Eine Leiche zu Ferragosto
los, und wir waren alle noch jünger als heute. Ich spreche von vor mindestens sechs oder sieben Jahren, Maresciallo. Nun, Valentina ist also mit dem Tattoo zusammen, und anfangs sind wir auch enttäuscht, weil sie sich kaum sehen lässt und wir überzeugt sind, dass sie gerade uns zum Trotz Tag und Nacht mit ihm vögelt. Dann, bei einem Abendessen, das große Rendezvous!«
»Was?«, fragte Manfredi und kratzte sich am Bart.
»Das große Wiedersehen. Wieder vereint, Pippo und Valentina, nach ich weiß nicht wie langer Zeit. Und nun war er ja nicht mehr der brünstige Teenager ohne eine Lira in der Tasche, der sich in unsere Gruppe geschmuggelt hatte. Nein, nun war er der Architekt Mazzoleni, erfolgreich, gutaussehend, reich verheiratet, einer von uns. Den Rest können Sie sich denken.«
»Wir würden es lieber von Ihnen hören. Sie haben eine so anschauliche Art zu erzählen, bitte fahren Sie fort.«
»Schmeichler!« Doch er wirkte zufrieden. »Ganz einfach, Valentina gab dem Tätowierten den Laufpass und schnappte sich wieder Pippo. Nicht offen, natürlich, das hätte nicht zu ihr gepasst. Aber wir merkten es trotzdem. Leandro de Collis wäre fast an seiner Galle erstickt. Überrascht, Maresciallo? Endlich erfahren Sie mal etwas, das Sie noch nicht wussten. Klar, auch unser Herr Pathologe war hinter Valentina her, wenn auch, wie ich glaube, wenig erfolgreich. Als Trost versuchte er zu kontern, aber das ist eine andere Geschichte, und außerdem über Tote und so weiter und so weiter. Jedenfalls dauerte die Sache ein paar Wochen an. Elena merkte zuerst gar nichts, armes Kind, doch dann ließ es sich irgendeine mitfühlende Freundin nicht nehmen, sie aufzuklären, im nächsten Sommer, als es erneut losging. Da war die Hölle los, aber Elena war sehr verliebt.« Sangiacomo schwiegund sah in sein Glas, in dem sich etwas Undefinierbares, aber ganz bestimmt Hochprozentiges befunden hatte. Seine Zunge löste sich immer mehr, wenngleich er auf Santomauro den Eindruck eines Menschen machte, der den Alkohol als Vorwand nutzte, um mehr zu erzählen als zulässig.
Durch die halboffene Tür konnte man ins Innere der Villa schauen, das im totalen Chaos versank. Cristina war wohl nicht die allerbeste Hausfrau. In diesem Moment erschien sie mit nichts als einem schwarzen Fransentanga bekleidet auf der Bildfläche und ging, ohne sie eines Blickes zu würdigen und mit wackelnden, perfekt gebräunten Gesäßbacken zu der steilen Treppe, die zum Meer hinabführte.
»Wir haben uns gestritten, normalerweise ist sie gesprächiger. Toller Hintern, was? Sehen Sie sich ruhig satt daran, meine Herren, schauen kostet nix.« Das sagte er mit vergleichsweise lauter Stimme, so dass die junge Frau ihn hören musste. Manfredi errötete, während Santomauro allmählich für den Mann, wenn auch nicht gerade Sympathie, so doch zumindest eine Art Verständnis entwickelte. Aus Sangiacomo sprach die Vermessenheit des verwöhnten Kindes, für das die Dinge nicht mehr laufen wie früher und das noch nicht begriffen hat, warum.
»Sie sagten, das war vor sechs, sieben Jahren. Hatte sich das Verhältnis der beiden Damen seitdem verbessert?«
»Ach was! Und es hat sicher auch nicht zur Entspannung beigetragen, dass Valentina sich Pippo immer wieder schnappte, sobald ihr der Sinn danach stand.«
»Dann ist es also eine ernste Geschichte.« Santomauro strich sich abwesend über den Kopf und versuchte, sich die Situation vorzustellen.
»Damit wir uns richtig verstehen, Maresciallo, Valentina tut auch in allen anderen Dingen nur, was ihr gerade passt, und hier genauso: Wenn sie einen Kerl sieht, der ihr gefällt, fackelt sie nicht lange. Aber für unseren schönen Architekten hat sie eine besondere Schwäche, und wenn sie in Pioppica ist, kann es gut sein, dass ein Fick dabei herausspringt. Aber damit eins klar ist: Elena hatte niemals irgendwelche Beweise dafür, undich im Übrigen auch nicht. Aber ich beobachte gern, und ich weiß die Zeichen zu deuten. Sie glauben gar nicht, wie spannend ein Abend werden kann, wenn du dich fragst, ob eine deiner Freundinnen der anderen noch vor Mitternacht an die Gurgel springt. Oder sich zu überlegen, welche Ausreden ein ausgefuchster Bursche sich wohl einfallen lässt, um es schnell irgendwo mit der Auserwählten zu treiben. Oder besser noch, besagte Auserwählte dann zu sehen, wie sie mit einem Unbekannten abzieht, und die Gesichtszüge derer zu beobachten, die zurückbleiben. Wut, Ungläubigkeit, Eifersucht,
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