Eine Lady zu gewinnen ...
sah er sie nicht an. »Ich gehe an den Ort, wo ich vergessen kann, woran ich mich erinnere.« Er warf ihrem Großvater einen Blick zu. »Sagen Sie Devonmont, er soll gut auf sie aufpassen.«
Dann ging er mit langen Schritten zur Tür hinaus.
»Gabriel!« Sie wollte ihm nacheilen, doch Poppy ergriff ihren Arm. »Lass mich los!«, protestierte sie und versuchte seine Hand abzuschütteln.
Lord Jarret sagte: »Ich hole ihn zurück«, und eilte hinaus.
»Lass es gut sein, Lämmchen«, sagte Poppy. »Ich habe dir ja gesagt, was Rogers Worte in jener Nacht waren. ›Wenn ein Gentleman in betrunkenem Zustand eine Wette annimmt, gibt es dann irgendeine ehrenvolle Art für ihn, von der Wette zurückzutreten?‹ Es ist offensichtlich, dass dein Bruder die Wette nicht eingehen wollte und Lord Gabriel ihn dazu gedrängt hat.«
»Das ist nicht seine Art«, protestierte Mrs Plumtree.
Virginia gab ihr recht. Der Gabriel, den sie kannte, würde niemals jemanden zu irgendetwas nötigen. Sie mochte sich nicht sicher sein, was in jener Nacht passiert war, aber einer Sache war sie sich sicher: Gabriel trug nicht mehr Schuld an den Ereignissen als Roger.
Mrs Plumtree sah Poppy wütend an. »Nur wegen ein paar Worten, die Ihr Enkel gesagt hat, haben Sie sich in den Kopf gesetzt, dass Gabe ein Ungeheuer ist. Dabei ist es offensichtlich, dass Roger gelogen hat. Ihr Zorn hat sie vollkommen blind gemacht.«
»Aber Sie sehen klar?«, knurrte Poppy.
»Es war ein Unfall«, sagte Mrs Plumtree. »Ein tragischer, dummer Unfall. Gabriel hatte nicht vor, Ihren Enkel umzubringen. Er hat sich verhalten wie ein unbesonnener junger Mann, ja. Aber es war Roger, der ihn aus dem Bett geholt hat, Roger, der den Weg zur Rennstrecke eingeschlagen hat. Denken Sie daran, wenn Sie Anschuldigungen gegen meinen Enkel erheben.«
Mrs Plumtrees Worte schienen Poppy aus dem Konzept zu bringen. Was sie sagte, klang logisch. Wenn Gabriel die Wahrheit sprach – und Virginia wusste tief in ihrem Herzen, dass er nicht log –, dann war Roger derjenige gewesen, der auf das Rennen gedrängt hatte.
Und was noch wichtiger war: Das alles lag sieben Jahre zurück. Und ganz gleich, was Gabriel dachte, es änderte nichts daran, dass sie ihn liebte.
Ich verdiene dich nicht.
Sie war von Sinnen gewesen, ihn auch nur einen Moment lang glauben zu lassen, dass er ihrer nicht wert war. Ihn glauben zu lassen, dass er es nicht wert war, geliebt zu werden. »Ich muss mit Gabriel sprechen.«
In diesem Moment kam Lord Jarret zurück. »Er ist fort, befürchte ich. Als ich in den Stall kam, war er dabei, ein Pferd zu satteln, und sagte, ich solle ihn in Ruhe lassen. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber er ist einfach aufgesessen und weggeritten.«
»Wohin?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, sagte Lord Jarret. Seine Augen waren voller Mitgefühl.
»Er wird schon zurückkommen«, sagte Mrs Plumtree. »Das tut er immer.«
»Hat er so etwas schon einmal gemacht?«, fragte Virginia.
»Ein paar Mal. Immer dann, wenn die Erinnerung an Rogers Tod ihn quält. Dann verschwindet er Gott weiß wohin, und das Nächste, was man von ihm hört, ist die Nachricht, dass er sich auf irgendein törichtes Rennen eingelassen hat.«
Sie hatte ihn verloren. Sie hatte ihn gehen lassen in seinem Selbsthass, und jetzt hatte sie ihn verloren. Sie hatte ihm nicht einmal gesagt, dass sie ihn liebte!
»Warum ist er so besessen davon, Rennen zu fahren? Er sagt, es sei wegen des Geldes, aber ich könnte schwören, dass es um mehr geht.«
Traurigkeit spiegelte sich in Mrs Plumtrees Gesicht wider. »Das ist seine Art, sich gegen die Angst zu wehren, dass er so enden könnte wie Roger und seine Eltern: tot, bevor seine Zeit gekommen ist.«
Ich will nicht vor meiner Zeit in der Erde vermodern. Aber ich weiß nicht, wie ich es verhindern soll.
Aber da war noch mehr. Irgendetwas übersah sie. Da war noch etwas anderes.
»Lass uns nach Hause gehen«, sagte Poppy sanft. »Es ist zwecklos hierzubleiben. Wenn du unbedingt mit dem Mann reden musst, dann bringe ich dich morgen wieder her. Aber jetzt brauchst du Schlaf.«
»Ich gehe nicht weg«, sagte sie fest. »Nicht, bevor Gabriel zurück ist.«
»Ihr Großvater hat recht, Sie brauchen Schlaf«, mischte sich Mrs Plumtree überraschend ein. »Aber Sie können hier übernachten. Wir haben jede Menge Platz.«
Poppy starrte Mrs Plumtree an. »Wenn sie bleibt, dann bleibe ich auch.«
»Das lässt sich einrichten.« Mrs Plumtrees fester Blick ließ Poppy
Weitere Kostenlose Bücher