Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Zimmer und Andrea Krist kämpfte um ihr Leben?
Aufgeregt stieß Simon die Tür auf, doch kein Killer war am Werk und Andrea Krist war auch nicht in Gefahr. Stattdessen lag sie in eindeutiger Haltung mit Lutz Terfoorth über der Kommode an der Wand. Ihr Skianzug hing halb ausgezogen über ihrer Schulter und Lutz Terfoorth war gerade dabei, ihr den Rest auch noch auszuziehen.
»Oh. Entschuldigung«, murmelte Simon, wollte aus dem Zimmer gehen und die Tür schließen. Doch jemand hielt sie fest. Ein langer, dunkler Schatten fiel auf den Boden in der Suite.
»Was geht hier vor sich?«, ertönte eine erstaunte Stimme. Martin Sarotzki stand im Türrahmen und erblickte mit zusammengekniffenen Augen seine Freundin in den Armen des anderen Mannes. Seine Gesichtsfarbe wechselte innerhalb von Bruchteilen von Sekunden von Leichenblass zu Puterrot.
Er stürmte auf die Kommode zu und riss Lutz Terfoorth von Andrea weg.
»Lassen Sie die Finger von ihr, Sie Schuft.«
Das Model schrie auf. »Lass ihn, Schatz. Er hat nichts getan.«
Lutz Terfoorth versuchte, sich vor Martin Sarotzki in Sicherheit zu bringen, doch der alte Mann war flinker, als man es ihm zugetraut hätte. Er wirbelte den Rivalen herum und schleuderte ihn gegen die Tür. Andrea Krist versuchte, ihren Freund davon abzuhalten, ihren neu gewonnenen Geliebten zu schlagen. Doch sie war nicht sehr erfolgreich, der ältere Mann hörte ihr überhaupt nicht zu. Simon mischte sich ebenfalls ein, um Handgreiflichkeiten zu verhindern.
»Hören Sie damit auf, das bringt doch nichts. Jetzt ist Schluss.« Er drückte Sarotzki zur Seite und zog an seinem Arm, der Terfoorth die Kehle zudrückte. Als der Druck schließlich zu groß wurde, gab der Mann nach, und Simon zog den alten Sarotzki energisch von seinem Widersacher weg, so dass Lutz Terfoorth wieder Luft holen konnte.
Simon stellte Sarotzki in die eine Ecke des Raumes und Terfoorth in die andere. Dann wandte er sich an das Model: »Sie ziehen sich jetzt an und machen sich für die Abfahrt fertig.«
Er drehte sich zu den beiden Rivalen und sprach abwechselnd zu ihnen. »Das ist eine unangenehme Situation, das verstehe ich. Aber Sie klären das bitte friedlich. In meinem Hotel will ich keine Handgreiflichkeiten, sonst rufe ich die Polizei. Sie ziehen sich jetzt etwas Warmes an und warten unten darauf, dass es losgeht. Alles klar?«
Eine schwache Drohung, denn die beiden Kampfhähne durften auf keinen Fall erfahren, dass er die Polizei gar nicht rufen konnte, da die Leitung tot war. Aber es musste reichen.
Es reichte. Terfoorth knurrte etwas, was man als Zustimmung deuten konnte, Sarotzki schwieg. Simon beugte sich zu ihm und gab seiner Stimme noch mehr Schärfe. »Haben Sie mich verstanden?«
Martin Sarotzki nickte. »Ja.«
»Gut.«
Daraufhin schickte Simon die Männer aus dem Raum, passte auf, dass sie draußen nicht wieder aneinander gerieten und holte tief Luft. Eine Schlägerei wegen einer Frau hätte ihm an diesem Tag gerade noch gefehlt. Als er sah, wie Lutz Terfoorth in seinem Zimmer verschwand, huschte ein weiterer Gedanke durch Simons Kopf. Wenn einer der beiden im Laufe der Nacht als Leiche auftauchen würde, hätte er wenigstens sofort einen richtig guten Verdächtigen.
***
Der Hang lag in absoluter Finsternis. Die Nacht war so dunkel, dass die Berge mit dem Himmel verschmolzen und man keinen Unterschied zwischen beiden ausmachen konnte.
Die Nächte am Berg konnten schwärzer und stiller sein als der Tod. Wo die Felsen das Funkeln der Sterne verdeckten, traf kein Lichtstrahl auf den Boden, man sah die Hand vor Augen nicht. Der Schnee war eine dunkle, weiche Masse, die unter den Füßen knirschte und knackte und plötzlich nachgeben konnte. Wer die Piste nicht kannte, konnte in dieser Dunkelheit leicht ins Straucheln geraten und stürzen. Oder für immer verschwinden. In diesem Teil des Berges waren schon einige Menschen verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt waren sie eines Abends nicht von einer Tour zurückgekehrt und blieben verschollen. Die Suchtrupps konnten erst am nächsten Tag ausschwärmen, doch da war es bereits zu spät. Die Spuren waren verwischt, es gab keine Anhaltspunkte mehr für den letzten Aufenthalt der Verschwundenen. Manchmal kletterte der Bergrettungsdienst noch nach Tagen und Wochen in jeden Winkel und jede Felsnische, doch immer vergeblich. Die Menschen blieben verschwunden. Irgendwann, nach Jahren, tauchte ein Körper wieder auf. Eine halb verweste Leiche mit zerschmetterten Knochen und
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