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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ich ihm auch über den Zustand meines Geschwaders berichten.«
    Herrick starrte zurück. »Während sich die übrigen Schiffe unseres Geschwaders irgendwo herumgetrieben haben, Sir, haben unsere Leute besser gekämpft, als ich es für möglich gehalten hätte. Das habe ich auch in meinem eigenen Bericht zum Ausdruck gebracht.«
    Traurig schüttelte Bolitho den Kopf. »Und was ist mit Ihnen selbst, Thomas? Was soll ich über Sie schreiben?«
    Herrick sah auf einmal todmüde aus.
    »Ich rede nicht von Ihrer Seemannschaft«, fuhr Bolitho fort, »auch nicht von Ihrer Schiffsführung unter Beschuß – die zu kritisieren, besteht kein Anlaß.«
    Herrick sah an ihm vorbei. »Ich habe mein Bestes getan.«
    Bolitho zögerte, doch er wußte, daß jetzt, und nur jetzt, der richtige Moment war. »Es war aber nicht gut genug«, sagte er rundweg, »und das wissen Sie.«
    Ein Ruf des Ausgucks ertönte von oben: »An Deck! Segel in Lee voraus!« Also kamen Farquhars Schiffe in Sicht – wenn sie es waren.
    »Falls das Ihre Meinung ist, Sir«, erwiderte Herrick, »dann schlage ich vor, Sie schreiben es auch in Ihren Bericht.«
    Bolitho wurde beinahe wütend. »Seien Sie doch nicht so ein verdammter Narr!« Das Blut stieg ihm zu Kopf, die Wildheit der Schlacht erwachte wieder. »Sie waren zu
langsam
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Thomas. Sie haben vor jeder Entscheidung zu lange gezögert. Sie wissen so gut wie ich, daß in einem Gefecht Breitseite gegen Breitseite keine Zeit zum Nachdenken ist.«
    Herrick blieb bei diesem Zornesausbruch äußerlich ruhig. »Glauben Sie, ich weiß das nicht?« Hilflos, verzweifelt hob er die Schultern. »Schon als ich voriges Jahr die
Impulsiv
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verlor, kamen mir Zweifel. Zweifel an meinen Kräften, an meinen Nerven, wenn Sie wollen.« Er blickte zur Seite. »Ich habe die
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in diese Bucht gesegelt, weil ich nicht anders konnte; irgend etwas zog mich hin, wie in alten Zeiten, wenn ich einfach wußte, es muß getan werden. Sie hatten nicht signalisiert, aber irgendwie wußte ich, daß Sie da waren und auf mich warteten. Es war vielleicht dasselbe Gefühl, das Sie bei Adam Pascoe hatten. Das sitzt tiefer als alle Logik.«
    »Und vor vi er Tagen?«
    Wieder blickte Herrick ihn an. »Ich habe diese beiden Schiffe stundenlang beobachtet, wie sie immer näher kamen. Habe mir ihre Besatzungen vorgestellt, wie sie mit ihren Kanonen auf
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zielten. Und als Sie sich entschlossen, allein, ohne Unterstützung anzugreifen, da konnte ich mich kaum rühren und kaum ein Wort herausbringen. Ich hörte meine Stimme wie von fern, als ich die Befehle gab. Aber dahinter war alles wie aus Stein. Wie tot.« Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Ich kann nicht mehr. Seit der Schlacht im vorigen Jahr weiß ich das.«
    Bolitho stand auf und ging langsam zum Fenster. Er erinnerte sich, wie aufgeregt Herrick damals gewesen war, als er auf der Admiralität die Ernennung zum Flaggkapitän bekam. Herricks Freude war ebenso groß gewesen wie seine eigene. Über die Gefahren und Tücken ihrer Mission hatten sie sich keine Gedanken gemacht, beide hatten sie sich nicht gefragt, ob sie all dem gewachsen waren.
    »Sie sind so müde, daß Sie nicht richtig denken können, Thomas.«
    »Bitte, Sir«, erwiderte Herrick heiser, »bemitleiden Sie mich nicht, demütigen Sie mich nicht noch durch Ihr Verständnis! Sie wissen, was mich das kostet, also ersparen Sie mir in Gottes Namen noch weitere Beschämung!«
    Draußen auf dem Gang waren Schritte zu hören, und Bolitho sagte: »Lassen Sie mich allein. Ich möchte nachdenken.« Er versuchte, die richtigen Worte zu finden, und war wütend über sich selbst, weil Herrick ihm solchen Schmerz antun konnte. »Sie sind mir zu wertvoll, als daß ich etwas falsch machen möchte.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt weit, und Midshipman Saxby steckte den Kopf in die Kajüte. »Captain, Sir?« Zahnlückig und ängstlich grinste er, als er Bolitho sah. »Mr. Gilchrist läßt respektvoll fragen, ob Sie an Deck kommen können?«
    Da Herrick nicht gleich antwortete, fragte Bolitho: »Ist was nicht in Ordnung?«
    Saxby schluckte hinunter. »N-nein, Sir. Der Erste Offizier wünscht die Anwesenheit der Mannschaft beim Strafvollzug.« Herrick erwachte aus seinem Sinnen. »Ich komme, Mr. Saxby.«
    Und mit einem Blick auf Bolitho: »Entschuldigung, Sir.«
    Lange sah Bolitho auf die geschlossene Tür. Es war, als hätten Herricks Augen durch eine fremde Maske geblickt. Ein Gefangener. Wie hatte er

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