Eine Lady zu gewinnen ...
aller Kraft die Zügel zurück. Er musste zu Roger! Doch die Pferde rasten weiter. Es gab kein Halten. Und jetzt ragte ein seltsamer neuer Felsen vor ihm auf, und er raste direkt darauf zu und konnte nicht stoppen … konnte nicht stoppen … konnte nicht …
Wie jedes Mal wachte Gabe in kalten Schweiß gebadet auf. Er lag mit klopfendem Herzen da und starrte an die Decke, die Hände in das Bettlaken gekrallt.
Er versuchte, seinen keuchenden Atem zu beruhigen, und zwang seine Hände, das Laken loszulassen. Dann richtete er sich im Bett auf, schwang die Beine über die Bettkante und starrte aus dem Fenster in die anbrechende Morgendämmerung.
Sein Herz schlug noch immer wie wild in seiner Brust, und er kämpfte darum, ruhiger zu werden. Seit fast zwei Jahren hatte er diesen Traum nicht mehr gehabt. Warum zur Hölle war er heute Nacht zurückgekommen?
Als er wieder klarer denken konnte, wusste er warum. Wegen dem gestrigen Rennen. Wegen ihr. Diese vermaledeite Virginia Waverly hatte alles wieder aufgewühlt. Zur Hölle mit ihr. Er musste verrückt gewesen sein, sie ernsthaft als Ehefrau in Betracht zu ziehen. Wenn er ihr half, erweckte er nur die Vergangenheit zu neuem Leben.
Er stand auf, trat ans Fenster und öffnete es. Kühle Nachtluft strömte herein, und er atmete sie in tiefen Zügen ein, damit ihre Kälte seinen Traum vertrieb.
Großmutter hatte recht. Nur weil er heiraten musste, hieß das nicht, dass es unbedingt Rogers Schwester sein musste. Auf jedem verfluchten Ball konnte er scharenweise Frauen finden, die sich glücklich schätzen würden, wenn ihnen der Sohn eines Marquess den Hof machte. Und im Übrigen wollte Virginia seine Hilfe gar nicht. Nein, sie wollte diesen Narren Devonmont.
Er starrte finster vor sich hin. Dieser Graf dachte, er könnte einfach so daherkommen und alles in Ordnung bringen, indem er sie heiratete. Und offensichtlich war sie derselben Meinung.
Liebst du mich wirklich, Cousin?
Devonmont würde die Liebe nicht einmal erkennen, wenn sie direkt vor ihm stünde. Wie konnte sie auf den Unsinn hereinfallen, den dieser Narr von sich gab? Wie um alles in der Welt konnte sie auf den Gedanken kommen, diesen herumhurenden, gewissenlosen Dreckskerl zu heiraten?
Diesen adligen Dreckskerl mit seinem Grundbesitz, der die Farm erben würde, auf der sie aufgewachsen war.
Er stöhnte auf. Das war es. Aus dieser Perspektive betrachtet, ergab plötzlich alles einen Sinn. Auf den ersten Blick konnte Devonmont Virginia tatsächlich mehr bieten als Gabe. Sie gehörten zu ein und derselben Familie, Devonmonts Vermögen war nicht davon abhängig, dass er das Ultimatum einer Großmutter erfüllte, und Devonmonts Ruf wurde auch nicht von einem Familienskandal überschattet. Und er war an dem Unfall, bei dem Virginias Bruder ums Leben gekommen war, nicht beteiligt gewesen.
Aber eine Frau von so leidenschaftlichem Naturell wie Virginia würde mit Devonmont niemals glücklich werden, verdammt! Der Bastard war unfähig, treu zu sein – er würde wahrscheinlich schon in der Hochzeitsnacht durch die Bordelle ziehen.
Und im Übrigen begehrte sie ihn – und nicht Devonmont.
Gabes Hände umklammerten den Fenstersims, während er sich an den Blick erinnerte, mit dem sie ihn nach Celias Geständnis angesehen hatte. Er dachte daran, wie sie gestern im Labyrinth in seinen Armen dahingeschmolzen war, als er sie geküsst und ihre Brüste gestreichelt hatte und …
Verdammt, verdammt, verdammt.
Er durfte nicht zulassen, dass sie Devonmont heiratete. Er hatte die Verpflichtung, sie und ihre Familie zu retten – das war der Grund seiner Werbung um sie, und daran hatte sich nichts geändert. Es hätte genauso gut ihn treffen können, dann wäre er mit gebrochenem Genick am Nadelöhr zurückgeblieben, und dann hätte Roger mit Sicherheit ebenfalls alles getan, um Wiedergutmachung zu leisten. Er schuldete es Roger, Virginias Zukunft zu sichern.
Unwillkürlich schossen ihm Devonmonts Worte durch den Kopf: Ich schätze deine Intelligenz, deinen Geist und dein gutes Herz. Sharpe will dich nur in seinem Bett.
Das war nicht der Grund, weshalb er ihr den Hof machte! Es hatte nichts damit zu tun, dass sie sein Blut in Flammen setzte oder ihn zum Lachen brachte, nichts damit, wie ihre bissigen Bemerkungen und ihre Sorge um seine Sicherheit ihn aus dem Gleichgewicht brachten, das Unterste in ihm zuoberst kehrten und ihn …
Mit einem Fluch wandte er sich vom Fenster ab. Es hatte nicht das Geringste mit alldem zu
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