Eine Lady zu gewinnen ...
teilzunehmen – die zu allem Überfluss nicht an einem Sonntag stattfinden konnte – und am Montag rechtzeitig auf Waverly Farm zu sein. Er würde es nicht vor Dienstag schaffen.
Verdammt.
Aber es gab keine andere Möglichkeit. Er musste bei der Untersuchung dabei sein. Wenn Benny ermordet worden war, dann bedeutete das vielleicht, dass auch seine Eltern anders zu Tode gekommen waren, als sie es bisher angenommen hatten. Und vielleicht war durch Bennys Tod ein für alle Mal die Möglichkeit verloren, herauszufinden, wer der geheimnisvolle Mann im Stall gewesen war.
Aber er musste Virginia eine Nachricht zukommen lassen.
In diesem Moment ging Annabel den Gang entlang, und ihm kam eine Idee.
Annabel, würdest du mir einen Gefallen tun?«
»Natürlich.«
»Könntest du für mich …«
17
»Wie war der Gottesdienst?«, fragte Poppy, als Virginia das Speisezimmer betrat. Er hatte die Zeitung gelesen, während er auf ihre Rückkehr gewartet hatte, aber jetzt gab er dem Diener ein Zeichen, das Mittagessen aufzutragen.
Sie setzte sich und zog ihre Handschuhe aus. »Die Predigt war schön.«
Poppy ging nie zur Kirche. Er hatte seit Rogers Begräbnis keinen Gottesdienst mehr besucht. Anscheinend machte er Gott ebenfalls für Rogers Tod verantwortlich. Sie verstand seine Gefühle, doch hatte sie selbst nicht den Mut, am Sonntagmorgen zu Hause zu bleiben. Die Leute klatschten ohnehin schon genug über sie und ihre Schwierigkeiten mit der Farm. Da musste die ganze Stadt sie nicht noch zusätzlich für gottlose Heiden halten.
Zumal sie sich seit gestern tatsächlich wie eine gottlose Heidin fühlte. Sie hatte in der Kirchenbank gesessen und befürchtet, jeden Moment vom Blitz erschlagen zu werden. Nach dem, was sie mit Gabriel getan hatte, musste sie von Sinnen gewesen sein, sich in das Haus Gottes zu wagen. Und doch bereute sie nichts. Gabriel und sie würden heiraten, daher konnte es nicht gar so sündhaft sein, nicht wahr?
Aber sie musste die Sache mit der Heirat noch Poppy beibringen. Wie zum Teufel sollte sie das anstellen?
Der Diener brachte das sonntägliche Roastbeef mit weißen Rüben aus der Küche, und sie machten Konversation, während sie aßen. Es musste doch irgendwie möglich sein, das Gespräch auf Gabriel zu lenken, ohne das Poppy sofort einen Wutanfall bekam.
»Übrigens«, sagte Poppy, während er eine große Portion Stachelbeeren mit Sahne vertilgte, »einer unserer Jährlinge hat gestern auf dem Markt einen guten Preis erzielt. Wenn du ein paar neue Sachen zum Anziehen möchtest, ließe sich das machen. Wir müssen dich doch ordentlich ausstatten, wenn du Pierce heiratest.«
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ich werde Pierce nicht heiraten.«
Er erhob sich und ging hinüber zum Büfett, um sich einen Brandy einzugießen. »Natürlich wirst du. Es ist die perfekte Lösung. Du heiratest Pierce, er erbt die Farm, und ihr beide könnt hier wohnen und sie zusammen bewirtschaften …«
»Pierce? Die Farm bewirtschaften?« Sie schnaubte. »Pierce erkennt doch nicht mal den Unterschied zwischen einem Sommerbeschlag und einem Winterbeschlag … und einem Schwein ist er höchstens mal als Sonntagsbraten nahe gekommen.«
Ein besorgter Ausdruck glitt über Poppys Gesicht. »Aber du hättest ein Zuhause mit ihm. Und ihr könntet auch auf dem Gut in Hertfordshire wohnen.«
»Du meinst auf dem Gut, wo Pierce es selbst kaum drei Tage aushält?« Sie hatte sich oft gefragt, warum das so war. Es hatte wohl etwas mit ihrer Tante, der Mutter von Pierce, zu tun, aber sie war sich nicht sicher. Klar war nur, dass er so wenig Zeit wie möglich an dem Ort verbrachte, wo er aufgewachsen war. Er kam seinen Verpflichtungen dort nach, aber nicht mehr. »Dann wohnt ihr eben immer hier und lasst die Farm und das Gestüt von einem Verwalter bewirtschaften«, sagte Poppy, offensichtlich mit seinem Latein am Ende. »Es spielt doch keine Rolle, wo ihr wohnt, solange ihr zusammen seid.« Er sah sie lange an. »Solange du versorgt bist.«
»Ich kann ihn nicht heiraten«, sagte sie sanft. »Er ist wie ein Bruder für mich. Es würde nicht funktionieren.«
»Wenn du es versuchst, wird es funktionieren.« Ein verzweifelter Unterton lag in seiner Stimme. »Komm schon, Lämmchen, er ist ganz versessen darauf, dich zu heiraten.«
Zur Hölle mit Pierce und seinem Unsinn. Sie hätte ihm niemals erlauben dürfen, es so weit zu treiben. »Pierce ist genauso wenig versessen darauf, mich zu heiraten, wie ich darauf versessen
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