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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unbekümmert um die neugierigen Augen und sein merkwürdiges Aussehen. »Wenn Sie etwas für Thomas Herrick empfinden, dann sagen Sie es mir bitte.«
    Es kam ihm vor, als wolle sie ihm ihre Hand entziehen. Doch statt dessen fragte sie: »Merkt man das so deutlich?«
    »Daran ist nichts Unrechtes.« Er blickte sinnend auf die grünen Abhänge an der Küste. »Meine eigene Liebe war zu kurz, und heute tut es mir um jede versäumte Sekunde leid. Außerdem –«, erzwang sich ein Lächeln ab –, »ich weiß genau, wenn
Si
e

nichts sagen, dann bleibt Thomas Herrick so stumm wie eine Nonne in einer Seemannskneipe!«
    »Ich will daran denken.« Sie sah zu Pascoe hinüber. »Passen Sie gut auf alle auf. Ich habe das seltsame Gefühl, daß etwas Großes passieren wird.« Sie erschauerte. »Und vielleicht nichts Gutes.«
    Bolitho sah ihr nach, als sie mit dem Bootsmannsstuhl ins Boot abgefiert wurde, und ging dann nach achtern. Langsam, schmerzhaft langsam kamen die Marssegel der
Buzzar
d

um das nördliche Vorland.
    »Eine nette Dame, Sir«, sagte Pascoe. »Bißchen wie Tante Nancy.«
    »Aye.« Bei dieser Bemerkung stand ihm seine Schwester in Falmouth, die ihn immer zu bemuttern versuchte, obwohl sie jünger war als er, ganz deutlich vor Augen.
    Pascoe sprach weiter. »Es heißt, Lord Nelson segelt ins Mittelmeer, Sir?«
    »Gott sei Dank merkt endlich jemand, daß hier eine ernsthafte Bedrohung entsteht. Die Schlacht, und es wird eine Schlacht geben, kann entscheidend sein. Deswegen haben wir noch eine Menge Arbeit zu erledigen, bevor die Sonne untergeht.«
    Er sah Pascoes betroffenes Gesicht und mußte lächeln. »Was ist denn, Adam? Hast du was dagegen, daß Nelson kommt? Er ist der Beste, den wir haben, und der Jüngste. Das allein müßte dir doch schon zusagen!«
    Lächelnd schlug Pascoe die Augen nieder. »Weißt du, was vorhin ein Matrose zu mir gesagt hat? Wir haben unseren eigenen Ne lson!«
    »Blödsinn! Du bist ja ebenso schlimm wie dieser Allday!« sagte Bolitho und ging zur Leiter.
    In der Nacht saß er in der ungewohnt eleganten Kajüte der
Osiris,
schrieb einen Bericht über seine Vermutungen zur Lage und horchte auf das Knirschen und Murmeln am Schiffsrumpf. Der Wind hatte leicht aufgefrischt und bereits nach Nordwest gedreht. Die Schaluppe
Harebell,

die kurz vor dem Dunkelwerden ausgelaufen war, würde schwer vorankommen und ständig kreuzen müssen, hin und her, um wenigstens die Höhe zu halten.
    Er dachte an Javals dunkles Gesicht, der an Bord gekommen war, überrascht, den Kommodorewimpel auf der
Osiri
s

zu sehen, und dann erleichtert, weil Farquhar noch nicht Kommodore war. Er hatte die Schiffe an dem verabredeten Treffpunkt nicht gefunden und von einem Fischer erfahren, sie lägen in Syrakus vor Anker. Daraufhin hatte er eine zweite Patrouille in der Straße von Messina gefahren und war bei wechselndem Wind noch weiter nordwärts gesegelt, in der Hoffnung, weitere Nachrichten zu bekommen. »Ich will mich nicht herausreden, Sir«, hatte er gesagt. »Ich bin Unabhängigkeit gewohnt, aber ich mißbrauche sie nicht. Ich lief Neapel an und suchte den dortigen britischen Gesandten auf. Schließlich mußte ich ja Informationen mitbringen.« Seine harten Züge hatten sich bei diesen Worten etwas entspannt. »Hätte ich gewußt, daß Sie auf einer eigenen, äh, Expedition waren, Sir, dann wäre ich nach La Valetta gesegelt und hätte Sie ‘rausgeholt, trotz aller Malteserritter.«
    Javal kannte Bolithos weiche Stelle. Auch er war Kommandant einer Fregatte gewesen, und wenn er überstürzt gehandelt hatte, indem er Yves Gorse aufsuchte, so deswegen, weil ihm jene Zeit immer noch im Blut lag. Vielleicht hatte Javal diesen Punkt angetippt, um Bolitho nachsichtiger zu stimmen.
    »Sir William Hamilton mag ja ein alter Herr sein«, hatte Javal weiter berichtet, »aber er besitzt ausgezeichnete Verbindungen und weiß sehr gut, was vorgeht.«
    Bolitho unterschrieb seinen Bericht und starrte auf die Schottwand. Sein gebräunter, abgewetzter Degen wirkte seltsam fremd an diesem reichgeschnitzten Paneel.
    Sir William hatte über sein Netz von Mittelsmännern und Spionen in Erfahrung gebracht, daß der einzige Mann, der über die nächsten Wochen und Monate entscheiden konnte, schon auf dem Weg nach Toulon war. Und dieser Mann verschwendete seine Zeit nicht mit leeren Gesten.
    Sein Name war Bonaparte.

A m Ziel
    Jede Hoffnung auf eine schnelle Reise nach Korfu, oder darauf, daß Javals Ausguck die
Lysander

irgendwo

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