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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vorarbeiten als auch die Ausführung persönlich überwachen wird. Eine beeindruckende zwanzig Fuß breite Halbkuppel krönt die Apsis, mit gewölbter, stuckverzierter Decke, weiße Rippen, die sich von rotem, purpurfarbenem und tiefblauem Hintergrund abheben. Dort werden Besucher vor den Großen König der Briten treten, thronend wie eine Gottheit …«
    Ich blickte zum Großen König. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Trotzdem ging ich davon aus, dass ihm die Sache gefiel. Das Volk mit seiner Macht und seinem Wohlstand zu beeindrucken gehörte alles mit dazu. Wenn Zivilisation bedeutete, dass er vorgeben musste, ein unter den Sternen inthronisierter Gott zu sein – statt bloß der zielsicherste Speerwerfer in seiner Ansammlung von Hütten –, war er durchaus dafür, auf seine Plinthe zu steigen und Konstellationen so künstlerisch wie möglich um sich anzuordnen. Auf jeden Fall besser, als auf einem wackligen dreibeinigen Hocker zu kauern, während einem die Hühner an den Stiefeln rumpickten.
    Pomponius dröhnte immer noch weiter. »… Mein Entwurf der vier Flügel sieht vor, dass sie stilistisch miteinander verbunden, aber vom Konzept her unterschiedlich sind. Die starke Westflügel/Garten/ Ostflügelachse bildet den öffentlichen Bereich. Der Nord- und der Südflügel werden privater ausfallen – symmetrische Bereiche mit diskreten Eingängen und exquisiten Räumlichkeiten, gruppiert um eigene Innenhöfe. Vor allem für den Nordflügel sind festliche Speiseräume geplant. Der Südflügel wird an zwei Seiten von Kolonnaden gesäumt, von denen man einen Blick auf das Meer hat. Der Ostflügel mit seinem großartigen Eingang und der Versammlungshalle ist für öffentliche Funktionen gedacht, liegt aber im Weiterschreiten hinter dem Besucher. Sobald er das Innere betritt, ist der große Westflügel das Herz des Komplexes, mit der Audienzhalle und den Verwaltungsbüros. Daher habe ich dort die königlichen Privatgemächer untergebracht …«
    »Nein!« Diesmal stieß der König ein Brüllen aus. Pomponius hörte abrupt auf zu plappern.
    Schweigen machte sich breit. Pomponius hatte schließlich den wunden Punkt getroffen. Ich warf Helena einen Blick zu. Wir beobachteten den Fortgang gespannt.
    »Das haben wir doch alles längst besprochen«, nörgelte Pomponius mit gepresster Stimme. »Für die Einheitlichkeit des Konzepts ist es ausschlaggebend …«
    König Togidubnus warf seinen Apfelbutzen in eine Schale. Das Alter hatte seine Sehkraft nicht geschwächt. Der Wurf war präzise gezielt. »Da bin ich anderer Meinung.« Seine Stimme war kalt. »Einheitlichkeit kann durch gemeinsame Entwurfselemente erreicht werden. Durch strukturelle Details und thematische Dekors lassen sich unterschiedliche Elemente miteinander verbinden.« Er schleuderte ihm diese abstrakten Begriffe mit lässigem Schwung entgegen, durchaus ebenbürtig mit dem Architekten.
    Helena saß äußerst still. Unter den Gefolgsleuten des Königs erhob sich ein leises Murmeln, dann schwiegen sie erwartungsvoll. Grinsend schien Verovolcus vor Aufregung fast zu platzen. Alle Briten, schloss ich daraus, hatten gewusst, dass Togidubnus seine Muskeln spielen lassen würde. Sie hatten darauf gewartet, dass er explodierte.
    Auch Pomponius war sich darüber im Klaren. Er hatte bereits die starre Miene eines Mannes aufgesetzt, der wusste, dass sein Klient zu viel Zeit damit verbrachte, Architekturhandbücher zu lesen. »Natürlich wird es Dinge geben, bei denen wir einen Kompromiss schließen müssen.« Niemand, der so etwas sagt, glaubt jemals daran.
    Rasch stellte sich heraus, was den König so wütend gemacht hatte. »Kompromiss? Ich für meinen Teil habe zugestimmt, dass meine Gartenkolonnade abgerissen wird, die schönen Widderhörner mit Keilen abgehauen und die zerschmetterten Kapitelle gestapelt werden, um später als Füllmaterial zu dienen. Ich habe dieses Opfer für die Integrität der Form in dem neuen Komplex gebracht. Weiter werde ich nicht gehen.«
    »Entschuldigen Sie, aber die Einbeziehung des alten Hauses ist eine unwirtschaftliche Verschwendung. Das Fußbodenniveau anzuheben …«
    »Das kann ich ertragen.«
    »Der Bruch wäre unerträglich. Doch was ich meine«, argumentierte Pomponius mit angespannter Stimme, »ist, dass die genehmigten Pläne vorsehen, alles für den neuen Gebäudekomplex abzureißen.«
    » Ich habe das nie genehmigt!« Der König blieb hartnäckig. Genehmigung ist stets ein Problem, wenn ein Bauprojekt vom

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