Eine Liebe in Den Highlands: Roman
eisigen Luft, die durchs Fenster hereinströmte. Wenn ich zum Beispiel Henry
wirklich liebte oder eine andere Beziehung hätte, selbst wenn es eine mit
diesem furchtbaren Kerl wäre, wäre ich nicht so auf Felicity und Lachlan
fixiert.
Jenny musste blinzeln und wäre fast aus der Spur
geraten. Sie hatte sich zum ersten Mal selbst eingestanden, dass sie Henry
nicht liebte. Diese Erkenntnis schockierte sie. Sie hatte immer gedacht, dass
sie eines Tages in großem Rahmen heiraten und dann Kinder haben würde, und
Henry war für beides der wahrscheinlichste Kandidat. Nun aber erschien ihr der
Gedanke, mit jemandem wie Henry samt seiner vornehmenglischen, Bridge
spielenden Mutter verheiratet zu sein, geradezu erstickend. Aber diese Änderung
ihrer Gefühle war eine solche Kehrtwendung, dass sie sie gar nicht in einem
Stück verdauen konnte. Sie würde sich selbst ganz langsam an diese Vorstellung
gewöhnen müssen. Den Anfang würde sie damit machen, den Traum von einer großen
Hochzeit in einem großartigen, weißen Brautkleid fahren zu lassen. Mit Henrys
Überarbeitung würde sie sich dann später beschäftigen.
Kurz bevor die Fahrt zu Ende war, meinte Felicity:
»Danke, dass du mich gefahren hast. Es war wirklich schön. Ich werde daran arbeiten,
genug Mut aufzubringen, um die Strecke allein zu bewältigen. Schließlich willst
du ja nicht, dass dein Wagen völlig verräuchert wird, oder?«
Lady Dalmain hatte auf sie gewartet. Sie schien auf
widerstrebende Weise erregt zu sein, als wäre sie über irgendetwas erfreut,
wollte das aber nicht zugeben.
»Iain hat angerufen«, verkündete sie. »Er bringt seine
Frau ins Krankenhaus. Das Baby kommt.«
»Ach, das ist ja wunderbar!«, sagte Jenny. »Sie sind
bestimmt furchtbar aufgeregt.«
»Ja, schon«, gab Lady Dalmain zu und folgte Felicity
ins Wohnzimmer, um sich den dem Anlass angemessenen Whisky einschenken zu
lassen. »Es ist zwar nicht das Gleiche, als wäre es das Kind meines
Erstgeborenen, aber es ist trotzdem aufregend.«
»Das heißt, wenn ich es wäre, die das Baby bekommt,
und nicht Meggie, wärst du ganz aus dem Häuschen?« Felicity sah ihre Mutter zur
Abwechslung einmal direkt an und nicht an ihr vorbei.
Lady Dalmain schien leicht verlegen zu sein.
»Natürlich, meine Liebe, fände ich das furchtbar aufregend. Aber Tatsache ist
doch, dass du viel zu alt bist, um noch Kinder zu bekommen. Philip dagegen
könnte noch einige Jahre Vater werden.«
Felicity nippte an ihrem Whisky, und einen Augenblick
lang fragte Jenny sich, ob es wohl zu einem offenen Schlagabtausch kam - und
hoffte, dass dem nicht so war. Sie brauchte Felicity als Designerin. Und falls
die lange Unterdrückte jetzt all ihre Energie darauf verwandte, mit Lachlan
durchzubrennen, dann fand sie dazu vielleicht nicht mehr die Zeit.
»Nun«, bemerkte Jenny strahlend und übernahm die Rolle,
die Felicity sonst spielte, »wie wär es, wenn ich uns allen ein Omelett
zubereite oder etwas anderes? Und danach sollte ich dann sehen, dass ich zum ›Homely
Haggis‹ komme. Es gibt dort ja immer noch ein paar späte Kunden, und die
Einheimischen haben sich in den letzten Tagen dauernd nach Meggies Baby
erkundigt. Ich sollte dort irgendetwas anschlagen.«
»Zum ›Homely Haggis‹?«, echote Lady Dalmain entsetzt.
»Ja. Ich helfe Meggie dort aus, weil sie doch
hochschwanger ist.« Jenny spürte, dass sie errötete. Es kam ihr vor, als wäre
sie eins von Lady Dalmains Kindern, das auf frischer Tat bei irgendeinem gewöhnlichen
Benehmen ertappt worden war. Sie musste all ihre Willenskraft zusammennehmen,
um sich daran zu erinnern, dass sie eine selbstständige Frau war, ihr eigener
Chef, eine Akademikerin. Und als sie es geschafft hatte, blieb immer noch eine
Spur von Unsicherheit.
»Ich lebte in der Vorstellung, Sie seien hier, um der
Firma Dalmain zu helfen und Philip zu finden und nicht, um Touristen mit Hot
Dogs zu versorgen!«
»Es lässt sich beides vereinbaren, Lady Dalmain«, erwiderte
Jenny würdevoll. »Und wir führen keine Hot Dogs. Wie sieht es aus, wer möchte
nun ein Omelett?«
Sie war gerade dabei, Kartoffeln zu schälen, als hinge
ihr Leben davon ab, als Felicity zu ihr in die Küche kam.
»Sie hasst jede Erwähnung des ›Homely Haggis‹. Sie hat
versucht zu verhindern, dass Meggie dieses Geschäft betreibt, mit dem Argument,
dass es eine Schande für die Familie sei.«
»Oh. Ich hätte es nicht erwähnen sollen.«
»Sie hat bisher immer gedacht, dass du, wenn du nicht
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