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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Sebastian und er gesessen hatten.
    Er spürte, wie sie zusammenzuckte. Als sie auf die Terrasse gingen, wusste Jonathan, dass sich Celia darüber bewusst war, dass er in einem Buch über Wappenkunde geblättert hatte.
    Jonathan ging an diesem Abend wie gewöhnlich aus. Doch zum ersten Mal fragte sich Celia, wohin er ging.
    Sie entschied, dass sie nicht annähernd genügend Neugier gezeigt hatte, was ihn anging.
    Nach dem Abendessen saß sie in ihrem Zimmer und bemühte sich, einen Brief an Daphne zu formulieren, doch ein Durcheinander von den Eindrücken des Tages lenkte sie ab. Die Informationen von Audrianna waren am beunruhigendsten gewesen. Dass sich Sebastians Mutter an mehr als zwanzig Jahre alte Gerüchte erinnerte, sollte man nicht unterschätzen. Diese Frau mochte für ihren Sohn und seine Frau eine Belastung darstellen, aber niemand konnte ihr in solchen Angelegenheiten die Sachkündigkeit absprechen.
    Hatte Alessandra es getan? Indiskretionen von den wichtigen Männern, die sie aufgesucht hatten, zusammenzutragen, um sie dann an ihren französischen Geliebten weiterzugeben? Oder an jemand anderen, einen anderen Mann? Und wenn dem so war, hatte sie es aus Liebe oder wegen des Geldes getan? Vielleicht gab es einen guten Grund dafür, warum die Geschäftsbücher unauffindbar waren.
    Celia dachte lange darüber nach, länger als nötig, das wusste sie. Schließlich akzeptierte sie, dass sie damit andere Erinnerungen an den Tag vermied. Sie wollte insbesondere nicht über das Heraldikbuch nachdenken, das sich Jonathan in Summerhays’ Bibliothek angesehen hatte.
    Er musste die kolorierten Wappen aus der Foliomappe ihrer Mutter nicht nachsehen. Sie hatte ihm die entsprechenden Namen bereits gegeben. Natürlich konnte es immer noch sein, dass er die Richtigkeit ihrer Angaben überprüfen wollte, bevor er weiterforschte. Sie wünschte sich, sie hätte das glauben können. Sie wollte es so sehr.
    Sie ging an ihren Schreibtisch und öffnete die Mappe. Die Aquarelle lagen immer noch auf den anderen Zeichnungen. Sie arbeitete sich durch die Wappen zu den nicht kolorierten vor und begann sie umzudrehen. Vielleicht war an ihnen ja etwas, von dem er glaubte, dass es ihr ebenfalls nützlich sein könnte. Sie fragte sich, was das sein könnte.
    Sie musterte die Bilder und ihre Rückseiten. Als sie fast mit dem Stapel durch war, bemerkte sie etwas, das ihrem Herzen einen Stich versetzte. Auf den letzten fünf standen nur Daten, die inzwischen fünf Jahre zurücklagen. Und sie war sicher, dass sie heute Morgen noch nicht so angeordnet gewesen waren.
    Diese Wappen hatten nichts mit ihrem Vater zu tun. Dafür waren die Daten noch nicht alt genug. Und doch waren sie für Jonathan interessant gewesen. So interessant, dass er sie aussortiert hatte. War er dann in Summerhays’ Bibliothek gegangen, um herauszufinden, welche Männer sich dahinter verbargen?
    Die logische Schlussfolgerung drängte sich ihr auf und versetzte ihrem Herzen einen überraschend schmerzhaften Stich. Zu dem Schmerz gesellte sich ein nicht geringer Teil von Demütigung. Sie versuchte sich mit Zorn dagegen zu wappnen, doch das half nicht gegen die Enttäuschung.
    Es war dumm von ihr gewesen zu glauben, dass sie für ihre Affäre nicht den Preis zu bezahlen hatte, der das Leben und die Herzen aller Frauen zeichnete. Sie hatte auf naive Weise gedacht, dass sie nichts zu verlieren hätte.
    Höchstwahrscheinlich hatte seit dem ersten Abend, an dem sie Jonathan in ihrem Haus getroffen hatte, mehr dahintergesteckt, als sie geahnt hatte. Und nun war es an der Zeit herauszufinden, was das war.
    Jonathan betrat das Haus durch die Gartentür, wie er das immer tat. Er hatte keine Lichter darin gesehen, als er von der Straße aus hinaufgeschaut hatte.
    Er wurde von Schweigen begrüßt. Nicht nur von dem eines Haushalts, der zur Ruhe gekommen war, sondern von etwas, das noch stiller und allgegenwärtiger war. Er blieb auf der ersten Treppenstufe stehen und lauschte. Normalerweise drangen leise Geräusche aus Celias Zimmer. Heute knarrten nicht mal die Dielen.
    Er war zu lange bei Castleford geblieben. Das Entgegenkommen eines Herzogs forderte Gegenleistungen, besonders von jemandem wie Jonathan Albrighton. Am heutigen Abend war Castleford entschlossen gewesen, seinen Gast in seine Exzesse hineinzuziehen. Und es hatte beträchtliche Raffinesse erfordert, um der geplanten Orgie zu entgehen.
    In seinem Zimmer zündete er eine Kerze an und zog seinen Mantel aus, während er

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