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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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losließ.
    Poppy lächelte wieder und klopfte ihr auf die Schulter. »Frag ihn. Sei tapfer, sei ehrlich.« Sie nickte. »Er wartet auf dich.«
    Teresa öffnete die Tür und ging hinein.
    Der Raum war klein und gemütlich. Auf einem bemalten Fenster wurde eine Bibelszene dargestellt: Jesus auf einem Hügel sitzend, umringt von Kindern aller Rassen. Das Fenster war geschlossen, aber Teresa wußte, daß es zum Hof führte. Das schwache Licht, das hindurchfiel, überraschte sie, denn wieso ging die Sonne plötzlich im Westen auf? Wie dem auch sei, das bunte Glas leuchtete in warmen Farben und sah wunderschön aus. Auf dem Fensterbrett stand eine Vase mit frischen Blumen, deren Duft den Raum erfüllte.
    Der Priester war ungefähr fünfzig Jahre alt. Er saß auf einem einfachen Holzstuhl neben dem Fenster und las im Kerzenschein ein Buch. Er war ganz in Braun bekleidet und hatte dünnes, silberweißes Haar und eine rosige Gesichtsfarbe. Als sie eintrat, blickte er mit freundlichen grauen Augen zu ihr hoch. Er klappte sein Buch zu und bedeute ihr, auf dem Stuhl vor ihm Platz zu nehmen.
    »Hi«, sagte sie, ging durch den Raum und setzte sich Die beiden Stühle standen nicht so dicht beisammen, daß sie sich hätte beengt fühlen müssen. Sie schlug die Beine übereinander und ließ sich von der Wärme des Raumes durchströmen. Ihr Zittern und ihre Übelkeit ließen nach, ihr Handgelenk jedoch pochte nach wie vor, Der Priester lächelte freundlich, und sie fügte hinzu »Poppy wollte, daß ich mit Ihnen spreche.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Willst du mit mir sprechen, Teresa?«
    Sie war verblüfft. »Woher kennen Sie meinen Namen Hat Poppy Sie angerufen und Ihnen gesagt, daß ich kommen würde?«
    »Sozusagen. Aber du wirst sehen, ich weiß noch eine ganze Menge mehr über dich. Ich sage das nicht, um dich nervös zu machen, es gehört einfach zu meinem Beruf.«
    Teresa fühlte sich unbehaglich. »Ich habe heute nach schon eine Frau kennengelernt, die alles über mich wußte. Ich mochte sie nicht besonders. Sie hat mir Angst gemacht.«
    »Mache ich dir Angst?« fragte er sanft.
    Sie überlegte eine Weile. In dem Raum herrschte eine warme, angenehme Atmosphäre. Es war so, als wäre sie nach einem langen Abenteuer endlich nach Hause gekommen.
    »Nein«, sagte sie. »Sie scheinen ein guter Mensch zu sein. Aber ich kann Ihnen gleich sagen, daß ich nicht weiß, wieso ich überhaupt mit Ihnen rede. Ich bin nicht katholisch, und ich bin noch nie bei einer Beichte gewesen.« Sie gestikulierte hilflos mit den Händen. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen. Meines Wissens warst du bis vor kurzem mit einem jungen Mann liiert. Ihr habt euch getrennt, und das war sehr schmerzvoll für dich.«
    Teresa zuckte mit den Schultern. »Ich werde schon drüber hinwegkommen. Ist nicht so wichtig.«
    »Doch, es ist sehr wichtig für dich.«
    Sie lächelte. »Können Sie meine Gedanken lesen?«
    »Ich sehe den Schmerz in deinem Gesicht. Erzähle mir einfach alles, Teresa.«
    Teresa überlegte. Er hatte eine gute Intuition, das mußte sie ihm lassen. Es würde nichts schaden, wenn sie ihm erzählte, was Bill ihr angetan hatte. Sie hatte während der ganzen Nacht sowieso von nichts anderem gesprochen.
    »Na gut«, begann sie. »Bill war mein Freund, mein erster Freund! Er hat mir sehr viel bedeutet, und ich dachte, auch ich würde ihm viel bedeuten. Jedenfalls hat er sich so benommen. Er verschaffte mir einen Job als Sängerin in einem angesehenen Club. Er gab mir Selbstvertrauen, etwas, das ich vorher nie hatte. Aber dann betrog er mich mit meiner besten Freundin, Rene, und machte alles kaputt.«
    »Du sagst, er hätte dir Selbstvertrauen gegeben. Was hat er noch für dich getan?«
    »Eine ganze Menge. Er hat mich Dinge fühlen lasse die ich nie zuvor gefühlt hatte. Er hat mir Geschenke gemacht. Er hat einfach alles für mich getan. Einmal war ich krank, und er hat mich zum Arzt gebracht, als... « Ihr Stimme wurde brüchig. »Aber ich habe auch eine Menge für ihn getan. Ich habe mich ihm völlig hingegeben, aber er sich nicht mir.«
    »Wieso hat er sich dir nicht hingegeben?« fragte der Priester.
    »Weil er ein Idiot ist, deswegen. Tut mir leid, aber ich glaube, darauf läuft es hinaus.«
    »Meinst du, er hat dich geliebt, bevor er deine Freundin Rene kennengelernt hat?«
    »Jedenfalls hat er das behauptet. Und ich habe ihm geglaubt. Aber es war eine Lüge.«
    »Glaubst du, er liebt dich

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