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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Heckfenster.
    Herrick war also weg, allein. Der Rest war ihm so klar wie das Wasser unter dem Heckbalken.
    »Captain Herrick ist ein guter Mann. Ich habe ihn kennengelernt, bevor er auslief«, hörte er Mrs. Boswell sagen.
    Er wandte sich zu ihr um. »Ja, das ist er, Ma’am.«
    »Als wir die Explosion hörten«, sagte Inch, »glaubten wir, da wäre ein großes Schiff in die Luft geflogen.«
    »Die Ladung der
Segura
.

Dieser Korvettenkapitän hatte sich das anders vorgestellt.«
    Alles stand ihm wieder vor Augen: Midshipman Breens trauriges Gesicht; der Schwede, der so vergnügt Befehle entgegengenommen hatte, die er manchmal gar nicht verstand; Alldays narbiger Rükken.
    »Also, dann zurück zum Geschwader«, sagte er schroff, »und so schnell Sie können!«
    Der Erste Offizier der
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erschien im Türrahmen; er mied Bolithos Augen, als er meldete: »Wir haben dreißig Franzosen aufgefischt, Sir. Der Kommandant ist nicht dabei. Und der Master sagt, der Wind hat aufgefrischt und nach Süden gedreht.« Stirnrunzelnd nickte Inch. Zu Bolitho sagte er: »Ich glaube, Sir, Sie kennen meinen Ersten, Mr. McLean?«
    »In der Tat. Er war einmal zusammen mit Ihnen an Bord der
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sander
.

Bei der Marine ist es anscheinend immer dasselbe: Leutnants erkennen einen Vorgesetzten niemals wieder; aber sogar ein Kommodore erinnert sich an einen Leutnant.«
    Inch sah seinen Ersten mißbilligend an. »Pfeifen Sie ›Alle Mann zum Segelsetzen‹ . Es wird eine Schinderei, aber ich will die
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bis zum Spätnachmittag in Syrakus vor Anker haben!«
    Bolitho wurden plötzlich die Knie weich, und er setzte sich hin.
    »Ich gehe an Deck, Sir, wenn Sie gestatten«, sagte Inch. Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Ich bin wirklich froh, daß ich Sie gefunden habe. Captain Herrick hätte sich gefreut, wenn…« Er ging rasch hinaus.
    Mrs. Boswell sagte leise: »Wir haben uns lange unterhalten. Ich fand seine Geschichte, seine Lebensgeschichte meine ich, faszinierend.«
    Jetzt erst betrachtete Bolitho sie genauer. Eine nett aussehende Frau, vielleicht Anfang Dreißig. Sie hatte einen guten Teint und dunkelbraune Augen, die zu ihrem Haar paßten. Die Art, wie sie von Herrick sprach, war aufschlußreich. Vielleicht hatte sie sich in ihn verliebt?
    Er entgegnete: »Ich habe vor, ihn zu suchen, Ma’am. Wenn ich mit Captain Farquhar gesprochen habe, weiß ich bestimmt eine ganze Menge mehr als jetzt.«
    Er hatte den letzten Satz in ungewöhnlich scharfem Ton gesprochen; und sie antwortete: »Ich weiß, daß Captain Farquhar ein außerordentlich ehrgeiziger Mann ist.«
    Ihre rasche Auffassungsgabe und auch sie selbst gefielen ihm.
    »Außerordentlicher Ehrgeiz ist nicht immer mit außerordentlicher Einsatzbereitschaft verbunden, Ma’am«, antwortete er lächelnd.
    »Ich hätte das eher merken müssen. Viel eher. Und ich kann nur zu Gott beten, daß ich diese Lektion nicht zu spät gelernt habe.« Erschrocken hob sie die Hand. »Zu spät für Captain Herrick?«
    »Für Thomas noch viel mehr, Ma’am.«
    Allday schaute herein. »Könnten Sie ihn dazu kriegen, daß er sich hinlegt, Ma’am? Er hat heute so viel geschafft wie ein ganzes Regiment.«
    »Ja, das tue ich«, nickte sie. Allday verschwand, und sie fragte: »Ist das ein alter Kamerad von Ihnen?«
    Bolitho lehnte sich in seinem Sessel zurück. Mit der Spannung wichen auch seine Kräfte. »Nein, mein Bootssteurer. Und ein guter Freund. Wenn er ein Offizier meines Jahrgangs wäre, dann wäre er, glaube ich, bald mein Vorgesetzter. Und das wäre dann doch zuviel.«
    Und dann fielen ihm die Augen zu, und sein Kopf geriet mit den leichten Schiffsbewegungen ins Nicken. Mrs. Boswell stellte fest, daß Bolitho gar nicht so war, wie sie es nach Herricks Erzählungen erwartet hatte. Für jemanden, der so viel geleistet, so viel durchgemacht hatte, kam er ihr ziemlich jung vor. Er schien auch feinfühlig zu sein, was er offensichtlich als einen Fehler empfand und durch Strenge zu verbergen suchte.
    Sie lächelte nachdenklich. Unsinn: Er war genauso, wie Herrick ihn beschrieben hatte.
    Regungslos stand Farquhar an der Kajütwand und sah zu, wie Bolitho sorgfältig die Depeschen des Admirals durchlas.
    Bolitho saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, vorgebeugt auf der Fensterbank; die Papiere hatte er vor sich auf den Boden gebreitet. Neben ihm auf der Fensterbank lagen ein Stück frisches Brot und eine Butterkruke; beides hatte Manning morgens an Bord geschickt. Bolitho hatte fast den

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