Eine Lady zu gewinnen ...
ist nicht töricht. Sie wird seinen wahren Charakter rechtzeitig erkennen.«
Jetzt war es an ihr, finster dreinzuschauen. »Mein Enkel ist nicht der Teufel, den Sie aus ihm gemacht haben. Er hat unter Rogers Tod mehr gelitten, als Sie sich vorstellen können.«
»Was ihm ganz recht geschieht«, stieß er hervor.
»Ich stimme Ihnen zu, dass es verantwortungslos von Gabe war, gegen Roger auf dieser Strecke anzutreten, aber wir wissen beide, dass junge Männer stets nur tun, wonach ihnen der Sinn steht. Und Ihr Enkel trug ebenfalls eine Mitschuld an dem Unfall.«
Seine blauen Augen funkelten sie an. »Wie es scheint, werden Sie und ich uns darauf einigen müssen, dass wir uns in diesem Punkt nicht einig sind.«
Sie hätte die Unterhaltung über dieses Thema gern weitergeführt, aber er hatte sich seine Meinung gebildet, und etwas so Unbedeutendes wie die Wahrheit würde ihn nicht veranlassen, sie zu ändern. »Ich bitte Sie nur, dass Sie mit Ihren Torheiten Ihre Enkelin nicht an einer vorteilhaften Heirat hindern.«
»Wäre es denn eine vorteilhafte Heirat?«
»Meinen Sie denn, dass es für sie vorteilhafter wäre, ihren Cousin zu heiraten?«
Er sah sie fest an. »Ja, das meine ich.«
»Dann sind Sie blind, Sir. Jedermann kann auf den ersten Blick sehen, dass die beiden sich nicht lieben. Zumindest nicht im romantischen Sinne.«
»Sie wissen doch gar nichts über die beiden.«
»Ich weiß, dass es nicht klug ist, zu heiraten – egal wie zweckmäßig es auch für sie sein mag –, wenn sie einander nicht lieben.«
»Ich selbst habe meine verstorbene Frau in einer arrangierten Hochzeit geheiratet«, sagte er hitzig, »und doch ist eine tiefe Liebe zwischen uns gewachsen. Warum sollte das nicht auch bei den beiden funktionieren? Sie mögen sich jetzt schon recht gern, und es ist eine praktische Lösung für den Fortbestand von Waverly Farm.«
»Warum ist dann von den beiden bisher keiner auf diese Idee gekommen?«
Er wurde rot, weil er sich so beherrschen musste. »Lord Gabriel hat Pierce in Zugzwang gebracht, das ist alles.«
»Und es kümmert Sie nicht, dass Ihr Neffe den Ruf eines lasterhaften Wüstlings hat?«
»Ich bin weniger über den Ruf meines Neffen als über den Ruf ihres Enkels besorgt. Pierce würde Virginia niemals verletzen – dessen bin ich mir sicher. Bei Lord Gabriel hingegen habe ich diesbezüglich starke Zweifel.«
Sie seufzte. Er war wirklich unerträglich starrköpfig. Und engstirnig. »Sie glauben, dass ich nicht begreife, was Sie empfinden, aber ich begreife es sehr wohl. Sie machen sich Sorgen um sie. Sie beide werden von Jahr zu Jahr älter, und Sie befürchten, dass sie, wenn sie noch länger mit dem Heiraten wartet, niemanden mehr finden wird und ganz allein auf der Welt bleibt.«
»Es ist nicht gut für eine Frau, ganz allein auf der Welt zu sein.«
»Für einen Mann ist es auch nicht gut.«
Ihre Blicke hielten einander fest. Sie sprachen jetzt nicht mehr von ihren Enkelkindern, und sie wussten es beide. Sie schluckte hart. Es war lange her, seit ein Mann zum letzten Mal ihre Gedanken gelesen hatte. Sie hatte vergessen, wie beunruhigend das sein konnte.
Sie räusperte sich und blickte in Richtung des Salons. »Warum, glauben Sie, habe ich mein Ultimatum gestellt? Weil meine Enkelkinder sonst nie geheiratet hätten.«
»Ich bin sicher, dass Sie richtig gehandelt haben. Ich hätte dasselbe getan. Aber ich verstehe nicht, warum Sie darauf bestehen, dass sie alle heiraten sollen, und dann noch innerhalb eines Jahres. Drei von ihnen sind nun unter der Haube, und bei zweien kündigt sich Nachwuchs an – warum zwingen Sie die beiden anderen, sich ebenfalls Ihren Plänen zu unterwerfen?«
Sie hatte sich diese Frage bereits selbst gestellt. War sie vielleicht genauso starrköpfig und eigensinnig wie ihre Enkelkinder?
Sie dachte an Gabe, der sich der Gefahr an den Hals warf, um den Schmerz seines Verlusts nicht zu spüren. Und an Celia, die sich kaum an ihre Eltern erinnerte, aber sich immer noch bemühte, ihnen so wenig wie möglich zu ähneln.
Es war kein Geheimnis für Hetty, warum das Mädchen so versessen aufs Schießen war. Celia hatte ihr ganzes Leben in dem Glauben verbracht, dass ihre Mutter töricht genug gewesen war, ihren Vater versehentlich zu erschießen. Also hatte sie beschlossen, den richtigen Umgang mit einer Waffe zu beherrschen, um der Welt zu beweisen, dass wenigstens eine Sharpe mit einem Gewehr umzugehen verstand.
Celia hätte dabei aber niemals
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