Eine letzte Breitseite
erwiderte:
»Ic
h
segle mit der
Harebell
,
Captain Herrick, aber mein Bruder bleibt zunächst noch in Sizilien. Wie der Arme ohne mich fertig werden wird, kann ich mir gar nicht vorstellen«, schloß sie mit einem mitleidigen Blick auf Manning.
»Kommst du jetzt, Dulcie?« fragte dieser ungeduldig.
»Nein.« Mit wehendem Bootsmantel trat sie ein paar Schritte weiter in die Kajüte hinein. »Ich werde mich noch genügend mit wackligen Booten und engen Quartieren herumärgern müssen, bis ich in England bin. Und von Captain Farquhar habe ich sowieso genug.« Sie lächelte Herrick an. »Ich möchte hierbleiben, bis du deine Angelegenheiten mit ihm erledigt hast, John – vorausgesetzt, daß der Captain nichts dagegen hat.«
Herrick schüttelte eifrig den Kopf. »Keineswegs, Ma’am. Es ist mir ein Vergnügen.«
Sie war eine sehr nett aussehende junge Frau, mit den frischen Wangen und blanken Augen des Landkindes. Wieso lebte sie überhaupt hier in Sizilien? Vielleicht war ihr Mann so einer wie Manning, der seinem König diente, ohne offen des Königs Rock zu tragen?
Manning stieß ein paar unbestimmte Laute aus und sagte dann: »Na schön. Ich bin in einer Stunde zurück.«
Verlegenes Schweigen – Herrick kam sich auf einmal viel zu groß für die Kajüte vor.
Nachdenklich betrachtete Mrs. Boswell ihn, löste den Bootsmantel und setzte sich graziös in einen Sessel.
»Sie sind also Captain Herrick. Ich habe von Ihnen gehört. Einer Ihrer Männer sagte, daß Sie bald auslaufen. Ich hoffe, Sie haben eine sichere Fahrt.«
Herrick war furchtbar verlegen. Sie sollte ihn in Ruhe lassen! – Nein, sie sollte bleiben!
»Aye, Ma’am. Auf Schiffen gibt es immer viel Gerede.« Er wollte das Thema wechseln. »Sie segeln von Gibraltar weiter nach England, wenn ich recht verstanden habe?«
»Ja. Wir wohnen…« Sie senkte die Lider. »Das heißt, mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben, und ich kehre jetzt wieder nach Canterbury zurück. Ich hatte in mancher Hinsicht Angst davor. Deswegen bin ich nach Sizilien gekommen, um bei John zu leben. Er hat nie geheiratet, der Arme. Doch jetzt meint er, der Krieg käme jeden Tag näher. Da muß ich eben wieder nach Hause«, seufzte sie.
Herrick nahm ihr gegenüber Platz. »Ma’am, auch ich stamme aus Kent. Ich wohne in Rochester.« Er lächelte verlegen. »Aber wohl nicht so fein wie Sie.«
Nachdenklich sah sie ihn an. Ihre Haut schimmerte blaß unter dem Lampenlicht. »Dieser junge Offizier, der uns in Ihre Kajüte brachte…« Sie senkte die Augen. »Ich konnte nicht vermeiden mitanzuhören, was Sie zu ihm sagten.«
Herrick wurde rot. »Ma’am, ich bitte sehr um Entschuldigung«, stotterte er, denn ihm fiel ein, wie wütend er gewesen war.
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»Wenn ich gewußt hätte…«
»Nein, Captain, vorher. Sie waren sehr erregt, und ich glaube, dieser gutaussehende junge Mann ebenfalls.«
Langsam nickte Herrick. »Er ist der Neffe des Kommodore.«
»Ich habe auch von Ihrem Kommodore gehört. Es tut mir sehr leid um ihn. Er war, glaube ich, außerordentlich beliebt.«
»Aye, Ma’am. Keiner war besser. Keiner tapferer.«
»Und es besteht keine Hoffnung?«
»Nicht viel. Ihr Bruder müßte inzwischen etwas gehört haben.«
»Erzählen Sie mir von sich selbst, Captain. Haben Sie Familie in England?«
Und so hatte es angefangen. Herrick sprach seine Gedanken und Erinnerungen laut aus, und sie saß ruhig da und hörte zu.
Draußen ertönte ein Anruf, ein Boot kam längsseit. Herrick konnte kaum glauben, daß die eine Stunde so rasch vergangen war. Bestürzt stand er auf.
»Wenn ich Sie gelangweilt habe, Ma’am…«
Sie strich ihm über den Ärmel und lächelte ihn an. »Ich würde gern Ihre Schwester aufsuchen, Captain, wenn ich darf. Dann sind wir beide etwas fröhlicher, bis…« Sie knöpfte ihren Mantel zu. »… bis Sie wieder in Kent sind.« Sie blickte auf und ihm direkt in die Augen. »Ich hoffe, Sie werden uns nicht vergessen.«
Herrick ergriff ihre Hand. Sie war klein und fest, und er kam sich wieder so plump und ungeschickt vor. »Ich werde nie vergessen, wie freundlich Sie zu mir waren, Ma’am.«
Draußen kam Mannings Stimme näher. »Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns wiedersehen, aber…«
»Kein Aber, Captain.« Sie trat zurück. »Ich kann jetzt verstehen, warum Ihr Kommodore so schmerzlich vermißt wird. Wenn er solche Freunde hat wie Sie, muß er wirklich ein beachtlicher Mann sein.«
Herrick
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