Eine Lady zu gewinnen ...
wieder ein Rennen zu fahren. Wenige Minuten später saß er im Sattel und war auf dem Weg zurück nach Halstead Hall.
Nach etwa drei Meilen erlebte er jedoch eine Schrecksekunde. Auf der Landstraße kam ihm eine Kutsche entgegen. Glücklicherweise bemerkte er sie früh genug, um sein Pferd in das Gehölz am Straßenrand zu lenken. Er dankte Gott, dass er so schnell reagiert hatte, denn als das Gespann vorbeirumpelte, sah er, dass es die Kutsche des Generals war.
Das war gefährlich knapp gewesen. Wenn der General ihn hier gesehen hätte, dann hätte er erraten, dass Gabe von Waverly Farm kam. Sosehr sich Gabe auch wünschte, Virginia auf der Stelle zu heiraten, so gut verstand er ihr Bedürfnis, den Segen ihres Großvaters zu bekommen.
Überdies sollte er es vermeiden, den alten Mann gegen sich aufzubringen. Es war gut möglich, dass sie eine ganze Weile unter einem Dach leben würden, zumindest so lange, bis Gabe sein Erbe ausbezahlt bekam. Wenn er es jemals ausbezahlt bekam.
Der Gedanke führte rasch zu anderen Gedanken über ihre Zukunft und das Leben, das sie führen würden, die ihn den ganzen Weg zurück nach Halstead Hall beschäftigten. Er war noch so versunken, als er in den Hof des Gutshauses einritt, dass er das hektische Treiben, das in den Stallungen herrschte, zunächst nicht bemerkte.
Doch als Jarret mit langen Schritten aus dem Stall kam, das Gesicht von Sorge zerfurcht, schreckte er aus seinen Grübeleien auf und brachte sein Pferd zum Stehen.
»Wo zur Hölle warst du?«, grollte Jarret, als Gabe absaß.
Gabe war sofort auf der Hut. »Warum willst du das wissen?«
»Als du heute Morgen verschwunden warst, sagte ein Stallbursche, du hättest dich auf Lyons’ Landsitz mit Wheaton zu einem Rennen verabredet.« Jarrets Stimme hatte einen schneidenden Unterton. »Und als Pinter mit seinen Neuigkeiten kam …«
»Was für Neuigkeiten?«, fragte Gabe scharf.
Jarret ging nicht auf seine Frage ein. »… bin ich hinüber zu Lyons geritten, um dich zu holen, aber er sagte mir, dass du schon vor Stunden aufgebrochen seist, obwohl du am Kopf verletzt warst. Wir haben die ganze Gegend durchkämmt und nach dir gesucht. Wir dachten, du wärst durch den Blutverlust ohnmächtig geworden und vom Pferd gestürzt.«
»Oh, um Himmels willen«, stieß Gabe hervor. »Es war bloß ein Kratzer.«
In diesem Moment gesellte sich Oliver zu ihnen. »Lyons hat etwas anderes gesagt. Meine Männer haben die ganze Strecke abgeritten, um nach dir zu suchen.«
»Wir haben sogar in allen Gasthäusern von Ealing nach dir gefragt«, fügte Jarret hinzu.
»Jetzt bin ich ja hier«, erwiderte Gabe verdrossen. Er hatte nicht vor, ihnen zu verraten, wo er gewesen war. »Könnte mir jetzt bitte jemand sagen, was zur Hölle Pinters Neuigkeiten sind?«
»Man hat Benny May gefunden.«
Gabe sah Jarret überrascht an. »Gut. Wird Pinter mit ihm sprechen?«
»Ich fürchte, das wird nicht mehr möglich sein«, sagte Oliver. »Benny May ist tot.«
Gabe sog scharf die Luft ein und blickte hinüber zu den Ställen, ohne wirklich etwas zu sehen, während sich in seinem Kopf tausend Gedanken überschlugen. Schon wieder war jemand, der ihm nahegestanden hatte, gestorben. Und obwohl er wusste, dass es nichts mit ihm zu tun hatte, fühlte er sich irgendwie dafür verantwortlich.
»Wie ist er gestorben?«, fragte er heiser.
Jarret und Oliver tauschten einen Blick, dann sagte Jarret in sanfterem Ton: »Wir wissen es noch nicht. Aber es gibt Hinweise darauf, dass er keines natürlichen Todes starb.«
»Der Constable in Woburn erinnerte sich daran, dass Pinter ihn vor einigen Wochen nach Benny gefragt hatte«, erklärte Oliver. »Als die Leiche eines Mannes im Wald gefunden wurde, der die gleiche Größe und die gleiche Haarfarbe wie Benny hatte, hat er Pinter benachrichtigt. Er bewahrt die Leiche auf, bis Pinter zur Untersuchung der Todesursache da sein kann.«
Gabes Blick wandte sich wieder seinen Brüdern zu. »Ich will mit dabei sein.«
»Das haben wir uns gedacht«, sagte Jarret. »Oliver wird auf dem Gut gebraucht, aber du und ich können Pinter begleiten. Er ist in seinem Büro und gibt seinem Sekretär Anweisungen für seine anderen Fälle. Wir treffen ihn dort, sobald du reisefertig bist.
»Ich bin sofort fertig.« Mit langen Schritten ging Gabe auf das Haus zu.
Erst als er schon in seinem Schlafzimmer war, dämmerte es ihm. Es war vollkommen unmöglich, nach Woburn zu fahren, dort an der Untersuchung von Bennys Todesursache
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