Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Mutter als Belohnung nichts anderes als ein geruhsamer gemeinsamer
Abend mit Henry erwartete, erschien ihr das doch ein wenig mager. Vor allem, da
er im Bett so ein Langweiler war.
Sie war sich dieses Gedankens kaum bewusst geworden,
als sie sich im Geiste für ihre Unfreundlichkeit auch schon einen Tritt vors
Schienbein gab. Es war ja nicht seine Schuld, dass sie ihren Orgasmus immer nur
vortäuschte. Wenn sie jemals ihren Mut zusammengenommen und mit ihm über diese
Dinge geredet hätte, wäre das vielleicht gar nicht nötig gewesen. Es war nur so
viel einfacher, ein Weilchen schwer zu atmen und ein paar eindrucksvolle
Geräusche vorzubringen, als ihm zu erklären, was sie wollte. Es war ihre
Schuld. Sie war überzeugt, er würde Stunden darauf verwenden, nach ihrem
G-Punkt zu suchen, wenn sie ihn nur darum bäte - nun, wenn auch nicht Stunden,
so doch Minuten. Aber ihr war es lieber, ihm alles nur vorzuspielen. Dann hatte
sie wenigstens etwas zu tun.
Und dennoch hatte Ross Grant, der aus dem Nebel
aufgetaucht war wie aus dem Nichts, sie wie Butter zerfließen lassen, indem er
sie nur angesehen hatte, und ein Kuss von ihm war erregender gewesen als Henrys
gesamtes Repertoire an Streichel- und Kneif-Techniken und zarten Bissen.
Sie würde die Sache mit Henry beenden müssen, erkannte
sie. Wenn ihre Arbeit hier getan war, würde sie ihm erklären müssen, dass sie
einfach nicht zusammenpassten. Ihre Mutter würde das sicher ein wenig aus der
Fassung bringen, und Henrys Mutter würde am Boden zerstört sein. Marjorie hatte
Jenny praktisch für ihren Sohn ausgesucht. Sie war in Majories Augen die
perfekte Frau für einen Mann in leitender Stellung, ausreichend hübsch, eine
gute Köchin - und sie hatte sogar eine nette kleine Arbeit, die sie von zu
Hause aus erledigen konnte, bis die »Kleinen« in eine private Vorschule kamen.
Für Henrys Vater, den alten Lustmolch, würde es auch ein Rückschlag sein. Er
würde nach einem anderen jungen Ding Ausschau halten müssen, das er zu oft
umarmen und dem gegenüber er Bemerkungen machen konnte, die nicht direkt
anstößig, doch zumindest zweideutig waren.
Jenny verspürte eine gewisse Erleichterung, als sie
auf der Suche nach dem Krankenhaus durch den Ort fuhr. Sie hätte sich schon vor
langer Zeit zu dieser Entscheidung durchringen sollen, aber jetzt, nachdem sie
einmal gefällt war, wurde ihr richtig leicht ums Herz. Es war natürlich keine
ganz angenehme Aussicht, sie Henry zu unterbreiten; der Gedanke, ihn zu
verletzen, war ihr zuwider. Aber was, außer seinem Stolz, würde schon verletzt
werden? Sie war sich ohnehin nicht ganz sicher, ob sie es war, die er liebte.
Eher betrachtete er sie als eine Ansammlung fraulicher Eigenschaften, die in
einer fürs Bett geeigneten Verpackung daherkamen.
Es war erstaunlich teuer, den Wagen auf dem Grundstück
des Krankenhauses zu parken. Glücklicherweise hatte Jenny die Einnahmen aus dem
»Homely Haggis« dabei, sodass an Kleingeld kein Mangel herrschte.
»Ich möchte zu Mrs. Dalmain«, sagte Jenny in die
Sprechanlage. »Ich bringe ihr ihre Sachen.«
»Wirklich? Gott sei Dank!«, rief die Stimme am anderen
Ende. »Drücken Sie die Tür auf, wenn Sie das Klicken hören.«
Auf der Entbindungsstation wurde sie von einer
Schwester erwartet. »Sie hat uns alle völlig verrückt gemacht. Und sie ist es
jetzt leid wie sonst was. Wenn Sie mir die Sachen einfach geben, können Sie
gleich wieder gehen.«
Jenny fühlte sich verletzt. Sie war die lange Strecke
gefahren, und die Vorstellung, Meggie jetzt gar nicht zu Gesicht zu bekommen,
war enttäuschend.
»Oh nein, geh nicht«, bat Iain, der aus einem Raum
voller grünem Gestrüpp auftauchte. Er hatte eine Atemmaske um den Hals hängen.
»Kann sie nicht zu Meggie hereinkommen? Meggie wäre bestimmt sauer, wenn Jenny
nach dieser langen Fahrt einfach wieder verschwände.«
Die Hebamme überlegte und wog offensichtlich das Pro
und Kontra ab. Was würde es bedeuten, jemanden, der nicht zur Familie gehörte,
im Kreißsaal zu haben, wenn die werdende Mutter schon so schwierig war? »Sind
Sie sehr eng befreundet?«, fragte sie schließlich.
»Eigentlich nicht«, antwortete Jenny.
»Ja, natürlich«, versicherte Iain wesentlich lauter.
»Dann besorge ich Ihnen einen Kittel und eine Maske.
Sie können helfen, Hochwohlgeboren bei Laune zu halten.«
Kapitel
11
Das Baby erhielt den Namen Anna. Sie lagen alle vier,
Meggie und Iain, Jenny und Anna, aneinander gekuschelt auf Meggies
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