Eine Liebe auf Korfu
Besonderes, ich habe mit Ms. Merediths netten kleinen Schützlingen gespielt. Und wie ich gestehen muss, wurde mir bei diesen übermütigen Possen bewusst, dass ich nicht jünger werde.“
Lächelnd verdrehte Alessa die Augen. „Was erwarten Sie denn, Sir, wenn Sie Doras Reitpferd mimen und sich mit Demetri duellieren?“, neckte sie ihn. Seltsam, wie schnell ihre Nervosität in seiner Nähe verflogen war … Weil er nicht mehr so aufreizend mit ihr flirtete?
„Wir hätten die Kinder so gern kennengelernt“, seufzte Frances, die den aufregenden Anblick des Earls in Hemdsärmeln, mit nackten Füßen, allmählich verkraftete. „Leider haben wir sie nur aus der Ferne gesehen.“
„Freuen sie sich auf die Reise nach England?“, fragte Maria.
„Ja, aber sie fürchten sich auch ein bisschen“, entgegnete Alessa.
„Steht es denn fest, dass die beiden uns begleiten werden?“ Frances beugte sich verblüfft vor. „Das wäre wundervoll. Schon immer habe ich mir Geschwister gewünscht … Aber Mama sagte, sie würden hierbleiben.“
Ehe Alessa antworten konnte, erläuterte Benedict diplomatisch: „Da müssen noch einige Arrangements getroffen werden. Fahren Sie gern nach Venedig, Ms. Blackstone? Das ist auch mein nächstes Reiseziel.“
Nun hast du einen Fehler gemacht, Benedict, dachte Alessa belustigt, als die Augen ihrer Cousine aufleuchteten.
„Verzeihen Sie, Mylord, Lady Trevick lässt ausrichten, der Lunch wird bald serviert …“ Ein Lakai näherte sich und musterte Benedicts legere Kleidung. „Soll ich dem Kammerdiener Eurer Lordschaft sagen, sich bereitzuhalten?“
„Nicht nötig. Würden Sie mein Jackett und die Schuhe von da drüben holen?“ Zerknirscht schaute Benedict an sich hinab und sprang auf. „Wenn die Damen mich entschuldigen …“ So schnell es seine nackten Füße gestatteten, rannte er zur Straße.
„Im Herzen sind alle Männer kleine Jungen“, meinte Alessa, während sie ebenso wie die anderen jungen Damen aufstand und den Sand aus ihren Röcken schüttelte.
Mit etwas langsameren Schritten folgten sie dem Lakaien, der hektisch davoneilte. „Hoffentlich ist Lady Trevick keine Pünktlichkeitsfanatikerin.“
Von Lady Trevick gefolgt, betrat Benedict das Speisezimmer. Höflich übersah sie sein etwas nachlässig gebundenes Krawattentuch und das hastig gekämmte Haar. Lady Blackstone saß bereits am Tisch, und er fragte sich, welche Taktik er anwenden sollte. Vielleicht war es besser, die Kinder nicht sofort zu erwähnen. Sonst würde sie erraten, dass Alessa das Problem mit ihm besprochen hatte.
Als Alessa Platz nahm, lächelte sie ihm zu. Offenbar hatte sie ihre feindselige Haltung aufgegeben. Warum sie seinen Antrag so vehement abgelehnt hatte, verstand er noch immer nicht. Vielleicht war er zu stürmisch gewesen, und die leidenschaftlichen Küsse hatten sie schockiert. Andererseits war sie ihm mit gleicher Glut begegnet … Etwas verspätet merkte er, dass Maria ihn schon zum zweiten Mal bat, er möge ihr die Platte mit den Artischocken reichen, und er riss sich zusammen.
„Soeben ist ein Kurier mit der Post eingetroffen, Mylady.“ Wilkins trat an Lady Trevicks Seite. „Die geschäftliche Korrespondenz für Sir Thomas habe ich ins Arbeitszimmer gebracht. Aber da alle Herrschaften hier versammelt sind, dachte ich, vielleicht möchten Sie die restlichen Briefe nach der Mahlzeit lesen?“
„Ja, Wilkins, danke.“ Lächelnd blickte Ihre Ladyschaft in die Runde. „Seit Tagen haben wir keine Post mehr bekommen. Sicher sind alle genauso neugierig wie ich auf die jüngsten Nachrichten aus der Außenwelt.“
Während das Personal den Tisch abräumte, übergab der Butler seiner Herrin ein Silbertablett mit der Post, und sie begann, die Briefe zu verteilen. „Drei für Sie, Lord Blakeney. Und ein ganzer Stapel für Sie, Graf. Lady Blackstone, Ms. Blackstone …“ Alessa beobachtete, wie ihre Tante sorgsam ein Siegel mit ihrem Messer erbrach, und das Schreiben überflog, bevor sie es ihrer Tochter reichte. Anscheinend hatte Frances nichts dagegen einzuwenden, dass ihre Korrespondenz zensiert wurde.
Lady Trevick warf nur einen flüchtigen Blick auf die Briefe ihrer Töchter. Zumeist handelte es sich um Einladungen zu Partys in London, die sie wegen ihrer Abwesenheit versäumten.
Würde Lady Blackstone auch ihre Post lesen? fragte sich Alessa. Wenn ja, musste sie sich auf einen erbitterten Kampf gefasst machen. Aber es gab niemanden, der ihr schreiben würde, also konnte
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