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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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ihrer Unterhaltung lauschten. Als Santomauro wegging, wurde Marco sofort von den aufgeregten Kindern umringt. Der Maresciallo sah noch sein vor Glück gerötetes Gesicht, als er im Zentrum der Aufmerksamkeit zu erzählen begann.
     
    »Maresciallo, wir stecken bis zum Hals im Dreck, aber wenn ich untergehe, ziehe ich Sie mit, damit das klar ist! Ach so, hier spricht Gaudioso, meine Frau ist seit gestern überfällig. Machen Sie wegen mir Tabula rasa, aber finden Sie dieses Schwein, das den Immigranten und diese verfluchte Elena Mazzoleni auf dem Gewissen hat, warum musste sie sich auch ausgerechnet hier umbringen lassen, diese dumme Kuh mit ihrem ganzen Geld und all den wichtigen Leuten, die sie überall kannte.«
     
    Es war ein langer Tag gewesen. Zuerst hatte er noch bei der Architektessa vorbeifahren wollen, doch dann war es dafür schon zu spät gewesen. Als Santomauro nach Hause kam, war es bereits dunkel. Er setzte sich hinaus in die Finsternis und lauschte den nächtlichen Geräuschen.
     
    Sie hatte sich umgedreht und »Was willst du?« gefragt, mit einem erstaunten und irgendwie gelangweilten Lächeln auf dem Gesicht. Der erste Hieb hatte ihr Brust und Lächeln zerrissen, Blut war machtvoll herausgespritzt. Sie hatte sich die Hand auf die Brust gelegt und ihre blutverschmierten Finger betrachtet, dann hatte sie wieder »Was willst du?« gefragt, doch dieses Mal, ohne zu lächeln.

 
    Samstag, 18. August
    Mebazi aufzutreiben war nicht schwer, brauchte aber ein wenig Zeit. Santomauro rekrutierte für die Angelegenheit Gnarra, Cozzone und Ammaturiello, und sie teilten die Küste untereinander auf. Der Maresciallo und Ammaturiello übernahmen die Strände von Pioppica und Acciaroli und auf letzterem entdeckten sie gegen Mittag endlich den Marokkaner mit seinem bunten Arsenal an Firlefanz. Mebazi wusste noch nichts von Samirs Tod, trotzdem sah er den zwei Carabinieri mit dieser Mischung aus Sorge und Verdruss entgegen, die fliegende Händler häufig beim Anblick von Ordnungskräften überkommt. Er war heute Morgen mit einer bösen Vorahnung aufgewacht, die den ganzen Vormittag wie ein drohender Schatten auf ihm gelastet hatte, und nun betrachtete er misstrauisch die beiden Uniformierten.
    »Bist du Fazi Mebazi?«, fragte der dickere der beiden, während der andere seine Mütze abnahm, unter der ein rasierter, schweißglänzender Schädel zum Vorschein kam, und ihn aus blauen Augen durchdringend ansah.
    Da wurde ihm klar, dass sie tatsächlich ihn suchten, nicht irgendeinen anderen Händler, und er bekam es mit der Angst. Wenn er nicht die Ware dabeigehabt hätte, hätte er vielleicht versucht wegzurennen, doch er konnte den Kleiderständer mit all den Pareos nicht zurücklassen, den leichten Röcken, Ketten, Armbändern und Perlengürteln. Vielleicht hatten die Carabinieri ihm seine Zweifel angesehen, denn sie kamen noch einen Schritt näher, während die interessierten Käufer, die sich eben noch um die Ware geschart hatten, ein paar Meter abrückten und das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachteten.Mebazi sah ihnen bedauernd nach, dann wandte er sich an die Störer.
    »Ich bin Mebazi. Was wollt ihr von mir? Meine Papiere sind in Ordnung.«
    »Tut uns leid, dass wir dich bei der Arbeit stören, aber du musst mit uns kommen«, sagte der Größere höflich. Komisch, er sah aus, als täte es ihm wirklich leid. Mebazi fasste sich ein Herz und fragte vorsichtig: »Warum? Ich habe nichts getan.«
    »Dir wird auch nichts vorgeworfen. Aber wir brauchen deine Hilfe.«
    »Meine Hilfe?«, fragte er unsicher.
    Der dicke Carabiniere wurde ungeduldig. »Wir haben deinen Freund Samir gefunden, ermordet, und müssen dich vernehmen. Nun mach keine Geschichten und komm mit.«
    Der Größere warf seinem Untergebenen einen bösen Blick zu. Mebazi sah es, obwohl die Welt sich um ihn zu drehen begann. Er murmelte undeutlich eine Entschuldigung und entfernte sich ein paar Schritte von den beiden, dann ließ er sich schwer in den Sand fallen.
    Einer der möglichen Käufer brachte ihm eine Flasche Wasser, er schüttelte zuerst den Kopf, überlegte es sich dann aber anders und trank. Der größere Mann, der Maresciallo Santomauro hieß, wie er später erfuhr, trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wart ihr eng befreundet?«
    Vielleicht lag es an dem verständnisvollen Tonfall, vielleicht an der freundschaftlichen Berührung der gebräunten, schmalen Hand auf seinem gestreiften, zerlumpten T-Shirt; Mebazi

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