Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
Haus und besuchte Summerhays. Während der Stunden, die sie miteinander sprachen, hörte er kaum, was dieser sagte. Doch als Ergebnis schlossen sich Summerhays und Hawkeswell ihm an, als er Castleford am Abend zum Boxkampf traf. Der Herzog war nicht besonders erfreut, feststellen zu müssen, dass Jonathan nicht allein gekommen war. »Warum zur Hölle hast du diese beiden Tanten mitgebracht?«
Summerhays lachte.
Hawkeswell hingegen nicht. »Wir werden deinem Spaß schon nicht in die Quere kommen. Du kannst so viel saufen, bis du umfällst, und wir werden dich dabei noch anfeuern.«
»Es wird nicht das Gleiche sein.«
»Wie bitte? Willst du damit sagen, dass die Anwesenheit von halbwegs verantwortungsbewussten Personen deinen totalen Mangel an eben jener Eigenschaft beschämend macht?«
»Nein, aber wenn zwei Engel in Albrightons eines Ohr flüstern, wird er wohl nicht mehr hören können, was ich ihm ins andere flüstere.«
Sie positionierten sich so, dass sie einen guten Blick auf den Kampf hatten. Während sie zwischen den anderen brüllenden Männern standen, gaben sie ihre Wetten bei dem umherstreifenden Buchhalter ab, besorgten sich Getränke und zündeten sich Zigarren an.
Summerhays ließ sein berühmtes Lächeln aufblitzen. »Sind wir denn als deine Schutzengel hier, Albrighton? Deine Einladung war ziemlich drängend, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Nicht als Schutzengel. Aber vielleicht als Entschuldigung, damit dieser Abend nicht zu einer Feier wird, die bis zum Morgen anhält.« Er sah zu Castleford, der sich von seiner Verärgerung erholt hatte und gerade damit beschäftigt war, Hawkeswell zu erklären, welcher der beiden Boxer gewinnen würde. »Vielleicht habe ich in der Annahme falschgelegen, dass die Ehe euch vor dem Morgengrauen nach Hause treibt.«
»Nicht immer, aber da wir wissen, was Castleford in den letzten Nachtstunden vorhat, werden wir uns viel früher verabschieden.«
»Ich ebenso. Ich habe es ihm gesagt, aber er ist felsenfest davon überzeugt, dass er mich noch umstimmen wird.«
»Brauchst du uns, um standhaft zu bleiben?«
»Keineswegs.« Aber vielleicht würden sie ihn davon abhalten, so früh zu gehen, dass der Herzog beleidigt war. Er wollte überhaupt nicht hier sein. Ein nicht unwichtiger Teil von ihm war das auch nicht, sondern in seinem Zimmer, wo er sich von der Nähe zu einer Frau foltern ließ, die ihm heute gesagt hatte, dass ihre gemeinsame Leidenschaft nicht in ihre Pläne passte.
Wenn sie gedacht hatte, dass er das einfach akzeptieren und aufgeben würde, hatte sie sich getäuscht.
»Mit Huren kennt er sich wirklich aus, wenn man denn eine haben wollte. Ich wage zu behaupten, dass er ein ganzes Buch darüber schreiben könnte«, sagte Summerhays.
Aber ich will keine von seinen Huren.
Castleford hatte Summerhays’ Bemerkung gehört. »Das ist eine hervorragende Idee. Du predigst mir doch immer, dass ich meine Position für das öffentliche Wohl einsetzen soll, Summerhays. Ich denke, du hast gerade einen Geistesblitz gehabt, wie ich das tun kann.«
»So eine Art Stadtführer, aber über Dirnen?«, fragte Hawkeswell.
»Genau, und jetzt brauche ich nur noch einen guten Titel«, erwiderte Castleford. »Etwas poetisch Klingendes.«
»Wenn er zu poetisch ist, wird der durchschnittliche Londonbesucher nicht wissen, worum es in dem Buch geht.«
Castleford dachte darüber nach. »Der Titel kann warten. Der Inhalt hingegen beschäftigt mich schon jetzt brennend. Es hat keinen Sinn, die berühmtesten Kurtisanen aufzulisten, da sich die Männer, die mein Buch kaufen würden, diese ohnehin nicht leisten könnten. Um wirklich nützlich zu sein, dürfen darin nur Frauen aufgeführt sein, die wirklich jeden nehmen, der ein paar Münzen in der Tasche hat.«
Hawkeswell blickte zu Summerhays und Jonathan. »Verdammt, er kommt mir plötzlich fast nüchtern vor. Ich glaube, dass er ernsthaft darüber nachdenkt.«
»Natürlich tue ich das. Ein solches Buch würde der Menschheit einen großen Gefallen erweisen. Ich wünschte, jemand hätte mir so etwas gegeben, als ich in dieser Stadt zum ersten Mal nach Frauen gesucht habe.«
Der Gedanke an sein Buch beschäftigte Castleford den ganzen Boxkampf über. Jonathan fragte sich, ob er sich, während er die Kämpfer anfeuerte, auf die er gewettet hatte, in Wirklichkeit mit den Kapiteln seines Stadtführers beschäftigte. Der Blick des Herzogs wirkte in der Tat nüchterner als zuvor, als ob ein Teil seiner Gedanken auf dieses
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