Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
über den Herzog, dessen Frauen und die Merkwürdigkeit dieser erneuerten Freundschaft nachdachte. Da Castleford ohnehin erwartete, in die Hölle zu kommen, hatte er vielleicht beschlossen, die Reise dorthin mit Jonathan zusammen zu unternehmen.
Er löste den Knoten seines Halstuchs und zog es aus. Als er das tat, bewegte sich die Luft im Raum. Beunruhigt sah er zur Tür.
Dort stand Celia, mit einem einzelnen Kerzenhalter in der Hand. Ihr goldenes Haar war offen und gebürstet. Die weichen Wellen reichten über ihre Schultern bis zu ihrer Brust. Doch sie trug immer noch das, was sie am Tag angehabt hatte, und das Funkeln in ihren Augen wirkte nicht wie Vorfreude.
Er nahm Verärgerung und Enttäuschung wahr und noch etwas anderes, das so schneidend war, dass es ihm den Magen umdrehte. Sie bemühte sich, beiläufig zu wirken, während sie die Tür schloss. Aber er wusste sofort, dass diese Nacht nicht wie die anderen enden würde.
Sie pustete ihre Kerze aus, und die Schatten überfluteten sie. Dann fand das Licht seiner eigenen Kerze sie und das vom Fenster, und sie wurde für ihn wieder zu einer Oase des goldenen Schimmers inmitten einer Wüste aus Dunkelheit.
Sie ging zu seinem Schreibtisch und betrachtete die dort liegenden Magazine und Zeitungen. »Du hast recht breit gestreute Interessen, Jonathan. Das überrascht mich nicht. Auch wenn mir Entdeckungen im Bereich chemischer Bestandteile ein wenig obskur vorkommen. Andererseits finden sich vielleicht für ein paar davon praktische Anwendungen, die du faszinierend findest. Zum Beispiel Gifte.«
So würde es also an diesem Abend sein. Er konnte es ihr nicht verdenken, wenn sie etwas über das Leben, das er geführt hatte, erfahren haben sollte. Doch es gefiel ihm gar nicht.
»Ich habe niemals Gifte verwendet«, erwiderte er.
»Wie man hört, sind sie auch sehr unzuverlässig, also ist das wahrscheinlich klug.« Sie deutete auf ein paar weitere Magazine. »Nichts über Wappenkunde. Ich dachte, das ist ein weiteres deiner Interessengebiete.«
Er streckte seinen Arm nach ihr aus, um das zu beenden. Er wusste nicht, ob er sie beruhigen oder ablenken wollte. Doch sie hob eine Hand, um seine Umarmung abzuweisen, und warnte ihn mit einem Blick davor, sich ihr weiter zu nähern.
»Ich hätte schon lange wieder hierherkommen sollen«, sagte sie, während sie sich im Raum umsah und die Artefakte seines Lebens betrachtete. »Ich hätte dir nicht gestatten sollen, ein solches Rätsel zu bleiben.«
»Dir gegenüber bin ich keines mehr, und das weißt du auch.«
»Das wünschst du dir vielleicht.« Selbst der Zorn konnte ihr liebliches Gesicht nicht entstellen, doch sie trug eine Menge davon in sich, so viel war klar. »Ich dachte, dass du in London nur Zwischenstation machst, bevor es irgendwohin weitergeht. Ich dachte, dass du zwischen zwei Missionen oder Ermittlungen hier wärst. Jetzt ist mir klar, dass es dumm war, so etwas anzunehmen.«
Er konnte es zugeben oder sie anlügen. Oder gar nichts sagen. Die letzte Option war seine übliche Wahl, wenn jemand Fragen über seine Aktivitäten stellte. Jetzt tat er es wieder.
Wut blitzte in ihren Augen auf. »Willst du mich beleidigen, indem du dich weigerst, darüber zu sprechen? Wirst du meine Fragen ignorieren, als ob ich eine Hure wäre, mit der du getändelt hast und die verschwinden soll, sobald der Preis bezahlt wurde?«
»Ich habe dich nicht beleidigt. Du hast keine Fragen gestellt. Du bist zornig, aber ich weiß nicht, weswegen.« Aber das tat er doch. Das Gefühl drohenden Verlustes sagte ihm, dass er es wusste. Es erstaunte ihn, wie leer sich diese Wahrheit anfühlte, und wie sie sich immer weiter ausbreiten wollte, bis sie ihn völlig ausgehöhlt hatte.
»Du weißt es nicht?« Sie trat näher an ihn heran und blickte zu ihm auf. Sie musterte ihn so intensiv, dass man meinen könnte, sie habe ihn noch niemals so genau angesehen. »Ich habe von Audrianna erfahren, dass es über meine Mutter Gerüchte gab. Über sie und einen französischen Liebhaber und über ihre Loyalität. Weißt du davon?«
»Ja. Es sind nur Gerüchte. Nicht mehr.«
»Gerüchte sind in dieser Welt schon genug.« Sie durchforschte seine Augen, als ob sie sich anstrengen müsste, um überhaupt etwas zu sehen. »Jonathan, bist du wegen eines Auftrags hier? Stellst du Nachforschungen über meine Mutter an? Oder über mich?«
»Nicht über dich. Genaugenommen auch nicht über sie. Nachforschungen trifft es nicht ganz.«
»Was trifft es
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