Eine Leiche zu Ferragosto
aufbewahrt wurde. Valentina Forlenza hatte offenbar genug Geld, um es aus dem Fenster zu werfen.
Das Schlafzimmer bestärkte ihn in dieser Annahme. Neben dem Wohnzimmer war es das größte Zimmer des Hauses, für das zwei angrenzende Räume miteinander verbunden worden waren. Hier war das kaputte Fenster, der Eindringling hatte zunächst den schweren Fensterladen aufgestoßen und dann die Scheibe zerschlagen, ohne zu bedenken, dass die Scherben nach draußen fielen.
Das Doppelbett war riesig, niedrig und dem Aussehen nach steinhart. Anscheinend gehörte die Forlenza zu den Leuten, die an die wundertätige Kraft des Holzbrettes glaubten. Die graue, grobe Tagesdecke sah teuer aus.
Über dem Bett hing ein einziges Gemälde, ein Schinken aus dem siebzehnten Jahrhundert von beeindruckenden Dimensionen, der eine Küstenstadt darstellte, höchstwahrscheinlich Neapel. Santomauro war sich sicher, dass es sehr wertvoll war. Auf einem in die Mauer eingelassenen Regal zwei erleseneFrauenbüsten, wahrscheinlich ebenfalls antik. Jeder Gegenstand, egal wo, schien allein dem Prinzip von Schönheit und Funktionalität verpflichtet. Nichts störte, nichts war zu viel. Santomauro dachte, dass es bestimmt spannend wäre, die Bewohnerin dieses Hauses kennenzulernen.
An der Wand ein schlichter Kleiderschrank, die Türen ließen sich weit öffnen und offenbarten Spiegel im Innern. Ungeachtet seines immensen Fassungsvermögens war er leer, fast zumindest. Zwei Gazekaftane in Grün- und Blautönen hingen einsam auf zwei Kleiderbügeln. Signorina Forlenza war also noch nicht für die Ferien eingezogen.
»Hier gibt es nichts. Lass uns gehen.«
»Endlich!«, stöhnte Manfredi, der immer nervöser geworden war, während sein Chef langsam durch die Zimmer gestreift war. Er kannte die Leidenschaft des Maresciallo für Räumlichkeiten, immer versuchte er, die Leute, egal ob Zeugen oder Verdächtige, in ihrer häuslichen Umgebung aufzusuchen, um noch einen weiteren Zugang zu ihrer Persönlichkeit zu bekommen, doch das hier war einfach übertrieben. Wenn die Hausherrin gerade jetzt hereingeschneit käme, würde ihnen die Ausrede mit dem Einbruch wenig nützen.
»Wir werden der Capece Bosco Bescheid geben, sie hat wahrscheinlich die Schlüssel, damit sie ihre Nichte informieren und hier aufräumen und abschließen kann«, sagte Santomauro und zog die Haustür hinter sich zu.
»Klar, immerhin hat sie wahrscheinlich das ganze Chaos angerichtet«, gab Manfredi zurück.
»Das ist eine von mehreren Möglichkeiten«, nickte der Maresciallo. »Ich frage mich allerdings, warum.«
»Warum? Weil sie etwas suchte und es wahrscheinlich auch gefunden hat. Sie hat die Schlüssel und steht dieser Valentina wahrscheinlich nahe genug, um ihr nicht die gesamte Einrichtung ruinieren zu wollen.«
»Einverstanden«, überlegte Santomauro laut, »und dann hat sie mehr schlecht als recht versucht, die Tatsache, dass sie den Schlüssel hat, zu vertuschen. Aber die Frage ist doch, warumhat sie die Tür nur angelehnt? Warum hat sie sie nicht wieder abgeschlossen?«
»Vielleicht hatte sie es eilig?«, schlug Manfredi vor, während er den Wagen anließ.
»Streng dich ein bisschen an, Totò. Wer auch immer hier vorbeikam, der Gärtner, ein Freund oder ein zufälliger Besucher, hätte gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Deshalb glaube ich, der Eindringling wollte uns wissen lassen, dass er Valentinas Haus durchsucht hat. So wie ich das sehe, gibt es nur ein mögliches Motiv.«
»Dann bist du schlauer als ich, ich sehe nämlich keins«, meinte Manfredi gereizt.
»Er wollte die Aufmerksamkeit auf sie lenken. Ich habe mit allen Verdächtigen gesprochen, und sobald die Rede auf sie kam, auf Valentina, waren die Reaktionen verhalten bis feindselig. Ich glaube, jemand dachte, damit könne er uns auf ihre Spur locken. Die junge Dame hat jedenfalls ein paar Feinde.«
»Dann bist du dir sicher, dass der Schuldige im engeren Umkreis der Mazzoleni zu suchen ist?«
»Einer von ihnen war es, Totò, ganz sicher, aber mehr weiß ich leider auch nicht.«
»Reden wir jetzt mit der Tante?«
»Nein, zuerst will ich noch mehr über diese Valentina erfahren.«
»Von wem?«
»Wie kannst du das nur fragen, vom König der Klatschbasen, natürlich!«
»Haben Sie sich niemals über diese lächerlichen Namen gewundert? Sigmalea, Krishnamurti, dann Walhalla, Großer Bär, also, das klingt doch alles wie aus dem Alptraum eines auf fremde Religionen fixierten Irren!«
Santomauro und
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