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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gesichtet, und sie wären vor dem Angriff ausmanövriert.
    »Da unten, Sir«, rief Nepean, »da habe ich Mündungsfeuer gesehen. Ein Mann ist gefallen, glaube ich.«
    Gedämpfte Rufe; die einzelne Laterne bewegte sich hinter den Wällen der Batterie, wie von einem Gespenst getragen.
    »Das ist kein Signal, bei Gott«, murmelte Leroux. »Da muß ein Verrückter am Werk sein. Verdammt, sehen Sie bloß, wie die durcheinanderrennen! Mit dem Überraschungsmoment ist es vorbei«, schloß er bitter. Sogar ohne Teleskop konnte Bolitho das Gerenne bei der Batterie sehen: helle Gestalten, anscheinend bloß halb bekleidet, von diesem mysteriösen Schuß aus dem Schlaf gerissen. »Die beste Gelegenheit, Major«, erwiderte er heiser. Er sprang auf und schwenkte seinen Hut zu den erstaunten MarineInfanteristen. »Folgt mir, Jungs!« Gallebitter stieg der Irrsinn in seiner Kehle hoch; so wild, als wolle es ausbrechen, schlug sein Herz gegen die Rippen.
    Ein Laut wie ein Grollen kam von den Männern, sie rappelten sich auf, die Bajonette richteten sich auf die Batterie, und Leroux brüllte: »Zur Attacke – marsch!«
    Den Abhang hinunter rennend, dabei schreiend wie die Irren, vergaßen die Seesoldaten bald den Befehl, nicht zu schnell vorzugehen. Sie stürmten über Gras und Steine, und die schwankenden Bajonette glitzerten jetzt heller, denn ein schwacher Morgenschimmer lag bereits ü ber der Bucht.
    Hier und da stürzte ein Mann, doch nur, um wieder aufzuspringen, seine Muskete zu packen und abermals zu seinen brüllenden, schreienden Kameraden aufzuschließen.
    Bolitho hörte ein paar Schüsse; doch wer sie abfeuerte und wem sie galten, wußte er nicht. Er wußte nur, daß sich das Tempo kaum noch halten ließ, denn jetzt ging es nicht mehr abwärts, sondern bergauf. »Schneller!« keuchte er. »Die Palisaden!«
    Von oben krachte es ein paarmal; ein Mann fiel und rollte gurgelnd den Abhang hinunter.
    Einige Seesoldaten waren zurückgeblieben, knieten jetzt und zielten über die Köpfe ihrer Kameraden hinweg. Eine Kugel sauste Bolitho am Kopf vorbei, ein Todesschrei ertönte vom Wall über ihm.
    »Da ist ein Weg!« schrie Leroux. »Sergeant Gritton! Dort hinauf!«
    Kugeln schlugen jetzt von beiden Seiten in die Palisade, und wie aus weiter Ferne hörte Bolitho den fordernden Ton eines Trompetensignals.
    Sie mußten diesen Wall erreichen und einnehmen, ehe der Feind Unterstützung aus dem Lager bekam. Inzwischen hatten sie alle gehört, daß Pferde da waren. Griff erst Kavallerie an, würde sie die erschöpften Marine-Infanteristen auseinandertreiben und in Stücke hauen.
    Bolitho fiel beinahe über einen Soldaten, der quer in einem Tor lag; ein brüllender Seesoldat an der Spitze der vordersten Gruppe stieß ihn beiseite. Der Kopf schwirrte ihm, aber trotzdem registrierte er die seltsame Tatsache, daß das Tor offen und der Soldat tot war.
    Ein paar Stufen hinauf, um eine Ecke, und dann sah er ein halbes Dutzend Spanier, die mit Waffen und Fäusten gegen eine breite Tür hämmerten – anscheinend bemerkten sie die anstürmende MarineInfanterie gar nicht. Doch dann drehte sich einer um, und der ganze Haufe wandte sich von der Tür ab, rannte auf den halbfertigen Wall zu und versuchte hinübe rzuklettern.
    Johlend wie die Teufel fuhren die Marine -Infanteristen zwischen sie; Bajonette stießen zu, die schrecklichen Todesschreie gingen in dem wüsten Kampfgebrüll unter.
    »Hurra, die Marine!« schrie Bolitho. »Halten Sie sie um Gottes willen auf, Major Leroux! Wir müssen durch diese Tür!«
    Schüsse krachten von der Batterie her, einige Seesoldaten fielen um sich schlagend zu Boden, andere eilten die Stufen empor; doch da sie bald von Nachdrängenden eingekeilt werden mußten, bestand die Gefahr, daß sie wehrlos von versteckten Scharfschützen abgeknallt wurden.
    Jetzt stand Sergeant Gritton mit einer großen Axt vor dem Türrahmen und führte krachende Schläge gegen das eisenbeschlagene Holz.
    Leroux feuerte seine Pistole ab und gab sie seiner Ordonnanz zum Neuladen; ein Körper fiel über die Brustwehr zwischen die brüllenden Seesoldaten.
    »Er kriegt sie nicht rechtzeitig auf!«
    Er schoß seine zweite Pistole ab und fluchte, als die Kugel als Querschläger fehlging.
    »Los, Jungs!« brüllte Gritton. »Sie gibt nach!«
    Bolitho drängte sich durch die aneinandergepreßten Männer. Er hatte gemerkt, daß die Tür nach innen aufging, und zwar nicht wegen der Axthiebe, und daß seine Männer im nächsten Moment von einer

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