Eine Liebe in Den Highlands: Roman
von
seinen Schülern.«
Jenny wollte gerade vorschlagen, er solle doch einige
der kleineren Stücke aus dem Haus schmuggeln und sie verkaufen - niemand würde
sie jemals vermissen -, als Ross Grant-Dempsey eintrat.
Er hatte sie alle überrumpelt. Jenny sprang auf, als
hätte ihr jemand gedroht, sie auszurauben, und Kirsty geriet vollkommen aus der
Fassung, wedelte Krümel auf den Fußboden und griff hektisch nach der
Kaffeekanne.
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, bat er. »Ich hatte
einige Probleme herzukommen.«
»Das ist keine große Überraschung«, erwiderte Kirsty.
»Dieser Schnee!«
»Das war es nicht. Ich bin auf ein paar Leute gestoßen
die aus ihrem Wagen freigeschaufelt werden mussten.«
Jenny holte Luft, um nach Einzelheiten zu fragen, sah
dann aber ein, dass er sicher nichts erzählen würde. Der Engel des Straßenrands
im einen Augenblick, Vorstandszimmerteufel im nächsten. Das war ihr Kunde.
»Kaffee, Mr. Grant-Dempsey?« Kirsty reichte ihm eine
Tasse, nachdem sie bereits einen Keks auf den Unterteller gelegt hatte.
»Vielen Dank. Also, ich denke, Sie wollen sicher alle
gleich anfangen.«
»Hier haben Sie eine Kopie von unserem Bericht, Mr.
Grant-Dempsey«, erklärte Kirsty. »Und eine für Sie, Philip.«
Jenny und Kirsty wussten bereits, was darin stand, die
leicht geschönten Zahlen, optimistische Trendeinschätzungen (Lamastoffe werden
in den Herbstkollektionen groß rauskommen) und schamlose Prahlerei mit
bekannten Namen (Jenny war nur dankbar, dass es ihnen gelungen war, Heggie
Johnstones Party zum einundzwanzigsten Geburtstag im Bericht unerwähnt zu
lassen.). Während also die Männer lasen, litten Jenny und Kirsty Folterqualen.
Wenn Jenny nicht darüber nachdachte, auf welche Weise Ross den Leuten mitteilen
würde, dass sie zwei Tage vor Weihnachten ihre Arbeitsplätze verloren,
überlegte sie, wie sie es nach Haus Dalmain zurück schaffen sollte. Wenn sie
nicht im Geiste die Tatsache beklagte, dass Nuno-Filz möglicherweise niemals
eine bedeutende Rolle in der Modeszene spielen würde, fragte sie sich, welche
Möbelstücke Philip am besten verkaufen sollte; das Wohnzimmer würde recht
hübsch sein ohne den ganzen Trödel darin.
Sie hatte das Gefühl, als wären Stunden verstrichen,
obwohl es wahrscheinlich nur fünfzehn Minuten gewesen waren, als Ross sich
endlich räusperte.
»Nun, Sie scheinen Ihre Sache gut gemacht zu haben. Es
gibt da nur ein Problem …«
»Schon gut«, seufzte Philip. »Ich gebe nach. Ich
überschreibe die Liegenschaft wieder der Firma, damit Sie das Kapital haben,
das Sie brauchen.«
»Aber was ist mit der Buchhandlung?«, wollte Jenny wissen,
die plötzlich ein schlechtes Gewissen hatte, als hätte sie ungebührlichen Druck
auf ihn ausgeübt.
»Ich werde meine Mutter fragen. Sie haben Recht,
Jenny; es wird in ihren Augen eine halbwegs akzeptable Beschäftigung für einen
Gentleman sein, vor allem, wenn ich ihr erzähle, dass es Toshak and Fiske ist,
die ich zu kaufen gedenke. Das ist ein sehr angesehener Name.«
Selbst wenn sie in puncto Datenschutz einiges zu
wünschen übrig lassen, dachte Jenny.
»Das war eigentlich nicht das Problem«, meinte Ross.
»Was zum Teufel ist es dann?« Anspannung und zu viel
Kaffee verlangten von Jenny schließlich ihren Tribut. »Wir haben so verdammt
hart gearbeitet, an alles gedacht, Absatzmärkte gefunden, Leute überredet, für
uns Modenschauen zu organisieren - heiliger Himmel! Kirstys Nichte schreibt
einen Artikel für die Vogue - und wahrscheinlich auch für die Sunday
Times. Was zum Teufel können Sie an diesem Bericht auszusetzen haben? Diese
Fabrik könnte wie am Schnürchen laufen, wenn man ihr auch nur die geringste
Chance gäbe. Haben Sie denn überhaupt keine Visionen? Betrachten Sie doch
einmal in Ihrem Leben etwas anderes als die Zahlen unterm Strich!«
In dem Bewusstsein, dass alle sie ansahen, als hätte
sie endgültig den Verstand verloren, lief sie dunkelrot an. Plötzlich war ihr
in ihrer dicken Vermummung viel zu heiß. »Entschuldigung«, murmelte sie. »Ich
glaube, ich gehe zur Toilette.«
Sie wusch sich das Gesicht, was ein Fehler war, weil
sich ihre Haut anschließend unerträglich gespannt anfühlte. Sie gab etwas Handcreme
auf ihr Gesicht, was ebenfalls ein Fehler war, weil es höllisch brannte, dann
stellte sie fest, dass sie ihr gesamtes Augen-Make-up weggewischt hatte, was
ganz eindeutig ein Fehler war. Nachdem sie mit Papiertüchern ihr Bestes getan
hatte und sich furchtbar
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