Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Bett.
»Habt ihr so etwas Süßes schon mal gesehen?«, fragte
Iain. »Sie sieht genau aus wie du, Liebling.«
»Hellrot im Gesicht, die Augen halb geschlossen und
die Fäuste geballt: Eigentlich hoffe ich, dass ich nicht so aussehe.« Aber
Meggies Entrüstung konnte niemanden täuschen, und auch Jenny fand, dass das
kleine, in grünen Stoff eingewickelte Bündel Meggie überraschend ähnlich sah.
»Wenn sie auch nur halb so schön wird wie ihre Mutter,
kann sie zufrieden sein«, meinte Iain.
»Sie wird auf jeden Fall zufrieden sein. Sie hat uns
als Eltern - was könnte sich ein Kind sonst noch wünschen?«
Als Jenny die kleine Familie schließlich allein ließ, machte
sie sich klar, dass Henry und sie niemals das hätten erleben können, was sie
gerade mit angesehen hatte, und dass ihre Entscheidung, ihn zu verlassen,
richtig war. Nachdem sie erlebt hatte, wie Iain Meggie bei ihren Wehen
unermüdlich Beistand geleistet hatte, immer zur Stelle, wie blutig es auch
zugegangen war, schon lange, nachdem sie, Jenny, sich zurückgezogen hatte,
wusste sie, dass nichts weniger gut genug war, wenn eine Beziehung eine Zukunft
haben sollte. Ihre Mutter hatte keine Kompromisse geschlossen, als sie Jennys
Vater geheiratet hatte, und sie sollte das auch nicht tun. Es wäre ein Fehler,
bei Henry zu bleiben, und sobald sie die Familie Dalmain verlassen konnte,
würde sie nach Süden fahren und es ihm erklären. Und dann würde sie wieder zu
ihrer Mutter ziehen, bis sie sich eine eigene Wohnung leisten konnte.
»Ein Mädchen«, sagte Lady Dalmain.
Jenny hatte die Nachricht nicht überbringen müssen.
Iain hatte schon angerufen, und da es bereits vier Uhr morgens war, hatte Jenny
gehofft, dass niemand mehr wach sein würde und sie gleich zu Bett gehen konnte.
Aber sobald sie sich durch die Hundemeute ins Haus gekämpft hatte, begriff
Jenny, dass ein Empfangskomitee für sie bereitstand.
Felicity erschien mit einer halb vollen Flasche
Malz-Whisky hinter ihrer Mutter. »Also hat Meggie auch keinen Jungen bekommen.«
Alkohol bekam Felicity nicht, fand Jenny. Er machte
sie kleinlich und verstärkte ihr Selbstmitleid. Wenn sie Lachlan heiratete,
würde sie sicher nicht mehr das Bedürfnis haben, so viel zu trinken.
»Ja! Ein wunderbares kleines Mädchen!«, erzählte
Jenny. Wenn es schon eine Party um vier Uhr morgens gab, dann würde es wenigstens
eine fröhliche Feier werden. »Anna. Ist das nicht ein schöner Name? Und sie ist
so ein süßes Ding. Du entwirfst doch sicher ein Kissen für sie, Fliss, mit
ihrem Namen und Geburtsdatum drauf.«
»Meine Tochter heißt Felicity«, erklärte Lady Dalmain
und sprach das Wort mit einigen Zischlauten mehr aus, als unbedingt nötig
waren. Jenny konstatierte, dass sie ebenfalls zu viel getrunken hatte. Bisher
hatte sie ihre Gastgeberin zwar gewaltige Mengen Whiskys trinken sehen, aber
ohne jemals zu beobachten, dass sie auch nur die geringsten Anzeichen einer
Wirkung gezeigt hätten.
»Sollen wir ins Wohnzimmer gehen?« schlug Jenny vor
und scheuchte die beiden anderen wie eine unentschlossene Schafherde vor sich
her. »Damit wir uns setzen können.« Sie wollte verhindern, dass Felicity oder
deren Mutter auf den Steinfliesen zusammenbrachen; sie würde sie niemals wieder
auf die Beine bekommen. Wenn sie in einem Sessel bewusstlos wurden, konnte sie
sie einfach sich selbst überlassen.
»Wenn sie ein Junge geworden wäre, hätte sie den Namen
Arthur bekommen, nach ihrem Vater«, spann Lady Dalmain unbeirrt ihren Gedanken
fort, obwohl sie inzwischen die Arena gewechselt hatte und in einem Sessel saß.
Nachdem Jenny begriffen hatte, dass Lady Dalmain nicht
von Anna, sondern von Felicity sprach, fragte sie: »Warum haben Sie denn dann
Philip nicht Arthur getauft, Lady Dalmain?« Jenny nahm den Whisky an, den Felicity
ihr reichte - sie würde den Rausch der anderen erträglicher finden, wenn sie
selbst einen Schluck trank.
»Weil er nicht der Erstgeborene war. Für meinen Mann
war das eine furchtbare Enttäuschung.«
»Und warum hat er mich dann Felicity genannt?«, wollte
ihre Tochter wissen. Sie hatte sich einigen Mut angetrunken. »Das bedeutet doch
›Glück‹.«
»Ich weiß, was es bedeutet! Und er hat auch so getan,
als wäre er glücklich, aber ich weiß, dass es für ihn eine furchtbare
Enttäuschung war!«
War die Vorstellung von einer betrunkenen Lady Dalmain
schon schlimm genug, dann war es geradezu entsetzlich, wenn sie auch noch
rührselig wurde und vielleicht in Tränen
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