Eine Liebe in Den Highlands: Roman
hilfreich, wenn …«
Sie hatte hinzufügen wollen: »… wenn Sie nicht so offensichtlich
unfreundlich wären«, begriff aber rechtzeitig, dass sie das natürlich nicht
sagen konnte.
Miss McIntyre war allerdings weniger zimperlich. »Mir
ist es lieber, einen angemessenen Abstand zwischen uns einzuhalten. Es tut mir
leid, aber ich bin nicht dazu in der Lage, mich bei jemandem einzuschmeicheln,
der nicht nur meinen Arbeitsplatz, sondern den Arbeitsplatz vieler anderer
gefährdet, den Arbeitsplatz von Menschen, die Familien ernähren müssen.«
Jenny holte tief Luft. Sie war zu wütend, um bis zehn
zu zählen, unternahm aber wenigstens den Versuch, die Kontrolle über sich nicht
zu verlieren. »Miss McIntyre, ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie mich als
Ihre Freundin betrachten, ich bitte lediglich um ein wenig Kooperation. Ich bin
nicht total begriffsstutzig. Ich weiß sehr gut, was es für eine Gemeinde
bedeutet, wenn der wichtigste Arbeitgeber ausfällt. Aber es würde mir sehr viel
leichter fallen, irgendetwas Konstruktives zu finden, was ich über diese Firma
sagen könnte, wenn mir jemand ein paar Fragen beantworten könnte! Beispielsweise
- warum halten Sie offenbar ein ganzes Lagerhaus voller Wolle vor, wenn doch hier
aus diesen Zahlen ganz deutlich hervorgeht, dass nur ein paar Ballen pro Woche
gebraucht werden?«
Miss McIntyre biss die Zähne zusammen. »Das war eine
Entscheidung des Managements, die zu einer Zeit getroffen wurde, für die ich
nicht die geringste Verantwortung trage.«
»Ich habe Sie nicht dafür verantwortlich gemacht! Ich
will nur wissen, warum es sich so verhält.« Sie hatte schon wieder das Gefühl,
zu direkt gewesen zu sein, seufzte und versuchte es noch einmal. »Ich kann doch
nur das weitergeben, was ich hier vorfinde. Aber ich würde gern irgendetwas
Gutes über diese Firma berichten können, selbst wenn es keinen Unterschied
machen sollte. Und wenn es nur deshalb wäre, damit ich nicht sagen muss, es
handele sich hier um eine mickrige kleine Klitsche, die billige Pullover für
den Touristenmarkt herstellt und nicht in der Lage ist, sie mit Gewinn zu verkaufen!
Und das ist mir bisher nicht möglich. Es tut mir leid.«
Die beiden Frauen sahen einander an; beide fühlten
sich zu Unrecht angegriffen. Jenny ärgerte sich, dass sie sich nicht nur
einfach für den Kaffee bedankt hatte. Es gab auch so schon Feindseligkeit genug.
Sie hätte Philips »rechter Hand« nicht so deutlich entgegenzutreten brauchen.
Miss McIntyre schürzte die Lippen, als erwöge sie,
Zugeständnisse zu machen, war aber dann doch noch nicht bereit nachzugeben. »Es
tut mir leid, wenn ich unkooperativ erscheine«, meinte sie. »Es ist eben so,
dass es hier keine andere Arbeit gibt. Von dieser Fabrik sind sehr viele
Menschen abhängig, und das ist schon lange so. Hier arbeitet wenigstens ein
Elternteil fast aller Kinder, die im Ort zur Schule gehen. Wenn die Fabrik
schließt, werden die Leute wegziehen, und die Schule muss geschlossen werden.
Selbst diejenigen, die im Fremdenverkehr oder in der Landwirtschaft tätig sind,
werden weggehen, wenn sie können. Die ganze Gemeinde wird sterben.«
»Ich weiß«, murmelte Jenny. Es ging ihr nahe, dass
selbst diese zugeknöpfte Frau plötzlich so etwas wie Leidenschaft erkennen
ließ, wenn sie von ihrer geliebten Fabrik sprach. Sie war nicht die Einzige,
der etwas an ihrem Arbeitsplatz lag. Das zeigten die Kübel und Hängekörbe mit
Blumen. »Und ich verspreche Ihnen«, fuhr sie fort, »wenn ich irgendetwas tun
kann, um zu verhindern, dass die Fabrik schließt, dann werde ich es tun.«
In dem Augenblick, als die Worte ausgesprochen waren,
fragte sie sich, wie sie ein solches Versprechen hatte geben können, ohne die
geringste Möglichkeit zu haben, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Sie musste
verrückt sein!
Henry würde sagen, ihre Impulsivität, ihre
Sentimentalität und ihr einfältiger Optimismus seien eben schuld daran. Schade,
dass man Worte nicht zurückrufen konnte, so wie es mit einer E-Mail möglich
war, die den Empfänger noch nicht erreicht hatte. In Miss McIntyres Wangen war
ein wenig Farbe zurückgekehrt. Es war noch nicht ganz ein Lächeln, aber
immerhin presste sie die Lippen nicht mehr ganz so fest zusammen.
»Die Wolle lagert hier, weil es unter einem Manager,
den wir vor vielen Jahren hatten, einmal zu Ausfällen wegen eines Hafenstreiks
gekommen ist. Wir konnten wochenlang keine Wolle bekommen. Seither verfolgt
Dalmain Mills die Politik,
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