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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Ich bekomme neun Euro.«
    »Und ich soll das alles bezahlen, zumindest fast. Das Spiel ist ja schön, aber zu teuer.«
    »Na na! Nun spiel mal nicht das Unschuldslamm! Corrado ein Heiliger! Frag deinen Mann lieber mal, was er von Valentina hält!«
     
    »Jetzt haben wir ihn also doch gefunden.«
    »Ja, der Ärmste.«
    »Am Strand hat er gearbeitet und am Strand ist er gestorben. Was für ein Hundeleben.« Wütend trat Gnarra nach einem Stein, der bis ans Wasser rollte. Santomauro sah ihn überrascht an. Das war nicht unbedingt die Reaktion, die er von ihm erwartet hatte. Pedro war sonst unbekümmert und oberflächlich, dachte wenig über sich selbst nach und verlor keine Zeit damit, sich oder andere zu bemitleiden. Doch er war ein guter Kerl, und irgendetwas an der Geschichte dieses armen Jungen schien ihn wirklich mitgenommen zu haben. Der Maresciallo folgteseinem Freund, und gemeinsam gingen sie am Ufer entlang, während die Spurensicherung ihre Beweisaufnahme beendete.
    »Ich habe ein paar Mal mit ihm geredet. Er war nett, wenn auch nicht besonders gesprächig. Nach der Sache mit meiner Freundin war ich neugierig und habe ihn hin und wieder zu einem Kaffee in die Bar eingeladen. Er trank keinen Alkohol, immer nur Kaffee. Ich habe ihm nie gesagt, dass ich wusste, was er tat, um seine Einnahmen aufzubessern, und auch nicht, dass ich Carabiniere bin. Am Anfang war er misstrauisch.«
    »Vielleicht war er es nicht gewohnt, gut behandelt zu werden.«
    »Klar«, meinte Gnarra bitter. »Du siehst ja, wie man sie behandelt, am Strand, auf den Märkten, sogar auf der Straße. Wie Tiere, toleriert werden sie nur, weil sie ein schönes Kettchen, einen Pareo haben, also kauft man, aber dann weg mit dir, dreckiger Neger, schau zu, dass du mir nicht auf die Nerven gehst.«
    Santomauro nickte stumm. Noch nie hatte er mit Gnarra über so etwas geredet, und er fühlte sich schuldig. Er hätte niemals gedacht, dass sein Kollege ein soziales Gewissen oder überhaupt irgendein Verantwortungsgefühl besaß. Man wurde so schnell zum Rassisten, auch wenn einem die Hautfarbe egal war, nur indem man die Leute in Schubladen steckte und sie entsprechend behandelte.
    »Er war stolz. Kam aus Ghana oder von den Kapverden, Geographie ist nicht so mein Ding, hatte eine große Familie. Er wollte Geld beiseitelegen, um einen Kurzfilm zu drehen und beim Film zu arbeiten. Das war seine Leidenschaft. Deshalb verkaufte er sich meiner Meinung nach, um zu sparen und nach Rom zu gehen. Das habe ich dir neulich nicht gesagt, weil ich es für nebensächlich hielt, ich war mir sicher, dass er nicht der Mörder war, und es war sein kleines Geheimnis, das er mir anvertraut hatte, ich wollte nicht, dass sich jemand über ihn lustig macht.«
    »Aber ich hätte mich doch nie über ihn lustig gemacht«, sagte Santomauro überrascht und etwas traurig. Hatte etwa auch Pedro sich ein falsches Bild von ihm gemacht?
    »Maresciallo, kommen Sie, der Arzt ist so weit!«
    Sie gingen zusammen hinüber. Samir lag rücklings im Sand. Er trug nur ein paar enganliegende Shorts und war selbst als Toter noch schön wie eine exotische Statue. Das Gesicht mit den perfekt gemeißelten Zügen war unversehrt, doch der Schädel war eingeschlagen und mit Blut und Hirnmasse verklebt, die sich mit dem Sand, unter dem er versteckt gelegen hatte, zu einer zementartigen Masse verbunden hatten. Die Gliedmaßen wirkten sorgsam zurechtgelegt wie für eine Beisetzung. Die Tatwaffe, ein am Ende mit Hirn und Haaren verdreckter Holzknüppel, war neben ihm vergraben.
    »Ziemlich anders als die Letzte, finden Sie nicht, Maresciallo?«
    Santomauro nickte. Hier gab es bis auf den eingeschlagenen Schädel keinerlei Anzeichen für Gewaltanwendung. Nichts ließ an das Gemetzel denken, das an der Mazzoleni begangen worden war, und auch die Wahl des Grabes passte nicht zum Schicksal der anderen Leiche, die an der Luft der Verwesung ausgesetzt gewesen war. Ein Gedanke durchzuckte Santomauro, den er allerdings nicht schnell genug zu packen bekam. De Collis sah ihn fragend an, vielleicht erwartete er einen passenden Kommentar.
    »Wann ungefähr ist der Tod eingetreten?«
    »Vor zwei oder drei Tagen, Genaueres kann ich erst nach der Obduktion sagen. Armer Junge.«
    Der Maresciallo blickte ihn erstaunt an. Schon wieder einer, von dem er keine Mitleidsbekundungen erwartet hätte.
    »Sie staunen, Maresciallo? Ich kannte ihn. Er hieß Samir Ben Ghadi, kam aus Kamerun und war vierundzwanzig Jahre alt. Er hat es

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