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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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beachten.
    Santomauro seinerseits mischte sich so gut es ging unter das Volk. Er bekam einen Teller Spaghetti in die Hand gedrückt, schlenderte langsam zwischen den Leuten umher und legte ein Talent zum Smalltalk an den Tag, das er sich selbst nicht zugetraut hätte. Höflich lehnte er die Einladung ab, an einem der Spieltische Platz zu nehmen, und brauchte nicht einmal zu erklären, dass er an Kartenspielen kaum mehr als Tresette beherrschte. Bald schon vergaßen sie ihn wie einen Fremdkörper, der sich still sein Plätzchen in dem ahnungslosen Wirt sucht.
    Wie immer im Sommer sprach sich die Sache schnell herum, und so kamen nach und nach immer mehr Menschen, manche in Anschluss an das Freiluftkino in Acciaroli, manche nach einem Pizzeria- oder Restaurantbesuch. Einige dachten daran, Pippo zu kondolieren, andere reagierten erstaunt und betreten bei seinem Anblick und verzogen sich schnell zu den alkoholischen Getränken. Wieder andere wussten gar nicht, was der eigentliche Grund für die Zusammenkunft war, doch alle schienen glücklich darüber, eine Gelegenheit zum Feiern zu haben.
    »Regina gibt immer ganz wundervolle Feste«, vertraute ihm eine Frau mit silberblondem Bürstenhaarschnitt und Brescianer Akzent an, und Santomauro nickte lächelnd.
    Keiner der Neuankömmlinge schien zu wissen, wer er war, und alle plauderten ohne jede Scheu. Der Maresciallo ging von einer Gruppe zur nächsten, saugte alles auf wie ein Schwamm. Mazzoleni, Regina und de Collis schienen die Einzigen zu sein, die sich seiner Präsenz bewusst waren; sie warfen ihm hin und wieder aus der Ferne einen Blick zu, ohne einzugreifen.
    Irgendwann wurde dem Maresciallo klar, dass zumindest Signora Capece Bosco und der frischgebackene Witwer andere, vergleichsweise dringlichere Dinge im Kopf hatten als seine Anwesenheit. Er war in der Küche gelandet auf der Suche nach einem Schluck Wasser, einem Getränk, das bei den Erfrischungenabsolute Mangelware zu sein schien, und als er den Wasserhahn öffnete, glaubte er von draußen ein gereiztes Tuscheln zu hören. Die Terrassentür stand offen, um die frische Abendbrise hereinzulassen, gleichzeitig lag die Küche im Dunkeln, damit Mücken und andere lästige Insekten draußen blieben.
    Hinter der Küchentür, so wusste er, befand sich ein großzügiger Nutzgarten, in dem Regina, wie sie stolz herumerzählte, sämtliches Gemüse für den täglichen Bedarf selbst anbaute. Dennoch war allen bekannt, dass das Gros der Arbeit von Minuccio verrichtet wurde, dem Teilzeitgärtner, der in vielen Villen der Gegend arbeitete und Amavila Ciccutos Bruder war.
    Von dort klangen die Stimmen herein, wo jemand zwischen den akkuraten Tomaten-, Wirsing- und Auberginenreihen stehen musste. Ohne zu wissen warum, näherte Santomauro sich geräuschlos der offenen Tür. Um ein Haar wäre er dabei gegen einen Stapel Farbdosen getreten, der gleich hinter der Terrassentür lagerte. Die schrille Stimme schwoll in einem zornigen, unkontrollierten Zischeln an und ab. Nur mühsam erkannte er dahinter Regina. Die andere, leise Stimme gehörte einem Mann, viel gelassener und irgendwie besänftigend. Der Maresciallo konnte seine Worte nicht verstehen, doch der Tonfall war ruhig, fast schmeichelnd. Zur Antwort hob Regina ihre Stimme und ein paar Fetzen drangen bis in die Küche: »Du weißt nicht, was du aufs Spiel setzt. Verdammter Widerling, du weißt nicht, was du aufs Spiel setzt.«
    Wieder ein paar leise, unverständliche Sätze von – das hörte Santomauro nun heraus – Pippo Mazzoleni.
    »Ich bring dich um! Wenn mir sonst nichts bleibt, bring ich dich um!« Regina schluchzte auf. Der Maresciallo bekam eine Gänsehaut.
    »… wirst etwas anderes finden. Das Leben besteht nicht nur aus …«, wehten nun abgehackt und undeutlich die Sätze des Mannes herüber.
    »Das sagst du so leicht! Aber denk daran, wenn mir sonst nichts bleibt, bring ich dich um!«
    Die Stimmen entfernten sich, die ihre immer noch aufgeregtund hitzig, die von Pippo ein gedämpftes Murmeln. Santomauro blieb perplex in der Dunkelheit stehen und wusste nicht, wie er das, was er da mit angehört hatte, einordnen sollte. Ein Streit zwischen Liebenden? Das klang wahrscheinlich, aber irgendetwas … irgendetwas passte nicht.
    Er kehrte in den Salon zurück, wo immer noch Leute hinzukamen, sich unterhielten, tranken und lachten. Auch Regina und Pippo tranken und lachten, just an der Eingangstür, inmitten eines Klüngels gutgelaunter Menschen. Keine Spur des gerade

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