Eine letzte Breitseite
trotz Gilchrists Ärger, in Hochrufe ausgebrochen. Die Pfeifen und Trommeln der Marine -Infanterie waren in dem Geschrei vollkommen untergegangen, und selbst der alte Grubb hatte seinen Hut heruntergerissen, in der Luft geschwenkt und dabei gebrüllt: »Hurra, Jungs, der Käpt’n is’ wieder da!« Knallrot war sein verwittertes Gesicht dabei gewesen.
Herrick trat vom Fenster zurück und warf einen kurzen Blick auf das leere Degengestell an der Schottwand. Bolitho hatte den Degen eigentlich nicht mitnehmen wollen. Ozzard hatte ihm das erzählt.
Vielleicht hatte er irgendein Vorgefühl gehabt. Eine Ahnung.
Er seufzte. Farquhar hatte Wort gehalten; die Formulierung der Segelorder für die
Lysande
r
machte vollkommen klar, wer den Kopf hinhalten mußte, wenn es schiefging. Herrick mußte sich jedoch eingestehen, daß Farquhar nur korrekt handelte, daß er selbst es genauso gemacht hätte. Aber ein ungutes Gefühl blieb.
Ein schüchternes Klopfen an der Tür. Es war Pascoe, den Hut vorschriftsmäßig unterm Arm. Selbst im schwachen Licht der einzelnen Lampe konnte Herrick sehen, wie angespannt er aussah, wie fiebrig seine Augen glänzten.
»Ja?«
»Sir. Manning ist an Bord gekommen, Sir«, antwortete Pascoe.
»Er hat eine Dame bei sich. Sie wollten sich von Captain Farquhar verabschieden, da sie mit der
Ha
r
ebell
nach Gibraltar segeln, sobald der Wind auffrischt.«
Herrick nickte. Es war völlig windstill. Und das verstärkte noch sein Vorgefühl drohenden Unheils.
»Sagen Sie Ozzard, er soll mehr Lampen holen. Dann bringen Sie den Besuch her. Ich werde ihnen wegen Captain Farquhar Bescheid sagen.«
Er dachte wieder an seine Segelorder. Unterzeichnet:
Kommo
d
o
r
e
Stellvertreter.
»Ich wäre gern hier auf der
Lysande
r
geblieben, Sir«, sagte Pascoe.
»Ich weiß. Aber Sie müssen morgen bei Sonnenaufgang auf die
Osiris.
Es ist wahrscheinlich am besten so. Mir ist der Gedanke angenehm, daß wenigstens Sie hier sind, wenn…«
Pascoe unterbrach ihn. »Segeln Sie nur deshalb nach Korfu, um zu zeigen, daß er recht hatte, Sir?«
»Ja. Das ist alles, was ich zur Zeit tun kann. Passen Sie gut auf sich auf, Adam. Es kann jetzt sehr viel von Ihnen abhängen.«
Pascoe machte große Augen. »Sie sprechen, als ob mein Onkel schon tot wäre.«
»Ich bin mir da nicht sicher. Jetzt nicht mehr.« Er sah sich in der stillen Kajüte um. »Aber eins weiß ich genau. Gewisse Leute in England, die keine Ahnung haben, werden versuchen, seinen Namen mit Dreck zu bewerten. Das passiert den Helden unseres Vaterlandes sehr oft, und Ihr Onkel ist ein Held, vergessen Sie das nie.« Seine Stimme wurde lauter; jetzt mußte er sich endlich einmal aussprechen. »Ich habe seinen Vater gekannt, wußten Sie das? Ihren Großvater. Ein feiner Mann, ein Mann von stolzer Tradition. Sie werden es nicht leicht haben, sich seiner würdig zu erweisen, und viele werden aus Haß und Neid versuchen, Ihnen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Also denken Sie an diesen Tag, Adam, und halten Sie ihn hoch.« Er drehte sich kurz um. »Jetzt bringen Sie diese verdammten Zivilisten her!«
Pascoe ging, und Herricks Herz schlug im Takt mit den sich entfernenden Schritten.
Ozzard kam und hängte ein paar Lampen auf; es wurde hell um Herrick, und zusammenfahrend sah er, daß Manning in der Kajütentür stand, eine Dame im schwarzen Bootsmantel mit Kapuze neben sich.
»Ich bedaure die Störung, Captain«, sagte Manning formell.
»Anscheinend habe ich meine Zeit verschwendet und mich umsonst bemüht. Ich werde Sie leider um ein Boot zur
Osiris
bitten müssen.«
Herrick konnte nur mit Mühe ein höfliches Lächeln aufbringen, weil sein Gesicht ganz gefühllos war. »Das tut mir leid, Mr. Manning.« Natürlich, das war typisch Farquhar, ihn nicht vorzuwarnen.
»Sie wären sicher morgen früh über den Kommandantenwechsel informiert worden.«
Manning sah ihn forschend an und erwiderte trocken: »In der Tat, das möchte ich annehmen.« Und zu der Dame gewandt, die stumm geblieben war, fuhr er fort: »Wir werden gleich zur
Osiri
s
hinübe rfahren. Ich habe noch einiges mit Captain Farquhar zu besprechen, bevor du abreist.«
»Vor Sonnenaufgang kommt kein Wind auf«, warf Herrick ein, »darauf können Sie sich verlassen.«
»Aha.« Manning war anscheinend irritiert. »Das ist übrigens meine Schwester – Mrs. Boswell.«
Sie warf die Kapuze zurück und lächelte flüchtig.
»Ja, dann wollen wir lieber gehen«, sagte Manning.
Doch sie
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