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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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sich, ob er gerade einer Mörderin ins Gesicht gesehen hatte.

 
    Sonntag, 19. August
    Am nächsten Morgen erwachte Santomauro mit einem eigenartigen Gefühl drängender Unruhe und lähmender Unsicherheit, für das er erst unter der Dusche eine Erklärung fand.
    Er wusste nicht weiter.
    Das war die bittere Realität, und im Büro versuchte er, seine Gemütslage Gnarra und Manfredi zu erläutern, die sich beide um Anteilnahme bemühten, aber insgeheim dachten, dass die Ermittlungen ihm wohl allmählich das Hirn vernebelten.
    »Wir sind an einem toten Punkt, versteht ihr? Zehn Tage ist es her, dass wir die Tote gefunden haben, sie ist obduziert und begraben, und trotzdem haben wir noch keinen blassen Schimmer, was es mit dem Mord an Elena Mazzoleni auf sich hat.«
    »So würde ich das nicht sehen«, wandte Manfredi beschwichtigend ein, »wir wissen doch eine ganze Menge. Allem voran, dass es genug Leute gibt, die nicht übel Lust gehabt hätten, sie umzubringen, wenn auch manchmal aus, sagen wir, nichtigen Gründen.«
    »Aber das ist es ja gerade!«, blaffte Santomauro genervt. »Es gibt genug, aber wir brauchen nur einen Einzigen, mit einem richtigen Motiv und mit genug Hass und Raserei, um das zu tun, was geschehen ist! Sie wurde ja regelrecht zerstückelt, Totò, hast du etwa vergessen, wie sie aussah, die Ärmste?«
    »Nein, wie könnte ich«, murmelte der Angesprochene, während Gnarra pflichtschuldig nickte.
    »Na also!«, stieß Santomauro hervor. »Und wer war es? Regina aus Solidarität mit ihrer Nichte? Oder Olimpia wegen eines bisschen schmutzigen Geredes? Buonocore, dem ihretwegen eine Frau weggelaufen ist, oder De Giorgio, der seine kleine Freundinverloren hat? Bebè aus unbekannten Gründen? Sangiacomo oder Papa D’Onofrio? Valentina oder de Collis? Oder sonst jemand? Der Jesuit? Die Zugehfrau? Die Friseurin? Vielleicht ja Ciccinella!«
    Gnarra und Manfredi sahen sich an. Simone schien wirklich dem Zusammenbruch nahe. Während sie noch nach Worten suchten, ihm das zu sagen, fuhr er im gewohnt vernünftigen Tonfall fort: »Was ich euch zu erklären versuche ist, dass dieses Verbrechen zu keinem der Verdächtigten passt. Was wiederum bedeutet, dass einer von ihnen eine starke Persönlichkeitsstörung hat, diese aber perfekt überspielen kann. Einer, der sie besucht, ihren fiesen Bancha-Tee trinkt, sie dann massakriert, die Spuren verwischt, einen günstigen Moment abwartet und sie auf dem Strand ablegt, um dann in sein normales Leben zurückzukehren. Einer, der Geschmack daran findet, der es vielleicht noch einmal tut, könnte man denken. Aber nein!« Er schlug mit der Hand so fest auf den Schreibtisch, dass die beiden anderen zusammenzuckten.
    »Aber nein«, fuhr Santomauro mit leiser Stimme fort. »Denn danach bringt er Samir um, der ihm aus irgendeinem Grund unbequem geworden ist, auf ganz saubere Art, ein Schlag gegen den Schädel, und fertig. Das müsst ihr euch mal vorstellen! Manchmal glaube ich, dass hier zwei Mörder ihr Unwesen treiben.«
    »Du meinst, die beiden Verbrechen haben gar nichts miteinander zu tun?«, fragte Gnarra, dem der Gedanke allmählich nicht mehr so abwegig vorkam.
    »Nein, Samir und Elena gehören zusammen, da besteht gar kein Zweifel. Ich meine zwei verschiedene Ausübende desselben Plans oder desselben Irrsinns. Aber solange wir nicht wissen, was es mit diesem Plan auf sich hat, oder mit diesem Irrsinn …«
    »Wissen wir rein gar nichts!«, beendete Gnarra den Satz zustimmend.
     
    In dieser angespannten Situation schien eine Anzeige wegen Einbruchdiebstahls von geringer Bedeutung. Der GefreiteCozzone wurde ausgeschickt, um das Protokoll aufzunehmen, das dann im emsigen Tagesgeschäft auf der Carabinieriwache unterging. Santomauro bekam am Vormittag eine Kopie davon auf den Schreibtisch, konnte sie jedoch nur überfliegen, um sich schnell dringenderen Dingen zuzuwenden. Schade, denn Cozzone hatte einen sorgfältigen Bericht verfasst, der teilweise dazu hätte beitragen können, Licht in das Dunkel einiger darauffolgender Geschehnisse zu bringen.
    Es waren drei Familien, in deren Villen eingebrochen worden war, und die Einbrüche hatten sich alle etwa im selben Zeitraum ereignet: nämlich am Vorabend, während im Marvizzo d’Oro eine fröhliche Zusammenkunft der betroffenen Leute stattfand, die alle miteinander verwandt waren.
    Es war der Geburtstag der schwerreichen Signora Biggiano, und ihr Neffe, Avvocato Fasulo, in dessen Haus sie auch lebte, hatte zu dem Anlass ein

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