.
»Warum, Anthony? Sie könnten sich für viel weniger Geld äußerst stilvoll eine Mätresse halten. Ich bin sicher, dass es viele Frauen gibt, die sich glücklich schätzen würden, diese Rolle zu übernehmen.«
Er marschierte mit der ihm eigenen Intensität auf sie zu, sie erstarrte und wich einen Schritt zurück. Er musste ihre Vorsicht bemerkt haben, denn sie hielt ihn zurück. Er blieb ein paar Schritte von ihr entfernt stehen und betrachtete ihr Gesicht, als müsse er sich jeden Zentimeter einprägen.
»Sie waren meine erste große Leidenschaft, Celia, und sind immer noch meine einzige. Seit Jahren stelle ich mir unsere erste gemeinsame Nacht vor, und die Zeit hat nichts getan, um dieses brennende Verlangen abzukühlen. Eher im Gegenteil. Ich sagte, dass wir für immer zusammen sein würden, und das ist weiterhin meine Hoffnung und Absicht – Ihr erster Liebhaber zu sein. Und Ihr einziger.«
Wieder diese hübschen Worte. Sie hörte jedes einzelne und viele weitere, die nicht ausgesprochen wurden, aber viel weniger liebevoll waren. »Und wenn Sie nicht mein erster Liebhaber wären?«
Er reagierte genauso, wie sie es sich gedacht hatte. Er bemühte sich vergeblich, die Wut in seinem Gesichtsausdruck zu verbergen. Der Erste und Einzige zu sein, schien ihm äußerst wichtig zu sein.
Mama hatte ihr von solchen Männern erzählt. Um genau zu sein, hatte Mama auf den Eifer genau dieser Männer gezählt, als es darum gegangen war, ihre Tochter an den Meistbietenden zu verhökern. Nur dass dieser hier offenbar ziemlich fanatisch geworden war, was ihre Jungfräulichkeit anging. Und das war kein gutes Omen für die Zukunft, was die Art und Weise anging, wie er sie nach ihrer ersten Nacht behandeln würde.
»Wollen Sie damit sagen, dass es einen anderen gegeben hat?« Seine Stimme klang gefährlicher, als durch schlichte Wut erklärt werden konnte. »Ich habe Sie das bereits in Ihrem Haus gefragt, doch Sie sind einer Antwort ausgewichen.«
»Genau wie ich ihr jetzt ausweichen werde. Spielt das wirklich eine
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