Eine Liebe in Den Highlands: Roman
schaffen.
Wir müssen weiter hinauf.«
»Aber warum sollte das sicherer sein, als
zurückzugehen? Das ergibt keinen Sinn!«
»Tut es wohl. Ich kenne einen sicheren Weg nach oben,
und dort gibt es eine Stelle, an der wir vor dem Wetter geschützt sind. Wenn
wir hinuntergingen, würden wir Gefahr laufen, in eine vom Schnee versteckte
Senke zu stürzen. Sie hatten ungeheures Glück, dass Sie es überhaupt
unbeschadet bis hierher geschafft haben.«
Jenny würde ihm keine Gelegenheit geben, ihr eine
Predigt zu halten. »Das war kein Glück, das war gute Organisation. Ich wusste,
wo ich hinwollte, und ich habe die richtigen Kleider angezogen. Und ich habe
eine Notiz hinterlassen, was ich vorhatte.«
»Ich weiß. Ich habe in Haus Dalmain angerufen.«
»Oh?«.
»Ich habe mit Henry gesprochen. Ich muss sagen, er
wirkte nicht übermäßig besorgt, wenn man bedenkt, dass Sie und er praktisch
verlobt sind.«
»Nicht mehr.«
»Trotzdem. Es sterben jedes Jahr Menschen in den
Bergen.«
»Ich kann auf die Reklamesprüche verzichten, vielen
Dank. Außerdem haben Sie doch behauptet, Sie wären nicht sicher gewesen, ob ich
es sei, als sie mich von der Straße aus gesehen haben!«
»Ich habe gesagt, kein Einheimischer wäre so dumm.«
»Wahrscheinlich erwarten Sie jetzt von mir, dass ich
Ihnen dankbar dafür bin, dass Sie raufgekommen sind, um mich zu retten.« Da sie
ein schlechtes Gewissen hatte, war es ihr im Augenblick einfach nicht möglich,
Dankbarkeit zu empfinden.
»Aber gar nicht, im Gegenteil. Bedanken Sie sich bloß
nicht. Eine so dramatische Veränderung Ihres Charakters wäre sehr beunruhigend.«
Zitternd holte sie Luft. »Sie sind ja ein solcher
Bastard.«
»Weiß ich. Wenn Sie es mir auch nicht mit so vielen
Worten zum Ausdruck gebracht haben, ist es Ihnen doch gelungen, absolut klar zu
machen, was Sie empfinden.«
Jenny betrachtete ihn. Wenn sie diesen Mann in den
letzten Wochen nicht gerade gehasst hatte, hatte sie sich nach ihm gesehnt.
Jetzt stand er hier, direkt vor ihr. Jenny tat etwas ausgesprochen Idiotisches:
Sie griff sich eine Hand voll Schnee, formte einen Ball daraus und warf. Aus
solcher Nähe konnte sie ihn nicht verfehlen.
Als sie begriff, dass der Schneeball auf den wenigen
Zentimetern seiner Haut gelandet war, die nicht von Kleidungsstücken geschützt
wurden, lief sie weg, oder versuchte es jedenfalls. Nicht einmal in Albträumen
kommt man so langsam vom Fleck wie sie in diesem Moment. Sie sah, wie Ross
seinen Rucksack abnahm und ihn an einer geschützten Stelle postierte, bevor er
ihr folgte. Trotzdem hatte er sie binnen Sekunden eingeholt; sie stürzte, und
er fiel über sie. Zusammen rollten sie den Berg hinunter, bis sie irgendwann,
im Schnee begraben, liegen blieben.
Jenny keuchte. Es tat ihr nichts weh, daher wusste
sie, dass sie nicht verletzt war, doch sie war vollkommen außer Atem, außerdem
wurde sie von dem Gewicht eines anscheinend sehr wütenden Ross zerquetscht.
»Jetzt hören Sie mal zu!«, schimpfte er, und sein Atem
brannte auf ihrem Gesicht. »Wir befinden uns hier nicht in einem kleinen Park,
wo man den ganzen Morgen Schneebälle werfen und dann mittags nach Hause gehen
kann! Das hier ist verdammt ernst! Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass immer
wieder Menschen in den Bergen sterben, und der Grund für ihren Tod ist meistens
ihre eigene Dummheit. Jetzt werden Sie sich entweder benehmen, oder …« Er hielt
inne.
Da sie unter ihm lag, konnte sie sehen, wo sich sein
Atem auf dem Kragen seiner Jacke niedergeschlagen hatte. Sie konnte die Poren
seiner Haut sehen, die von Kälte und Anstrengung gerötet war. Sie sah kleine
goldene Tupfen in seinen Augen, die eine olivgrüne Farbe hatten, und dass seine
Wimpern an den Enden eine Spur heller wurden. Sie konnte sogar erkennen, wo
sein Bartansatz verlief.
Er zerdrückte sie fast mit seinem Körper, und sie
hätte das Gefühl haben müssen, zu ersticken. Ihre Instinkte hätten ihn abwehren
und dafür sorgen müssen, dass sie das Gewicht los wurde, das sie in den Schnee
drückte. Sie betrachtete seinen Mund und sah dann hastig wieder weg, aber sie
bewegte sich nicht. »Oder was?« Ihre Stimme war nicht einmal ein Flüstern, mehr
ein Atemhauch.
Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne, während sein
Blick einen kurzen Moment lang über ihr Gesicht flackerte. »Oh Gott, ich wollte
wirklich nicht, dass das jetzt passiert.«
Zuerst fühlte er sich kalt an und dann heiß, als er
sie mit intensiver Konzentration küsste und
Weitere Kostenlose Bücher