Eine Liebe auf Korfu
kann. Aber ich werde diesen Mann nicht heiraten!“ Mit diesen Worten stürmte Alessa aus dem Salon.
23. KAPITEL
„Verdammt noch mal!“, fluchte Benedict, ohne sich zu entschuldigen. „Wenn ich mich empfehlen dürfte, Ma’am …“
Er riss die Salontür auf – gerade noch rechtzeitig, um Alessas wehende Röcke hinter einer Ecke verschwinden zu sehen – und rannte ihr nach.
Auf der glücklicherweise menschenleeren Terrasse holte er sie ein. „Alessa!“
„Geh weg!“
„Ich will dich heiraten.“
„Natürlich willst du das“, bestätigte sie honigsüß. „Dazu verpflichtet dich dein Ehrgefühl, nicht wahr? Was würden denn die Leute sagen …“
„Dass ich froh sein soll, weil ich einer so schrecklichen Xanthippe entronnen bin!“, konterte er. „Wieso behauptest du, ich hätte kein romantisches Herz? Lass dir erzählen, wie ich Harrison und Maria half …“
„Oh, das weiß ich schon. Gut gemacht! Sicher werden die beiden sehr glücklich. Aber das war etwas anderes. Mr. Harrison ist nur ein einfacher Sekretär, kein hochgestochener Earl.“
„Bitte, Alessa, ich hege die ernsthafte Absicht, dich in England zu heiraten.“
„Tatsächlich? Nun, vielleicht hast du das jetzt vor. Und wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Skandal kommt? Vermutlich wird man glauben, ich wäre eine Griechin, mit der du hier auf Korfu eine Affäre hattest. Für solche Abenteuer sind die Engländer auf ihren Reisen berüchtigt. Und es würde den Leuten wohl kaum gefallen, wenn du deine Geliebte nach England mitbringst und zu allem Überfluss auch noch heiratest.“
Mit diesen Worten kam sie seinen Bedenken gegen eine übereilte Hochzeit auf der Insel so nahe, dass ihm das Blut in die Wangen stieg, was Alessa für ein Zeichen seines schlechten Gewissens hielt.
„Ah, endlich lässt du Emotionen erkennen! Als ich in den Salon ging, hast du dich wie ein Geistlicher aufgeführt, der plötzlich mit einem leichtfertigen Mädchen konfrontiert wird. Ja, ich weiß, du willst mich nicht heiraten. Aber du hättest wenigstens ein bisschen Enthusiasmus heucheln können.“
„Offen gestanden, ich war verärgert, weil deine Tante mich zu sich beordert und zu einem Heiratsantrag gedrängt hatte, der meinen Plänen nicht entsprach.“ Zu spät erkannte er, wie missverständlich diese Erklärung klang.
„Endlich gibst du es zu!“ Ein feindseliges Funkeln in den grünen Augen, starrte sie ihn an.
„Du wirst mich heiraten!“, stieß er hervor.
Und dann sah er sie zittern, nur ganz leicht. Sie biss sich auf die Unterlippe, und der Glanz in ihren Augen bekundete keinen Zorn, sondern unvergossene Tränen. Er versuchte sie einzuschüchtern. Trotzdem behauptete sie sich gegen ihn. Niemals würde er ihren Willen brechen. Und das plante er auch gar nicht.
„Alessa …“, stöhnte er. Behutsam nahm er ihr Gesicht in beide Hände und hauchte einen keuschen Kuss auf ihren Mund. Die dramatische Szene hatte schon viel zu lange gedauert.
Jetzt wird er mich küssen und mir zeigen, was er wirklich empfindet. Alessa berührte Benedicts Brust – bereit, einen dieser wundervollen Küsse zu erwidern, den Beweis seiner Lei denschaft, seiner Liebe, seiner Sehnsucht.
Wie gern würde sie in seine Arme sinken, ihm alles geben …
Doch er küsste sie wie ein Bruder, dann trat er zurück. Alessa schluckte mühsam. Entschlossen bekämpfte sie die Hitze, die allein schon seine Nähe in ihr entfacht hatte, die Erwartung sinnlicher Freuden. „Deine Glut überwältigt mich“, spottete sie frostig. „Dieses Thema möchte ich nie wieder erörtern, und ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt.“
„Gewiss, Alessa.“ Sie sah den Puls in seinem Hals pochen. Aber er zügelte seinen Zorn, den verletzten Stolz, nachdem er so schnöde abgewiesen worden war. Sobald er seine Gedanken geordnet hatte, würde er erleichtert aufatmen.
Sie knickste und verließ die Terrasse. Im Aufruhr ihrer Gefühle nahm sie nicht wahr, wohin sie floh, bis sie von den drei jungen Damen umringt wurde.
„Nun, wann ist es so weit, Alexandra?“, fragte Maria. „Meinen Sie, der Earl hätte etwas dagegen, wenn wir eine Doppelhochzeit feiern? Oh, das wäre so romantisch!“
„Frances und ich sind natürlich die Brautjungfern“, fügte Helena hinzu. „Was haben Sie ihm auf seinen Antrag geantwortet? Ist er auf die Knie gefallen?“
„Nein, ich werde Lord Blakeney nicht heiraten“, verkündete Alessa. „Darum bat er mich nur, um der Schicklichkeit zu
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