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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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bekommt er einem besser.« Er riß Ozzard den Becher fast aus der Hand und goß den Schnaps in einem Zug hinunter. »Wenn Sie gestatten, Sir?« Er hielt Ozzard das Glas zum Nachschenken hin. Trotz des ständigen Windes, der durch die kleine Bucht fegte und von Schaum gekrönte Wellen zwischen die ankernden Schiffe jagte, war die Luft in der wetterdichten Kajüte warm und feucht. Bolitho hatte zum Empfang Probyns seinen Uniformrock angelegt, aber jetzt wü nschte er, er wäre wieder in Hemdsärmeln. Der Brandy stieg Probyn in Augen und Stimme. Undeutlich und stockend, aber sehr ausführlich berichtete er, wie sein Master und der Wachoffizier,
so

einen

jungen

Dussel

gibt’s

nicht

ein

zweites

Mal,

Sir,
und der Lotgast in den Rüsten,
de
n

hab
e

ic
h

verdamm
t

schnell
greifen

und

auspeitschen

lassen,

kann

ich

Ihnen

sagen,

und noch einige andere Leute Fehler gemacht hätten, so daß das Auflaufen nicht mehr zu vermeiden gewesen war.
    Bolitho wartete, bis Probyn eine Pause machte, in der Ozzard den Becher nachfüllte. Der Steward hielt die Augen gesenkt, konnte aber sein Interesse nicht verbergen. Es mochte wohl an seiner früheren Tätigkeit als Rechtsanwaltsschreiber liegen, daß er seine sonstige Zurückhaltung vergaß.
    »Sie waren also nicht direkt dabei, als es passierte?« fragte Bolitho ernst.
    »Dabei?« Die rotgeränderten Augen blickten ihn mühsam an.
    »Natürlich war ich dabei!« schrie Probyn fast.
    »Ich darf Sie ersuchen, höflich mit mir zu sprechen, Captain.« Bolithos Tonfall war gleichmäßig, fast freundlich; aber Probyns rotem Gesicht war doch anzusehen, daß er die Warnung verstanden hatte.
    »Ja. Jawohl. Bitte um Entschuldigung. Aber es beunruhigt mich die ganze Zeit, daß Sie mir die Schuld geben könnten für das, was…«
    »Also, Captain, wo an Bord der
Nicator

befanden Sie sich, als sie auflief?«
    »Augenblick mal…« Nachdenklich schob er die Lippen vor. »Da müssen wir ganz genau sein, eh? Wie in alten Zeiten auf der
Tr
o
jan,

als wir beide noch Leutnants waren.«
    Reglos beobachtete Bolitho , wie sich die sentimentale Erinnerung auf Probyns verschwommenen Zügen spiegelte. »Das ist lange her«, sagte er schließlich.
    Probyn beugte sich vor und warf dabei mit dem Ärmel den leeren Becher um. »So sehr lange doch auch nicht, wie? Mir kommt’s bloß vor wie ‘ne Hundewache. War’n feines altes Schiff.«
    »Die
Trojan!
«

Bolitho nickte Ozzard zu, der daraufhin Kapitän Probyn einen neuen Becher hinstellte. »Ein hartes Schiff, das große Anforderungen stellte, soweit ich mich erinnere. Eine gute Schule für alle, die was lernen wollten, aber die Hölle für Bummler. Captain Pears war nicht der Mann, der mit Dummköpfen Geduld hatte.«
    Mit verglasten Augen sah Probyn ihn an. »Natürlich war ich ein bißchen dienstälter als Sie. Wußte ’n bißchen besser Bescheid, sozusagen. Hab’ Ihr kleines Spiel durchschaut.«
    »Spiel?«
    Probyn klopfte sich verschmitzt an den Nasenflügel. »Sehen Sie? Sie hatten nicht einmal eine Ahnung davon. Der Erste Offizier hatte was gegen mich; er war der Speichellecker des Kommandanten. Und dieser andere Leutnant, der später umgekommen ist, der war bloß ein Kriecher.«
    Bolitho stand auf und ging zum Weinschrank. Er sah im Geiste Kates Gesicht und hörte ihr aufreizendes Lachen. Auch jetzt hätte sie ihn ausgelacht. Sie besaß keinen Sinn für Autorität.
    Er antwortete scharf: »Dann waren also, abgesehen von dem sehr jungen Vierten, Sie und ich die einzigen Offiziere an Bord, die Ihrer Ansicht nach etwas taugten.« Er winkte Ozzard hinaus und goß sich selbst ein Glas Rotwein ein. »Ich erinnere mich an vieles auf diesem Schiff, aber woran ich mich am deutlichsten erinnere und woran ich im Laufe der letzten Woche wieder denken mußte, das ist Ihre Trunksucht.« Er fuhr herum und sah die plötzliche Bestürztheit Probyns. »Ich weiß, daß mehrmals Matrosen ausgepeitscht wurden, weil
Si
e

etwas falsch gemacht hatten. Und erinnern Sie sich noch an die Wachen, die andere für Sie gehen mußten, weil Sie so betrunken waren, daß Sie nicht an Deck kommen konnten? Der Speichellecker, den Sie vorhin erwähnten, sorgte dafür, daß der Kommandant nichts davon erfuhr. Aber bei Gott, Probyn, wenn ich Ihr Kommandant gewesen wäre, ich hätte dafür gesorgt, daß es nicht zum zweiten Mal geschehen wäre!«
    Schwankend stand Probyn auf; sein großer Schatten kam auf Bolitho zu wie ein Theatervorhang. »Bestimmt hätten Sie das getan!

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