Eine Liebe in Den Highlands: Roman
unmöglich den ganzen Tag im ›Homely Haggis‹ hinter der Theke stehen!«
»Ich weiß, darum wollte ich dich ja auch um Hilfe
bitten. Komm mit, Jenny! Das wird Schottland pur, weil es die Spiele zum Andenken
an Hamish sind, mit Dudelsackpfeifern und Baumstammwerfen, halt allem, was
dazugehört. Und alle Welt wird hinkommen, sodass wir echt was zu tun bekommen
werden, und das ist immer schön. Das Oberhaupt eines der anderen Clans wird die
Spiele eröffnen, und dann werden ellenlange Reden gehalten, aber da es nicht
unser Clan ist, können wir das ganz locker sehen.«
Meggies Vorschlag war so grotesk, und es war so
schwierig, all ihren Erklärungen zu folgen, dass Jenny nachfragen musste. »Wie
meinst du das? Willst du mir sagen, dass Lady Dalmain schottische
Hochlandspiele eröffnet?«
»Natürlich. Die Dalmain-Spiele haben früher im Jahr
stattgefunden. Philip ist der Clanchef hier am Ort, sodass er eigentlich maßgebend
ist, aber Lady D. hat die Honneurs gemacht, die Preise übergeben und ihre
Stellung wirklich ausgekostet. Aber diese Spiele jetzt werden viel schöner
sein. Du wirst Kirsty dazu bringen müssen, die doppelte Menge Kekse zu backen.«
»Meggie, das ist der reine Wahnsinn! Was hält Iain
denn von dieser verrückten Idee?«
»Ich habe es ihm noch nicht erzählt. Aber ich denke,
wenn du dabei bist, können Anna und ich uns im Wagen ausruhen, wann immer wir
das Bedürfnis danach haben. Ich muss wieder unter Leute! Ich bin jetzt schon zu
lange von allem abgeschnitten. Freunde von mir werden den Imbisswagen heute
Abend hinbringen. Also, gib dir einen Ruck, Jen! Damit ich nicht mehr ständig
heulen muss! Es heißt ja, man könne nach einer Entbindung in furchtbare
Depressionen verfallen.«
»Nur unter einer Bedingung«, antwortete Jenny, der die
Vorstellung, einen Tag in Haus Dalmain gegen ein wenig Schnellküche im »Homely
Haggis« einzutauschen, sehr attraktiv fand. »Du musst es vorher mit Iain
besprechen. Am besten frage ich ihn selbst. Wo willst du Anna füttern?«
»Einfach hinter der Theke. Das Stillen funktioniert
einwandfrei, seit ich den Dreh raus habe.«
»Das ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt
habe«, gab Jenny zu und sah zu, wie Anna eine Zwischenmahlzeit nahm. Sie hörte
sich an wie ein Schweinchen, das an einem schmelzenden Eis am Stiel lutschte.
Selbst Meggie fiel es auf.
»Sie weiß noch nicht, dass sie etwas zurückhaltender
sein sollte, das ist ihr Problem.«
»Kein Wunder, wenn man bedenkt, wen sie als Vorbild
hat.«
Kapitel
12
Der Anblick des Austragungsortes wäre selbst dem
verstocktesten Sassenach ans Herz gegangen. An einem torffarbenen Fluss
gelegen, der munter über große Steine sprudelte, umgeben von heidebedeckten
Hügeln und überströmt von Sonnenlicht, hätte es ein mittelalterlicher
Turnierplatz sein können. Der Himmel war von einem tiefen Blau, als wollte er
jedermann ins Gewissen reden, diese letzte, kurze Frist, die dem schönen Wetter
noch blieb, bevor der Winter einsetzte und die Wärme endgültig vertrieb, nach
Herzenslust zu genießen.
Jenny war ganz hingerissen. »Das ist alles so schön!«,
rief sie Meggie zu, während sie die diversen Taschen und Körbe annahm, ohne die
Anna nicht reisen konnte.
»Ach ja. Hamish muss es so arrangiert haben, dass es
heute schön wird. Und es ist immer ganz wunderbar hier, auch wenn es relativ
kleine Spiele sind. All die starken Werfer werden hier sein, und wir werden
auch gute Dudelsackmusik zu hören bekommen.« Meggie schnallte Anna los und nahm
sie auf. »Obwohl sie dir vielleicht nicht so gut gefällt, da du ja Engländerin
bist.«
»Eigentlich höre ich Dudelsackmusik ganz gern«, gab
Jenny zu. »Vielleicht habe ich schottisches Blut in den Adern, von dem ich gar
nichts weiß.«
»Kannst du diese Tasche auch noch nehmen? Ich glaube,
da drüben steht unser Wagen. Wir werden heute ein Vermögen verdienen.«
»Das wirst du nur tun, wenn du es im Sitzen schaffst«,
meinte Jenny und versuchte mit Meggie und Anna Schritt zu halten. Ȇbrigens,
glaubst du, dass ein Handleser da sein wird?«
»Wozu brauchst du den denn? Hoffst du auf einen gut
aussehenden, dunklen Fremden? Ich dachte, du hättest einen Freund zu Hause.«
»Das habe ich; ich bin mir nur nicht sicher, ob er der
Richtige ist.«
»Also, wenn du darauf schon selbst gekommen bist,
brauchst du niemanden mehr, der dir aus der Hand liest. Aber könnte gut sein,
dass jemand hier ist, der aus der Hand lesen kann.«
Der Imbisswagen stand
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