Eine Leiche im Badehaus
Zustimmung für das Aquädukt vom Statthalter persönlich während seines Staatsbesuchs bekommen.«
»Staatsbesuch?«
»Kam, um sich dem Großen König vorzustellen.«
»Ein großer Spaß?«
»Das können Sie laut sagen«, meinte der Ingenieur. »Wir mussten eine neue Latrine bauen, falls der Statthalter zum Scheißen gehen wollte.«
»Er muss entzückt gewesen sein. Handelt es sich dabei um meinen Kumpel Frontinus?«
»Er hat mit mir gesprochen!«, rief Rectus aufgeregt. Frontinus war äußerst bodenständig.
»Frontinus genießt den Austausch mit Experten. Und«, fügte ich grinsend hinzu, »er kennt sich bestens mit dem Wasserversorgungssystem von Rom aus. Er mag Aquädukte.«
»Es wird nur ein kleines sein.« Rectus verfiel in verlegene Schüchternheit.
»Aber immerhin ein Aquädukt. Ich weiß, dass es ein Absetzbecken braucht, sonst verstopfen die Zuflussrohre. Also, wo liegt das Problem, Rectus?«
»Ist im Budget nicht vorgesehen. Hätte eine provisorische Summe sein sollen.«
»Eine was?«
»Fiktive Kosten. Das Aquädukt wird als Annehmlichkeit für die Provinz finanziert.« Ich war auf die verschlungenen Seitenwege der Schatzamtsbürokratie geraten. »Aber der Absetztank muss auf unserer Seite gebaut werden, also ist das unser Kind. Cyprianus kann die Arbeiten für mich nicht anordnen ohne so einen schweinepimmeligen Genehmigungsschein.« Die Bürokratie hatte ihr eigenes Kontingent an Schimpfwörtern erfunden. »Da der Tank in den ursprünglichen Plänen nicht vorgesehen ist, brauche ich für den Genehmigungsschein erst eine Änderungsgenehmigung von Pomponius. Der Drecksack weiß das ganz genau, aber er hält mich ständig hin.«
»Warum?«
»Weil Pomponius einfach ein Riesenarschloch ist.«
Wir schwiegen. Rectus wartete weiterhin auf seine Unterredung mit Pomponius. Ich hatte keine festen Pläne.
Ich schaute dort hinüber, wo die Arbeiter begonnen hatten das große Fundament für den spektakulären Westflügel zu legen.
»Das Plattformfundament soll fünf Fuß hoch werden, hab ich Recht? Mit den Säulengängen obendrauf?«
»Verkleidet«, sagte Rectus. »Aufgetürmt wie das riesige Bollwerk einer Grenzbefestigung.«
»Mit dieser gewaltigen nackten Wand zum Garten hin, wird da der Gesamteindruck nicht ziemlich trostlos sein?«
»Nein, nein. Der Gedanke war mir auch gekommen. Ich habe mit Blandus darüber gesprochen.«
»Blandus?«
»Der Freskenmaler.« Vermutlich mein mysteriöser Besucher, der mich verpasst hatte, als ich beim Baden war. »Sie wollen sie bemalen – naturalistisches Grünzeug.«
»Ein künstlicher Garten? Können sie denn keine echten Blumen pflanzen?«
»Jede Menge. Wenn man zum Ostflügel zurückschaut, wird man auf blühende Bäume oder Spaliere schauen, und bunte Blumenbeete werden die niedrigeren Stylobaten verbergen. Aber die ganzen Innenwände hinter den Kolonnaden sollen bemalt werden, meist in schlichten Mustern. Diese große Wand hat ihr eigenes Dekor, nämlich eine ausgedehnte Fläche dunkelgrüner Ranken, durch die«, meinte Rectus leicht spöttisch, obwohl ihm die Vorstellung zu gefallen schien, »man etwas erblickt, das ein weiterer Teil des Gartens zu sein scheint.«
»Wirkt bestimmt nicht schlecht.«
Rectus machte mich neugierig. Einige der Arbeiter hier schienen in beschränkten Kategorien zu denken. Sie kannten nur ihr eigenes Handwerk, hatten keine Ahnung von dem Gesamtplan. Er interessierte sich für alles. Ich konnte mir vorstellen, dass er in seiner Mittagspause gern in das Architektenbüro im alten Militärkomplex schlenderte, um sich aus purer Neugier die Baupläne anzuschauen.
»So … Sie kennen also Frontinus.« Er schien fasziniert von meiner Verbindung zu dem berühmten Mann.
»Wir haben mal zusammen gearbeitet«, sagte ich freundlich. »Er im Rang eines Konsuls, ich als Laufbursche auf Gossenebene.« Das stimmte nicht ganz, ging aber über die Verbindung gnädig hinweg.
»Trotzdem – mit Frontinus zu arbeiten !«
»Vielleicht werden die Leute von Ihnen auch eines Tages sagen, ›mit Falco zu arbeiten !‹, Rectus.«
Rectus dachte darüber nach, erkannte, wie lächerlich das war, und hörte auf, ehrfurchtsvoll wegen meiner prestigeträchtigen Freunde zu sein. Dann erzählte er mir vernünftig von seiner Tätigkeit.
Maßstäbe schienen seine größte Herausforderung zu sein. Er musste mit enorm langen Rohrleitungen in den verschiedenen Flügeln fertig werden, sowohl für die Frischwasserzufuhr als auch für den Ablauf des
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