Eine Leiche zu Ferragosto
Möglichkeit, dass ihr nicht ein Mal alleine klarkommt?«
»Es geht um Fußball. Licalzi und Lazzarin streiten über den Keeper von Padua, der vorher bei Catania gespielt hat. Wenn Sie nicht eingreifen, gibt’s gleich ’ne Prügelei.«
»Himmel, Arsch und Zwirn, nie hat man seine Ruhe!«
Die Zeitung vom Vortag blieb zerfleddert auf dem Sessel liegen. Maria Pia, die zehn Minuten später vorbeikam, nahm sie auf, sah, dass sie alt war, zerknüllte sie zu einem Ball und warf sie in den Mülleimer.
Als Manfredi eineinhalb Stunden später zurückkam, war er müde, verärgert und hatte Zeitung und Artikel und alles vergessen, was nicht Bett hieß.
Ein anderes Exemplar derselben Ausgabe nutzte Pater Lucarello gerade für die Auberginenabfälle. Olimpia stand neben ihm und schnippelte, während in der Pfanne das Öl brutzelte.
»Hast du das gesehen?«, fragte er nachdenklich. Solange so ein bedauernswerter Leichnam nicht identifiziert war, interessierte sich kein Mensch dafür, und nun, seit sie wussten, dass es Elena war, kritzelten sie alle schnell ihre Artikel herunter, schön mit Foto garniert.
»Zeig mal. Ach, ›Das Echo des Cilento‹. Nein, den habe ich nicht gelesen, der ist von diesem Idioten, den ich nicht leiden kann.«
»Es steht ohnehin nichts anderes drin als überall. Kennst du einen, kennst du alle.«
Der Artikel über die Frau aus den Algen wanderte achtlos in den Abfall, zusammen mit den Auberginenresten.
Donnerstag, 16. August
Die Aufgabe herauszufinden, welches Schicksal Gustavo nun ereilt hatte, war Gnarra übertragen worden, der manchmal den Verdacht hegte, dass Santomauro ihre Freundschaft ausnutzte, um ihm allen Müll aufzuhalsen, für den sich kein anderer fand.
Es war eine in jeder Hinsicht unerquickliche Angelegenheit. Erstens, weil sie die Männer direkt betraf und Gnarra die Vorstellung widerstrebte, herausfinden zu müssen, wer von seinen Kameraden ein Kaninchendieb und -mörder war. Zweitens wegen Manfredi. Ihre Freundschaft befand sich in einer prekären Balance, auf der Grenze zwischen Eifersucht und widerstrebender Bewunderung seitens Totò. Wie sollte er ihm klarmachen, dass, so schön Maria Pia war, er die Frauen von Freunden respektierte und niemals auch nur auf die Idee kommen würde, sie anzurühren? Das Problem war, dass Gnarra es einfach nicht lassen konnte, seinen Kollegen aufzuziehen, und nun bereute er seine zweideutigen Bemerkungen und Neckereien, da er jetzt gezwungenermaßen mit Maria Pia zu tun haben würde und Ärger befürchtete.
Ein weiteres Problem war, dass er gerne in den Ortschaften unterwegs war und dieser Auftrag ihn an die Kaserne fesselte, wo er versuchen musste, die Frau des Freundes von irgendwelchen Dummheiten abzuhalten. Letztes, aber nicht weniger bedeutsames Detail war besagter Gustavo selbst. Er hatte dieses Kaninchen noch nie besonders leiden können, ein störrisches, gefühlloses Biest.
»Also noch einmal von vorn, Maria Pia, wann ist das Tier nun verschwunden?«
»Morgen ist es eine Woche her, Pietro, und ich weiß wirklich nicht mehr, welche Lügen ich den Kindern noch auftischen soll.«
»Warum kaufst du nicht einfach ein neues, das genauso aussieht, dann sind sie zufrieden und alles ist gut?«
»Machst du Witze?« Die Frau sah ihn empört an. »Gustavo gehörte … besser gesagt, gehört zur Familie. Niemand kann ihn ersetzen.«
»Das verkompliziert die Sache. Warum glaubst du, dass er noch lebt? Simone hat mir gesagt, dass er Bancuso und Licalzi verdächtigt, und beide sind nicht gerade Typen, die sich ein Haustierchen zum Kuscheln halten.«
»Ganz einfach. Wenn Simone nicht immer so beschäftigt wäre, hätte ich es ihm auch erklären können. Seit es vor drei Jahren zu diesen Diebstählen aus der Speisekammer kam, wechselt der Küchendienst in regelmäßigen Abständen, wie du weißt.«
»Stimmt«, nickte der Mann und verzog das Gesicht. Das war eine zwiespältige Angelegenheit. Zwar hatte niemand mehr das Monopol über die Küche und konnte einen kleinen illegalen Privathandel aufziehen, aber die Kehrseite der Medaille war, dass wenn Tedesco und Tortoriello mit Kochen dran waren, sämtliche Mittag- und Abendessen unvermeidlich aus einer ungenießbaren Pampe aus Kartoffeln, Thunfisch, Simmenthaler, Erbsen und Möhren bestanden.
»Jetzt sind noch vier weitere Tage Piscopo und Ammaturiello an der Reihe, die sind unbestechlich. Erschwerend kommt hinzu, dass am nächsten Mittwoch Bartocci aus dem Urlaub zurückkehrt, der
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