Eine Liebe auf Korfu
meine illegitimen Bälger halten. Und sie hat eine Heidenangst vor dem Skandal, den sie provozieren würde, wenn sie mich hier zurückließe.“
Statt zu antworten, stieß Kate einen undamenhaften Fluch hervor. Inzwischen war Benedict aus den Schuhen geschlüpft, hatte sein Jackett und das Krawattentuch abgelegt und die Hemdsärmel hochgekrempelt, damit er besser mit Demetri rangeln konnte. „Glaubst du, er zieht noch mehr aus?“, fragte sie hoffnungsvoll. „So ein schöner Mann …“
„Und dieser Mann“, erwiderte Alessa und verbarg, dass sie Benedicts breite Schultern und muskulösen Unterarme bewunderte, „hat mich aufgefordert, seine Geliebte zu werden.“
„Tatsächlich?“ Kate schnappte nach Luft. „Was hast du gesagt?“
„Natürlich – nein. Davor hat der Graf mich gewarnt. Und er hatte völlig recht.“
„Warum heiratet er dich nicht? Immerhin war dein Großvater auch ein Earl. Also kann er nicht behaupten, du wärst seiner unwürdig.“
„Benedict wird eine Braut in England suchen. Vielleicht begehrt er mich, aber in London wird man meine Herkunft fragwürdig finden. Darauf hat meine Tante mich deutlich genug hingewiesen. Also wird Benedict eine achtzehnjährige kichernde Jungfrau mit rosigen Wangen zum Altar führen.“
„Nun, eine Jungfrau bist du auch, nicht wahr? Starr mich nicht so an! Ja, die erste Jugendblüte liegt schon hinter dir. Und weil du so oft in der Sonne warst, hast du keinen rosigen Teint zu bieten. Aber du bist schön und klug. Sicher wird der Earl zur Vernunft kommen.“
„Das will ich gar nicht.“
„Lügnerin!“
„Pst, sie kommen zurück.“ Benedict hatte Dora auf seine Schultern gesetzt und watete, von Demetri gefolgt, durch die Wellen heran.
„Wie ihr ausseht!“, schimpfte Alessa, sobald die Kinder in Hörweite gerieten. Wenn sie die nasse, schmutzige Kleidung ignorierte, würden sie glauben, dass irgendetwas nicht stimmte. „Kommt her, setzt euch und trinkt Limonade. Jetzt müsst ihr euch ausruhen.“
„Ja, Ma’am“, murmelte Benedict kleinlaut. Damit handelte er sich einen scharfen Blick und den Kommentar ein, er sei alt genug, um auf sich selber zu achten.
Obwohl ihr die Trennung schwerfiel, schickte sie die Kinder mit Kate nach Hause, sobald sie die Biskuits gegessen und einen Großteil der Limonade getrunken hatten. Mit Benedicts Hilfe war Demetris und Doras Erinnerung an die furchterregende Lady Blackstone verblasst. Aber Alessa wollte keine zweite unangenehme Begegnung riskieren.
Nachdem sie die drei ein Stück des Weges begleitet und zum Abschied geküsst hatte, kehrte sie zurück und setzte sich neben Benedict in den Sand. So wie er lehnte sie sich an den dicken verwitterten Stamm eines Baumes, den ein Sturm entwurzelt hatte. „Danke“, sagte sie leise, „das war sehr nett von dir.“
„Mit den Kindern zu spielen? Das hat mir Spaß gemacht, sie sind wirklich zauberhaft.“
„Oh ja“, bestätigte sie lächelnd, und ihre innere Anspannung verebbte. Wie erfreulich, dass jemand die beiden mochte, nach dem frostigen Empfang, den Tante Honoria ihnen bereitet hatte … „Ich dachte, du bist nicht an Kinder gewöhnt.“
„Auch ich war einmal ein kleiner Junge. Und ich weiß noch sehr gut, wie gern ich herumgetollt bin.“ Benedict ließ eine Handvoll Sand zwischen seinen Fingern hindurchrieseln. „Offenbar ist der Besuch bei deiner Tante nicht allzu gut verlaufen. Mrs. Street sagte nichts, als sie mit Dora und Demetri auf die Terrasse kam. Aber ich spürte, dass irgendwas Unerfreuliches vorgefallen war.“
Alessa schilderte die Ereignisse und geriet in neue Wut. „Natürlich bleibe ich hier. Mein Entschluss steht fest.“
„Nein, bring die Kinder nach England. Ich werde ebenfalls zurückfahren und alle peinlichen Gerüchte sofort im Keim ersticken. Da meine Mutter und meine Schwestern alle bedeutsamen Gastgeberinnen der Londoner Gesellschaft kennen, werden sie mich unterstützen und für dich bürgen. Bald wird man eine romantische, faszinierende Dame in dir sehen und dich mit Einladungen überhäufen.“
„Tatsächlich?“ Alessa lächelte ironisch. „Vielleicht sollte ich meine korfiotischen Trachten mitnehmen, dann wirke ich noch exotischer.“
„Warum nicht? Ich würde dir nicht empfehlen, im vollen Ornat aufzutreten, aber mit bestickten Tüchern oder Schärpen. Das wird man zweifellos bewundern.“
„Oh, du gibst einer Frau modische Ratschläge?“
„Immerhin habe ich Schwestern. Ein Mann müsste blind oder taub
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