Eine Liebe auf Korfu
sollte.
„Sag Mr. Williams, ich werde ihn verständigen, wenn ich die Wäsche wieder übernehmen kann. Und, Demetri …“, rief sie dem Kind nach, das bereits davonrannte. „Erzähl ihm nicht, wohin wir fahren!“
Wie Benedict amüsiert feststellte, zog der albanische Graf die Bewohnerinnen der Residenz schon bald in seinen unwiderstehlichen Bann. Sogar Lady Blackstone ließ sich bezaubern. Und Ms. Blackstone entschied offensichtlich, der Earl wäre ihrer Mühe nicht wert, und so versuchte sie den exotischen Gast mit klimpernden Wimpern zu umgarnen, was den Trevick-Töchtern gründlich missfiel. Anscheinend glaubten die beiden, es wäre ihr Vorrecht, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Benedict bat den Verwalter, er möge ihm eine Kutsche für eine Fahrt in die Stadt leihen. Zu Mr. Williams’ tiefstem Bedauern würde erst am späteren Nachmittag ein Wagen verfügbar sein, da Sir Thomas den größeren und Mr. Harrison den kleineren benutzte.
Nun, dachte Benedict, vielleicht ist es ohnehin günstiger, wenn Alessas Temperament etwas länger abkühlt, obwohl es ihn drängte, ihr sein Verhalten zu erklären und sich zu entschuldigen. Er schlenderte auf die Terrasse zurück, wo Lady Trevick ihm mitteilte, der Lord High Commissioner und sein Gefolge würden demnächst in eine Sommervilla in Paleokastritsa am anderen Ende der Insel übersiedeln.
„So ein hübscher Ort!“, schwärmte sie. „Angeblich ist Odysseus an dieser Küste gelandet. Sir Thomas möchte eine richtige Straße dorthin bauen lassen, weil die Villa eine ideale Sommerresidenz wäre.“ Voller Sorge beobachtete sie, wie Benedict vorsichtig in einen Liegestuhl sank. „Fühlen Sie sich inzwischen gut genug für eine Reise, Lord Blakeney? Wir sind fest dazu entschlossen, obwohl die alte Straße ziemlich holprig ist. Natürlich würden wir Ihnen den bequemsten Platz in der Kutsche überlassen, wo man die Erschütterungen nicht so schmerzhaft spürt.“
„Sie sind sehr freundlich, Madam. Doch ich möchte mich nicht aufdrängen. Mittlerweile habe ich Sir Thomas’ Gast freundschaft und Ihre Obhut lange genug beansprucht.“ Verdammt, die Blackstones werden abreisen, und Alessa bleibt hier …
„Welch ein Unsinn, Sir! Seien Sie versichert, Ihre Gesellschaft wäre uns hochwillkommen.“
„Vielen Dank, aber ich weiß nicht, ob ich mir die Reise zumuten soll. Am besten warte ich erst einmal ab, wie ich mich morgen fühlen werde.“ Nur widerstrebend täuschte er in der Gegenwart des Grafen diese unmännliche Schwäche vor, und Zagredes teilnahmsvoller Blick ärgerte ihn ganz gewaltig.
„Ja, natürlich“, stimmte Lady Trevick lächelnd zu, und Benedict konnte sich hinter seiner Zeitung verschanzen, während die jungen Damen mit dem Albaner flirteten.
In Benedicts Magen schienen Schmetterlinge zu flattern, als der kleine Einspänner vor Alessas Haus hielt.
Um seine Handlungsweise zu rechtfertigen, musste er seine Theorie erläutern, die Lady Blackstone betraf. Damit würde er riskieren, dass Alessa eine Enttäuschung erlebte, falls er sich irrte.
Normalerweise würde es ein Mann ertragen, missverstanden zu werden, so lange es dauern mochte, die Angelegenheit zu klären. Aber in diesem Fall war es anders: Er lief Gefahr, sich zu verlieben. Erschrocken über diese Erkenntnis, blieb er fast eine ganze Minute lang reglos vor Alessas Tür stehen, die Hand erhoben, ohne anzuklopfen.
Wäre sie in diesem Moment auf der Schwelle erschienen, hätte er ein peinliches Geständnis abgelegt. Glücklicherweise wurde ihm das erspart. Er atmete tief durch und klopfte an. Stille. Er versuchte es noch einmal, ohne Erfolg. Schamlos legte er ein Ohr an das Holz. Nichts. Unmöglich … Mehrmals hatte er geprobt, was er sagen wollte. Auf den Gedanken, Alessa könnte nicht daheim sein, war er gar nicht gekommen.
Hatte sie nicht erwähnt, eine Nachbarin habe ihr geholfen, ihn während seiner Bewusstlosigkeit zu versorgen? Wie hieß sie doch gleich? Mrs. Reed? Mrs. Road? Nein, Mrs. Street … Er humpelte zum Haus nebenan und klopfte an die Tür. Auch hier tiefe Stille.
Resignierend wandte er sich ab. Da hörte er, wie die Tür hinter ihm aufschwang, und drehte sich zu einer schlampig gekleideten Frau um. Ein Kind stand an ihrer Seite. „Kyrios?“
„Kyria Alessa?“
„Weg. Für viele Tage.“ Damit waren ihre Englischkenntnisse anscheinend erschöpft.
Weg? Benedict starrte sie an. Sekundenlang ließ ihn sein Neugriechisch im Stich, dann konzentrierte er sich müh
Weitere Kostenlose Bücher