Eine Liebe in Den Highlands: Roman
miteinander in Kontakt.«
Miss McIntyre nickte so leicht, dass es kaum noch
wahrnehmbar war. Mit dieser winzigen Bewegung vermittelte sie ein ganzes Spektrum
ihrer ablehnenden Gefühle von Ungläubigkeit über Abscheu und bis hart an die
Grenze des Hasses.
Jenny kam ihr eigenes Lächeln künstlich vor. Flüchtig
fragte sie sich, ob ihr Kunde vielleicht in Kalifornien blieb, um nicht den Menschen
gegenübertreten zu müssen, die er um ihre Arbeit brachte, doch sie verwarf die
Idee wieder. Das alles würde ihn wahrscheinlich gar nicht berühren. Jenny
beschloss, ihn nach Erledigung dieses Auftrags fallen zu lassen, ganz gleich,
ob sie auf seine Aufträge angewiesen war oder nicht. Ohne ihn würde es
wesentlich schwieriger sein, ihren Kundenstamm aufzubauen, aber es ging im
Leben ja nicht nur um Geld. (Im Geiste sagte sie ihren Gedanken an eine eigene
Wohnung bereits widerstrebend Lebewohl.)
»Was wünschen Sie nun zu sehen?«, fragte Miss McIntyre,
die sich möglicherweise wunderte, warum Jenny so schweigsam geworden war.
»Alle Bücher und die Kalkulation. Und« - einen
Augenblick lang zog sie in Erwägung, ihre Koffeinabhängigkeit einzugestehen,
doch dann fehlte ihr der Mut - »würden Sie mir bitte zeigen, wo ich später eine
Tasse Kaffee bekommen könnte?«
Kapitel
5
Es hätte nicht Jennys Aufbaustudiums in
betriebswirtschaftlicher Rechnungsführung bedurft, um zu erkennen, dass die
Gesellschaft keine Gewinne erzielte, und auch der Grund dafür war nicht schwer
auszumachen. Die Ausgaben für Roh- und Zwischenprodukte waren viel zu hoch, und
das Endprodukt wurde viel zu billig verkauft. Und die Verluste hatten sie durch
ein großes Darlehen von M. R. Grant-Dempsey und seinem Syndikat gedeckt.
Mithilfe dieses Geldes hatten sie einen Maschinenpark geleast, dessen Bezahlung
mehr verschlang, als in den meisten Monaten hereinkam.
Jennys Gefühle für ihren kapitalistischen Kunden
wurden etwas freundlicher. Er hätte sie nicht herzuschicken brauchen, um zu
sehen, wo das Problem lag, und er hätte ohne weiteres Dalmains Konkurs
herbeiführen können, ohne der Firma zuvor die Höflichkeit eines persönlichen
Besuchs durch sie zu erweisen. Vielleicht wollte er, dass sie für Dalmain Mills
einen Ausweg fand. Aber warum hatte er ihr das dann nicht klar gesagt?
Als der Tag etwas weiter fortgeschritten war, begann
sie sich über ihren Kunden zu wundern. In den achtzehn Monaten, die sie jetzt
für ihn arbeitete, hatte er nichts getan, was (für sie wenigstens) wie eine
Firmenabwicklung ausgesehen hätte. Aber sie wusste, dass er irgendwo in Europa
ein Büro unterhielt und sie für seine Geschäfte in Großbritannien einsetzte. Es
war immerhin möglich, dass sich um die wirklich zwielichtigen Dinge sein
europäisches Büro kümmerte.
Sie kaute an ihrem Stift, bis sie merkte, dass es gar
nicht ihrer war, und sie ihn schnell hinlegte. Wenn M. R. Grant-Dempsey ein
Büro hatte, warum beauftragte er dann zusätzlich sie? Der Witz eines virtuellen
Assistenten bestand aus der Sicht des Kunden ja gerade darin, dass man sich der
Dienste eines Büros und Sekretariats bedienen konnte, ohne mit den ständigen
Gemeinkosten belastet zu sein. Natürlich wäre es vielleicht schwierig gewesen,
jemanden aus Mitteleuropa für die Aufgabe, die sie jetzt durchführte,
herzuschicken, und wenn er selbst im Ausland war, stand er persönlich natürlich
auch nicht unbedingt dafür zur Verfügung. Sie wurde jedoch den Verdacht nicht
los, dass sie vielleicht nur der Form halber hergeschickt worden und der
Firmenausverkauf schon lange beschlossene Sache war. Warum hätte er sonst in
eine Firma investieren sollen, die sich derart auf dem Irrweg befand?
Jenny hatte den ganzen Vormittag lang auf dem
Bildschirm des Computers immer wieder sorgfältig alle Zahlen geprüft, um irgendetwas
Positives zu finden, und nun hatte sie Kopfschmerzen. Sie rieb sich gerade die
Stirn, als Miss McIntyre hereinkam. Jenny blickte auf und sah, dass sie zwar
eine Tasse Kaffee brachte, dass dies aber keineswegs ein Friedensangebot war.
Miss Mclntyre stellte ihr den Kaffee hin. »Und, Miss
Porter, haben Sie es geschafft, irgendjemandem die Schuld zuzuweisen?«
Miss McIntyres Feindseligkeit war außerordentlich
ärgerlich und kontraproduktiv, dachte Jenny. Eingedenk der Lage, in der sich
die ältere Frau befand, zwang Jenny sich zu einem Lächeln. »Bitte nennen Sie
mich Jenny oder Genevieve, wenn Ihnen das lieber ist. Da wir zusammenarbeiten,
wäre es vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher