Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Wasser nicht.«
Mehr vor Müdigkeit als wegen des Alkohols schwankend,
erreichte Jenny ihr Zimmer und schließlich ihr Bett. Sie hatte gerade noch
Zeit, eine Garnitur warme Kleider gegen die andere auszutauschen, bevor sie
einschlief.
In den Tagen nach Annas Geburt war sich Jenny mehr und
mehr darüber klar geworden, dass es am besten wäre, so bald wie möglich in
Richtung Süden zu fahren und Henry zu erklären, was sie fühlte und wie sie zu
ihm stand. Das Problem war nur, dass sie sich knapp eine Woche vor Mr.
Grant-Dempseys angekündigtem Besuch in der Firma einfach nicht die Zeit dafür
nehmen konnte.
»Es gibt vermutlich wohl keine Möglichkeit, Mr.
Grant-Dempsey von seinem Besuch abzubringen«, fragte Kirsty. »Oder ihn zumindest
dazu zu bewegen, nicht jetzt sofort zu kommen? Wenn wir Philip fänden …«
»Glauben Sie denn, dass Philip mitziehen würde? Bei
unseren Plänen für die Liegenschaften der Firma, für die Merinowolle, für die
Arbeiter? Und wäre er willens, in Zukunft Lama- und Alpakawolle zu verarbeiten?
Wenn Sie glauben, dass dazu auch nur die geringste Chance besteht, könnten wir
vielleicht einen Privatdetektiv engagieren, um ihn zu suchen.«
Kirsty zögerte. »Er ist sehr konservativ und hat sich
immer etwas schwer getan mit Dingen, die ›hier nicht üblich‹ sind. Und was einen
Privatdetektiv anbelangt - dazu müssten wir vermutlich nach Glasgow. Es wäre
einfacher, wenn wir Philip selbst fänden. Und billiger.«
»Ja, das stimmt. Wissen Sie, was? Ich werde meinem
Kunden eine E-Mail schicken und ihm nahe legen, dass sein Besuch hier nicht
nötig ist, nur auf die vage Hoffnung hin, dass er eigentlich gar nicht kommen
will. Meinen Sie, ich könnte ihm weismachen, dass das Wetter furchtbar ist?«
»Woher soll ich wissen, wie der Tenor Ihrer E-Mails an
ihn lautet?«, gab Kirsty trocken zurück. »Enthalten sie für gewöhnlich einen
Wetterbericht?«
»Sie brauchen gar nicht so oberlehrerhaft zu sein. Ich
werde das Wetter nicht erwähnen. Wie kommen Sie mit den Geschäftsplänen voran?«
»Sie sehen sehr ermutigend aus, wenn man die Tatsache
ignoriert, dass wir aus Bürogebäuden keinen Wohnraum machen können. Jedenfalls
nicht ohne Philip und die Besitzurkunden.«
»An der Tatsache, dass der Plan sich zurzeit nicht
umsetzen lässt, können wir nichts ändern. Es reicht, wenn er vermutlich
durchführbar sein wird.«
Kirsty machte eine fragende Geste. »Woher sollen wir
wissen, was durchführbar sein wird und was funktionieren wird? Die Mode lässt
sich nicht voraussagen. Unsere ganze Branche hängt von den Launen von Designern
ab, die keine Ahnung haben und denen die Menschen, die nach ihren Entwürfen
arbeiten, völlig gleichgültig sind.«
Jenny unterdrückte ein Seufzen. Sie war müde und
musste jetzt aufpassen, dass sie nicht in trübe Stimmung verfiel. Was Kirsty
sagte, war vermutlich richtig. »Gut, dann müssen wir eben unsere Vorhersagen
auf das beschränken, was kalkulierbar ist, zum Beispiel, wie viel das alles
kosten würde. Und ich sehe, ob ich diesen niederträchtigen Geldgeber abwimmeln
kann.«
»Kommen Sie, meine Liebe wir wissen nicht, ob er
niederträchtig ist.«
»Wissen wir das nicht? Wir haben solche Angst vor seinem
Besuch, dass er gar nicht gut sein kann. Jedenfalls setze ich mich jetzt an
meine E-Mail.«
Nach drei Tassen Kaffee zeigte sie Kirsty schließlich
ihren endgültigen Entwurf.
Komme mit dem Konzept für Dalmain Mills gut voran. Das
Management verfügt über lang-, mittel- und kurzfristige Planungen. Die
Aussichten für den langfristigen zukünftigen Erfolg sind viel versprechend.
Wenn nicht besondere Gründe dafür vorliegen, ist Ihr Besuch hier meiner Meinung
nach nicht notwendig. Obwohl wir uns natürlich freuen würden, Sie hier zu
begrüßen.
»Was halten Sie davon?« »Es klingt wie ein Brief an
einen Lehrer, der ihn überzeugen soll, dass es keinen Sinn macht, eine Arbeit
zu schreiben, weil man alles weiß.«
»Sie glauben nicht, dass ihn das davon abhalten wird
herzukommen? «
»Ja, das glaube ich nicht. Andererseits ist mir auch
unerfindlich, was Sie vorbringen könnten, um das zu erreichen. Schicken Sie die
Mail einfach ab, und sehen wir, was passiert.«
Jenny knabberte an einem von Kirstys selbst gebackenen
Keksen, als sie die Antwort ihres Kunden öffnete.
Ich bin froh, dass die Prognosen so optimistisch sind.
Ich freue mich schon darauf, sie bei meinem Besuch näher in Augenschein zu
nehmen. Ich hoffe, Sie haben nicht vergessen,
Weitere Kostenlose Bücher