Eine Liebe in Den Highlands: Roman
dass wir keine Wohltätigkeitsorganisation
sind.
»Es hätte schlimmer kommen können«, meinte Jenny
später zu Kirsty.
»Wie denn?«
»Ich weiß nicht! Ich habe das nur gesagt, damit ich
mich etwas besser fühle. Wir müssen ihn dazu bringen, dass er uns die Aufträge,
die wir bis Weihnachten haben, ausführen lässt, bevor die Maschinen
weggeschafft werden. Bis dahin können wir mit der Umschulung gute Fortschritte
gemacht haben.«
»Es hängt alles davon ab, was diese Frau mit dem Filz
bringt. Am Telefon klang sie sehr begeistert.« Kirsty gehörte nicht zu den Schotten,
die für »Begeisterung« viel übrig hatten.
»Ich bin sicher, sie ist ganz in Ordnung! Jedenfalls
hat sie das Herz auf dem rechten Fleck.« Jenny machte sich selbst etwas Sorgen
darüber, aber da ihr der optimistische Part bei ihrer Zusammenarbeit zufiel,
fühlte sie sich verpflichtet, positiv zu klingen.
»Wie lange werden Sie eigentlich hier bleiben wollen?
Sicherlich nicht bis nach Weihnachten.«
»Nun, ich denke, dass ich zu Weihnachten nach Hause
fahren werde, aber danach könnte ich wieder herkommen. Ich habe schließlich
noch keinen echten schottischen Silvester, noch kein Hogmanay, erlebt.«
In diesem Augenblick steckte Iain den Kopf durch die
Tür. Er hatte Alistair, den bei weitem dienstältesten Mitarbeiter der Firma, im
Schlepptau. »Wollen Sie sich nicht ansehen, wie die Umstellung der neuen
Maschinen vorangeht?«
Jenny war überrascht, Iain hier zu sehen. »Hallo! Ich
dachte, du wärst zu Hause und kümmertest dich um Meggie und Anna.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, denen geht es gut. Meggie
kommt ganz gut allein zurecht, und da dachte ich, ich komme einmal her und
schaue mir an, was diese alten Knacker da vorhaben.«
»Ach, Jungchen. Ich kannte dich schon, als du noch so
ein kleiner süßer Pimpf warst und noch nicht so ein hässlicher Rohling, wie du
jetzt einer bist, und noch dazu ein Vater. Wir können dir immer noch das eine
oder andere beibringen.«
Iain nahm das Kompliment freundlich auf. »Ich verstehe
nicht, wieso Sie nicht schon lange in Rente sind«, meinte er, und sein sonst
leichter Akzent wurde sehr deutlich. »Sie waren doch schon hier, bevor
Methusalem in Rente ging.«
»Es ist eine richtige Wohltat zu sehen, dass die alten
Maschinen wieder benutzt werden. Ich weiß gar nicht, warum unser Philip sie
überhaupt loswerden wollte.«
Alistair war ganz aus dem Häuschen angesichts der
Vorstellung, Dalmain Mills könne durch eine Rückkehr zur alten Technik gerettet
werden. Sotto voce (und das bedeutete, da er taub war, sehr laut) sagte
er: »Iain wusste eigentlich immer besser Bescheid als Philip. Aber der alte
Herr wollte, dass Philip seine Nachfolge antritt. Es gab ein wenig Streit
zwischen den Jungen, und dann hat Iain sich darauf verlegt, Autos zu
reparieren.«
Jenny nickte, froh über diese Information, und wollte
gerade etwas nachfragen, als Iain die Hand hob. »Genug geklatscht. Jetzt habe
ich Frau und Kind, für die ich sorgen muss. Lasst uns also feststellen, ob
diese Maschinen wirklich noch funktionieren.«
Als sie ins Büro zurückkam, wirkte Kirsty zu ihrer
Überraschung wenig begeistert.
»Das Problem«, bemerkte Kirsty, »ist, dass Alistair
und seine Kameraden schon vor Jahren hätten in Rente gehen sollen. Bei so
vielen jungen Männern, die ihre Arbeit verlieren werden, sollten wir Oldtimer
wie sie nicht behalten.«
Jenny seufzte. »Andererseits haben die jungen Männer
eine viel größere Chance, andere Arbeit zu finden. Alistair und seinesgleichen,
mit denen wäre es einfach vorbei.«
»Wir sind kein Wohltätigkeitsinstitut, wie Ihr ›Kunde‹
uns ins Gedächtnis gerufen hat.«
»Doch, das sind wir bis Ende nächster Woche«, erklärte
Jenny. »Und falls aus den Plänen für die Umwandlung der Liegenschaften jemals
etwas wird, könnten einige der jungen Männer bei den Umbauarbeiten beschäftigt
werden.« »Nicht, wenn sie nicht zufällig erfahrene Maurer, Zimmerleute oder
Elektriker sind«, erwiderte Kirsty.
Für kurze Zeit verfiel Jenny in Verzweiflung. Es war
recht ermüdend, die Rolle der unverbesserlichen Optimistin spielen zu müssen.
»Ich weiß!«, sagte sie und blickte wieder auf, nachdem sie vielleicht eine
Minute ihr Gesicht in den Händen vergraben hatte. »Ich werde ihm selbst
beibringen, dass er die Umschulung der jungen Männer finanzieren muss! Ich bin
sicher, dass es dafür irgendwelche Zuschüsse gibt.«
»Völlig aussichtslos, das zu versuchen«,
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