Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
neue literarische Unterfangen gerichtet blieb.
Jonathans eigene Gedanken beschäftigten sich ebenfalls mit etwas anderem als den Schlägen, die vorne im Ring ausgeteilt wurden. Während die Minuten vergingen, stellte er sich vor, wie die Frauen im Haus ihren üblichen Tätigkeiten nachgingen. Er sah Marian vor sich, die das Abendessen servierte, dann Bella, die den Abwasch machte. Er sah die strahlend schöne Celia, die über allem thronte und die anderen zum Lachen brachte.
Der letzte Kampf endete nach Mitternacht. Castleford bedrängte ihn, an den Spielchen teilzunehmen, die die nächsten Stunden füllen sollten. Er lehnte ab und verabschiedete sich zusammen mit Summerhays und Hawkeswell. Seine Freunde gingen mit einer gewissen Zufriedenheit nach Hause zu ihren Gattinnen. Jonathan hingehen kehrte zu einer Frau zurück, die zu verführen er entschlossen war.
15
Celia legte noch einen Holzscheit ins Kaminfeuer und begann dann damit, die Seidenkleider zusammenzufalten, die auf ihrem Bett lagen. Dieses Mal hatte sie ihre skandalöse Garderobe vollkommen nüchtern untersucht und beim Berühren des Stoffes kein sinnliches Vergnügen empfunden. Stattdessen hatte sie jedes Kleidungsstück auf Beschädigungen überprüft, während sie innerlich die Lektionen ihrer Mutter wiederholt hatte.
Auf dem kleinen Sekretär wartete ein unbeschriebenes Blatt Papier. Daneben stand ein Tintenfass bereit. Sie sammelte ihre Entschlossenheit, ließ die Kleider auf dem Bett zurück und setzte sich an den Sekretär. Es war an der Zeit, Anthony zu schreiben.
Celia verfasste eine einfache Nachricht, in der sie ihn einlud, sie zu besuchen. Dann setzte sie ihren Namen darunter. Sobald er den Brief las, würde er wissen, dass er gewonnen hatte.
Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Würde es hier geschehen? Er würde nicht warten wollen. In ihrem Kopf hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Nein, nicht hier. Noch nicht. Bevor sie ihm gab, was er wollte, musste das Arrangement getroffen werden. Zuerst musste er das Haus auf ihren Namen erwerben und einrichten. Und wenn es dann endlich dort geschehen war, würde der Vertrag, den ihre Mutter unterschrieben hatte, auf dem Kaminsims darauf warten, verbrannt zu werden.
Sobald alles abgemacht war, gab es kein Zurück mehr. Sie würde andere Briefe schreiben müssen, an Verity und Audrianna und wahrscheinlich auch an Daphne. Möglicherweise würden sie sich immer noch heimlich und sehr diskret mit ihr treffen, sobald sie den Schritt getan hatte. Sie hoffte inständig, dass es so sein würde. Wenn nicht, wären diese vergangenen Freundschaften ein großer Verlust und der wahre Preis für ihre Entscheidung.
Ein seltsamer Schmerz erfüllte ihr Herz. Einer, der zu umfassend war, um sich durch bloße Tränen zu erleichtern. Er saß tief in ihr und würde dort bleiben, während sie in den nächsten Tagen die Tatsache, wer sie war, annehmen und die Illusionen darüber, wer sie zu sein versucht hatte, loslassen musste.
Sie kehrte zum Bett zurück und beendete das Zusammenlegen der Kleider. Während sie das tat, änderte sich die Stille im Haus gerade genug, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Leise Geräusche von unten drangen zu ihr herauf. Schritte waren zu vernehmen.
Jonathan war zurückgekehrt.
Sie lauschte auf die Geräusche seiner Anwesenheit. Irgendwie trösteten sie Celia, auch wenn sie das nicht tun sollten. Sie schloss ihre Augen und sah ihn, wie er am Morgen wütend im Garten vor ihr gestanden hatte. Dann dachte sie an sein Gesicht, bevor er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Dieser Kuss war so betörend gewesen.
Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch. Die Schritte folgten nicht dem normalen Weg zum Dachboden hinauf. Sie kamen auf dem Flur in diesem Stockwerk näher. Panik ergriff sie.
Schritte von Stiefeln erklangen vor ihrer Tür. Sie hielten inne. Stille folgte. Kein Klopfen, keine Stimme. Sie spürte ihn durch das Holz. Fühlte die Energie und Intensität, die er ausstrahlte.
Sie wartete. Nichts. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt, aus welchem Grund er auch hergekommen war. Während die Zeit verstrich, hielt sie praktisch den Atem an.
Sie ging zur Tür. Um ihre Fassung zurückzugewinnen, atmete sie tief durch, dann machte sie auf.
Dort stand er, mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt.
»Wollten Sie die ganze Nacht da stehen?«, fragte sie.
»Ich dachte nicht, dass ich das müsste.«
Er wusste, dass sie ihn hören würde, wenn sie noch wach war. Sie hätte sich gerne
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