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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gerichtet, stieß ich gegen einen alten zementverkrusteten Eimer; er rollte über den Rand und krachte unten auf. Jemand stieß einen verärgerten Schrei aus, vermutlich Aelianus. Er schien mich am Boden zu verfolgen.
    Ich kam um die Ecke und wurde vom plötzlichen Anblick des Meeres abgelenkt. Eine Windbö erfasste mich mit beängstigender Stärke. Ich griff nach dem Geländer. Mandumerus hockte wartend da. In einer Hand schwang er den Griff einer Spitzhacke. Er hatte einen Nagel hineingeschlagen. Nicht irgendeinen, sondern ein riesiges Ding wie eins dieser Neun-Zoll-Wunder, die für Torhäuser an Kastellen verwendet wurden. Der Nagel würde direkt durch meinen Schädel hindurchgehen und auf der anderen Seite so weit rausragen, dass man einen Mantel dranhängen konnte. Und einen Hut.
    Er machte einen Scheinangriff. Ich hatte meinen Dolch gezückt. Das brachte mir wenig. Er wich aus. Er war ein großer, bleicher, dickbäuchiger Brutalo, der an Gerstenkörnern und Hautausschlag litt. Narben sagten mir, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Mandumerus kam auf mich zu. Er füllte die ganze Breite des Gerüstbrettes aus. Da er den Hackengriff vor mir hin und her schwang, bot sich mir keine Angriffsfläche, selbst wenn ich mich an ihn rangewagt hätte. Er drosch auf mich ein. Die Nagelspitze traf das Haus, ratschte über das Mauerwerk und hinterließ einen tiefen weißen Kratzer im Kalksteinblock. Ich packte seinen Arm, aber er schüttelte mich ab und stieß mit bösartiger Kraft wieder zu. Ich wollte fliehen, mein Fuß rutschte ab, meine Hand griff erneut nach dem Geländer – und es gab nach.
    Jemand war hinter mir heraufgekommen. Ich wurde unsanft gegen die Mauer geschleudert. Es nahm mir den Atem. Während ich auf die Füße zu kommen versuchte, trat jemand an mir vorbei, federleicht wie ein Trapezkünstler – Larius. Er hatte eine Schaufel in der Hand und einen Gesichtsausdruck, der verriet, dass er sie benutzen würde.
    Justinus musste unten entlanggelaufen und eine andere Leiter hochgeklettert sein. Ich sah ihn jetzt ebenfalls auf unserer Höhe, wie er von der anderen Seite des Gerüsts auf uns zugerannt kam. Er hatte nur seine bloßen Hände, aber er kam mit hoher Geschwindigkeit an. Er packte Mandumerus von hinten mit einer kräftigen Umarmung. Larius nutzte den Überraschungsmoment, hieb dem Brutalo die Schaufel auf die Schulter und zwang ihn so, den Hackengriff mit dem Nagel fallen zu lassen. Ich stürzte mich auf Mandumerus und setzte ihm den Dolch an die Kehle.
    Er warf uns alle ab. Große Götter.
    Mandumerus war wieder auf den Füßen und entschied sich jetzt, das Dach hinaufzulaufen. Er erklomm das Palastdach im schrägen Winkel. Die Dachziegel begannen nachzugeben. Marcellinus schien schlechte Dachlatten verwendet zu haben. (Keine Überraschung, die besten waren wahrscheinlich für seine Villa benutzt worden.) Obwohl er schräg von uns wegkletterte, wirkte sich die steile Neigung des Daches gegen Mandumerus aus. Er schaffte es bis zur Hälfte und verlor dann an Schwung. Da er sich nirgends festhalten konnte, wurde er langsamer. Dann rutschten seine Füße ab.
    »Kein Dachdecker, falsche Stiefel«, gluckste Larius. Er machte sich daran, Mandumerus den Weg abzuschneiden.
    »Pass auf!«, schrie ich. Seine Mutter würde mich umbringen, wenn er sich da oben selbst umbrachte.
    Justinus und ich schoben uns vorsichtig an der Stelle vorbei, wo das Geländer nachgegeben hatte, und folgten dann Larius. Der Brite rutschte langsam die Dachschräge hinunter, senkrecht auf uns drei zu. Wir fingen ihn sauber auf. Er schien aufzugeben. Wir führten ihn zurück zur Leiter, als er sich erneut befreite. Dieses Mal gelang es ihm, mit seinen großen Händen den riesigen Haken eines Flaschenzugs zu packen.
    »Nicht der alte Trick!«, höhnte Larius. »Duckt euch!«
    Die bösartige Klaue aus schwerem Metall kam im Kreis in Gesichtshöhe auf uns zugeschwungen. Justinus sprang zurück. Ich duckte mich. Larius griff einfach nach dem Seil direkt über dem Haken, als der ihn erreichte. Vier Jahre Herumspielerei an Villen in Neapolis hatten ihn furchtlos gemacht. Er schwang sich hinaus. Mit den Füßen voran, trat er Mandumerus gegen die Kehle.
    »Larius! Das war aber nicht nett!«
    Während ich kultivierte Kommentare abgab, rannte Justinus an mir vorbei und half meinem Neffen, den Mann erneut zu bändigen. Die Hand an den Hals gepresst, gab Mandumerus zum zweiten Mal auf.
    Jetzt hatten wir ein Problem. Einen widerstrebenden Gefangenen

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