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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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erste Hoffnung war, dass sie sich bewaffnet hatten. Leider nicht. Sie mussten direkt hierher gerannt sein, ohne sich vorher auszurüsten. Wenn sie gehofft hatten, mich zu schnappen, wurde der Plan von den versammelten Männern durchkreuzt, die mich vor ihnen kriegen wollten. Diese Renegaten stürzten sich johlend auf uns.
    Wir setzten uns zur Wehr, hauten auf alles ein, was struppiges rotes Haar hatte. Der Rauch erstickte uns schier. Wir waren zu wenige. Wenn wir einen Ausbruch wagten, würden sie uns abschlachten. Also kämpften wir, die Jungs mit Holzlatten, während wir gleichzeitig glimmende Holzstücke austraten oder Flammen zu ersticken versuchten. Ein großer Eichenbalken fing schließlich Feuer. Larius und ich bemühten uns, ihn freizuzerren. Über das Gelände hatte sich ein dicker Rauchschleier gelegt. Dadurch entstand der Eindruck, dass wir viel mehr waren. Wir konzentrierten uns darauf, den Dreckskerlen in traditionellem römischem Stil zu zeigen, wer hier das Sagen hatte.
    Drei von uns hatten eine militärische Ausbildung. Ich war ein ehemaliger Fußlatscher, die beiden Camilli hatten als Armeeoffiziere gedient. Selbst Larius, der die Kunst dem Kommiss vorgezogen hatte, war in einem der rauesten Viertel des Imperiums groß geworden. Er kannte ein paar schmutzige Tricks mit Füßen und Fäusten. Zusammenarbeit und Mumm zeigten bald, aus welchem Holz wir geschnitzt waren. Irgendwie gelang es uns, unsere Gegner aus dem Depot zu vertreiben. Dann blockierten wir das Tor mit dem Karren, auf dem die Jungs einen riesigen Baumstamm als improvisierten Rammbock hergerollt hatten. Sie mussten das Zugtier ausgeschirrt und sich selbst als menschliche Mulis vor den Karren gespannt haben. Direkt aus dem Soldatenhandbuch. Aber da wir nichts mehr vor der Deichsel hatten, konnten wir den Karren nicht zum Wegfahren benutzen. Wir saßen hier fest.
    Larius hievte zerbrochene Marmorstücke hoch, um die Karrenräder zu verkeilen, damit niemand unsere Blockade wegziehen konnte.
    »Ein Rammbock!«, rief ich erstaunt.
    »Wir sind gut organisiert«, prahlte Aelianus großspurig.
    »Aber keine Schwerter … Ich dachte, ihr hättet nicht gemerkt, dass ich weggegangen bin.«
    »Wir hörten dich sagen …«
    »Ihr habt nicht geantwortet. Euch im Haus zu haben ist ja geradezu, als hätte man drei zusätzliche Ehefrauen …«
    Da wir vier waren, konnte jetzt jeder von uns eine Seite des Geländes übernehmen. Justinus hieb auf Köpfe ein, die sich über dem Zaun zeigten. »Wenn ich draußen wäre«, rief er, »würde ich als Erstes versuchen das Tor zu stürmen.«
    Ich schlug nach einem Mann, der zu uns herüberlugte. »Dann bin ich froh, dass du hier drinnen bei uns bist. Angreifer, die Strategie benutzen, kann ich nicht brauchen.«
    Das grüne Holz war trocken genug, um jetzt zu brennen, also mussten wir mehr Zeit darauf verwenden, die Funken auszuschlagen, sonst wären wir geröstet worden. Die Hitze von dem brennenden Balken, den wir freigezerrt hatten, machte das Leben wirklich schwierig. Statt darauf zu warten, uns in aller Ruhe einzeln fertig zu machen, sobald der Rauch dichter wurde, hatten unsere Angreifer die tolle Idee, die Zaunlatten anzuzünden. Sie brannten sofort. Eine gewaltige Rauchwolke stieg himmelwärts und musste meilenweit zu sehen sein. Wir hörten neue Stimmen, dann bellten die Hunde wieder. Aelianus sog unwillkürlich die Luft ein. Rufe und Schreie von draußen kündeten eine neue Phase des Kampfes an. Ich gab den Jungs ein Zeichen, dann kletterten wir alle über den Karren und sprangen vor dem Depot hinunter.
    Hier herrschte ein wildes Durcheinander, ein Faustkampf, der sich über die gesamte Straße zog. Ich entdeckte Gaius, der auf einem Pony hinter einem kleinen Mädchen saß – Cyprianus’ Tochter Alla. Vielleicht hatte Gaius die Hilfe geholt. Auf jeden Fall ritt er jetzt im Kreis und stieß Kriegsschreie aus. Die Hundeführer liefen etwas ratlos am Rand des Getümmels herum. Sie konnten sich nicht entscheiden, wo oder wann sie ihre Schützlinge von der Leine lassen sollten. Die Männer, die mich in den Hinterhalt gelockt hatten, waren alle einheitlich in schwere Stiefel und Arbeitertuniken gekleidet, aber sie waren überwiegend blond oder rothaarig und trugen lange Schnauzbärte, wohingegen die neu Angekommenen dunkelhaarig, dunkelhäutig und stoppelbärtig waren. Es waren nicht viele – die meisten Arbeiter hatten sich schon früher zu den Canabae aufgemacht –, aber sie betrachteten sich als römische

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