Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Dingen, die sie im Dorfladen erstanden hatte, nachdem Philip
ihr eröffnet hatte, dass sie über Weihnachten nicht nach Hause fahren konnte.
Pralinenschachteln, ein Tuch für Lady Dalmain, karierte Socken für Henry, ein
Stück Seife und ein sehr hübscher Schal aus Lamafasern (ein Muster) für
Felicity, das war alles, was sie hatte. Sie würde nicht allzu viel von dem
karierten Geschenkpapier verbrauchen. Ihre Versuche, das Haus weihnachtlich zu
schmücken, waren allgemein als eine schrullige Laune betrachtet worden.
Als sie noch zu Hause gewohnt hatte, hatte sie
normalerweise am ersten Weihnachtstag Tee aufgebrüht und ihn ihrer Mutter aufs
Zimmer gebracht. Dann war sie zu ihrer Mutter ins Bett gekrochen, als wäre sie
noch ein Kind, und zusammen hatten sie ihre Strümpfe ausgepackt, da sie beide
füreinander liebevoll einen Strumpf gefüllt hatten. Dann zogen sie alles an,
was zum Anziehen gedacht war, aßen mehrere von den Geschenken, die zum Essen
bestimmt waren, bis sich eine leichte Übelkeit einstellte. Wenn dieses Stadium
erreicht war, standen sie auf und frühstückten mit Croissants und
Kirschmarmelade, bevor sie einen Spaziergang unternahmen.
Da ihr diese beiden heimischen Rituale heute versagt
blieben und sie von Henry nicht einmal sein mäßig begeistertes »Oh, fröhliche
Weihnachten« zu hören bekam, fand Jenny, dass ihr zumindest das dritte Ritual
zustand: Sie würde einen Spaziergang im Schnee unternehmen.
Bevor sie nach unten ging, um sich Tee zu kochen, rief
sie ihre E-Mails ab, um festzustellen, ob ihre Mutter es geschafft hatte, ihr
von ihrem Kreuzfahrtschiff einen Gruß zu senden. Sie hatte es geschafft. Um
nicht allzu offenkundig in Selbstmitleid zu schwelgen, schrieb Jenny in ihrer
Antwort von der Schönheit des Schnees und beendete ihre Mail mit:
Und später werde ich einen Schneemann bauen, ganz
egal, wie sehr die anderen darüber lachen mögen.
Sie rechnete nicht wirklich damit, aber es hatte eine
Zeit gegeben, da ihr Kunde, Ross Grant-Dempsey, ihr zu Weihnachten vielleicht
ebenfalls eine E-Mail geschickt hätte. Einen grässlichen Augenblick lang dachte
sie darüber nach, dass ihr Laptop lange ihre einzige Verbindung zu ihm
dargestellt hatte, bevor sie ihn kennen gelernt hatte; sie fragte sich, ob das
verflixte Ding sie jetzt für immer und ewig an ihn erinnern würde. Wenn Laptops
nicht so teuer gewesen wären, würde sie es in Erwägung ziehen, sich einen neuen
zu kaufen. Aus den Tiefen ihres Bewusstseins stieg der Gedanke an Lady Dalmain
auf, die den Umgang mit dem Computer erlernte, eine Websurferin, die übers
Internet Bücher verkaufte. Trotz ihrer Niedergeschlagenheit musste sie lächeln.
Philip musste sehr genau wissen, wie man seine Mutter manipulierte, wenn es ihm
gelungen war, ihr das einzureden!
Es war noch niemand unten. Lachlan war am vergangenen
Abend zurückgekommen und hatte Lady Dalmain zu einer Nachbarin gefahren. Henry
würde noch stundenlang schlafen. Jenny ließ die Hunde raus und sah zu, wie sie
im Schnee herumtollten. Wie an den Rest von Schottland, der sie zu Anfang
ebenfalls nicht mit offenen Armen empfangen hatte, hatte sie sich mittlerweile
an ihr haariges Ungestüm gewöhnt. Allerdings hatte sie nicht die Absicht, die
Hunde zu ihrem Spaziergang mitzunehmen.
Als sie die Tür ein Weilchen später öffnete, war sie
für ihren Ausflug so passend gekleidet, wie es ihr nur möglich war. Sie hatte
dicke Socken und ihre neu erworbenen Wanderstiefel angezogen.
Darunter trug sie eine dicke Strumpfhose, außerdem
ihre karierte Wollhose und viele andere Kleidungsschichten, einschließlich der
wadenlangen Kaschmirjacke. Sie warf sich eine kleine Tasche über die Schulter,
in die sie eine Flasche Wasser und einen Schokoriegel legte, den sie
irgendjemandem hatte in den Strumpf stecken wollen, bevor ihr klar geworden
war, dass man in Haus Dalmain keine Strümpfe aufhängte. Ansonsten hatte sie
noch ein paar Mandarinen bei sich und ein Päckchen Kekse, die sie vor Kirsty
versteckt hatte.
Sie ließ den anderen einen Zettel da, in dem sie ihnen
mitteilte, um wie viel Uhr sie aufgebrochen war und wann man sie wieder zurückerwarten
konnte. Es kam ihr einigermaßen dramatisch vor, wenn man bedachte, dass sie nur
ein paar Hundert Meter weit durch den Schnee stolpern würde, aber beim Gedanken
an Ross' erschreckende Geschichte der Rettung vom Snowdon wollte sie unbedingt
alles richtig machen. Wahrscheinlich würde sie ohnehin zurück sein, bevor die
anderen aufgestanden
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