Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Erheiterung
aufzublitzen. Er zuckte die Schultern. »Also, wenn ich Sie nicht danach frage,
tun Sie es bestimmt nicht.«
Erschreckenderweise musste sie feststellen, dass sie
auf seine Herablassung einging. »Aber warum um alles in der Welt sollte ich mit
Ihnen ausgehen? Sie haben ja selbst gesehen, ich habe einen Freund.«
Ross Grant antwortete nicht sofort. Er sah ihr in die
Augen und versuchte offensichtlich, sie einzuschätzen. »Das schien mir nicht so
offensichtlich zu sein, als ich sie neulich geküsst habe. Damals wirkten Sie
vollkommen … unbeschwert.«
Jenny gab kurze, unverständliche Laute von sich,
während sie versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Sie sollte ihm eine
Ohrfeige geben, und sie hätte es vielleicht auch getan, wenn nicht ein halber
Meter Theke mit mehreren Tellern Backwaren sie getrennt hätte. »Sie sind
einfach … ich kann es nicht fassen!«
»Wenn Sie natürlich lieber den Abend in Haus Dalmain
mit… ihm …«
»Er heißt Henry.«
»Das passt. Wenn Sie lieber den Abend mit Henry
verbringen möchten, verstehe ich das. Doch die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
»Ich weiß!«
Er warf einen Blick dorthin, wo Henry und Lady Dalmains
Freunde standen. »Ich werde Sie jetzt nicht zu einer Antwort drängen, denn es
scheint, dass Henry sich auf den Weg hierher gemacht hat und Sie einiges
überdenken müssen, aber ich rufe Sie später an.«
Entschlossen, ihn nicht mehr anzusehen, ordnete sie
die Haferkekse mit der Servierzange auf der Platte und brach dabei von einem
ein großes Stück ab, wodurch er unverkäuflich wurde.
»Wie wollen Sie das anstellen? Sie haben ja die Nummer
gar nicht.«
»Nun, die könnten Sie mir geben. Oder ich könnte
einfach persönlich vorbeikommen. Wie immer es Ihnen lieber ist.«
Mit zitternden Fingern tastete sie in ihrer Tasche
nach einem Stift. »Ich schreibe Ihnen die Nummer auf.« Der Gedanke, dass Ross
Grant in Haus Dalmain auftauchen könnte und sie dort alles würde erklären
müssen, war zu entsetzlich. Sie schrieb die Nummer auf eine Serviette. »Hier!«
»Danke schön.« Er sah sie noch einmal durchdringend
an, bevor er ging, gerade bevor Henry und Lady Dalmain wieder am ›Homely Haggis‹
eintrafen.
»Worüber hast du mit dem Mann gesprochen?«, wollte
Henry wissen.
»Ich habe ihm einen Weg erklärt«, antwortete sie ruhig
und wunderte sich, dass sie wegen dieser Lüge keine Schuldgefühle entwickelte.
»Oh. Es sah so aus, als hättest du ihm etwas gegeben.«
»Eine Serviette mit der Wegbeschreibung darauf. Wie
sieht es aus, willst du etwas essen oder mich nur verhören? Wir werden gleich
schließen.«
Später traf Henry sie in der Küche von Haus Dalmain
wieder, wo sie damit beschäftigt war, Kartoffeln zu stampfen. Es sollten eigentlich
gar keine Stampfkartoffeln werden, sie hatten aber diese Laufbahn
eingeschlagen, nachdem sie zu lange gekocht worden waren. Es war so gut wie
unmöglich, dachte Jenny, dass sie nicht wässrig schmeckten. Sie fügte ein
großes Stück Butter hinzu, das sie als Selbsterhaltungsmaßnahme selbst gekauft
hatte.
»Liebling!« Henry schien zu erwarten, dass sie auf der
Stelle den Stampfer fallen ließ. »Du könntest dich etwas erfreuter zeigen, mich
zu sehen. Ich bin deinetwegen über siebenhundert Meilen gefahren!«
Jenny ließ ihre Waffe sinken und einen Kuss über sich
ergehen. »Ich dachte, du wärst geschäftlich hier.«
»Das bin ich«, räumte Henry ein, »aber ich wollte auch
dich sehen. Ich habe mich gefragt, wann du wohl wieder nach Hause kommst.«
»Ich bin mir nicht sicher. Es ist noch sehr viel zu
tun.«
Er bedachte sie mit einem spöttischen Lächeln, das sie
früher einmal für sehr attraktiv gehalten hatte und das sie nun mehr wurmte,
als sie sagen konnte. »Aber Schatz, du sagst mir doch immer, wie effektiv du
seist! Du hast bestimmt keine Schwierigkeiten, die Stilllegung so einer kleinen
Klitsche von Wollfabrik zu organisieren!«
Jenny wandte sich wieder den Kartoffeln zu, damit die
Versuchung, ihn mit dem Stampfer zu traktieren, nicht zu groß wurde. »Ich
versuche, sie nicht stillzulegen; das ist es ja gerade!« Sie öffnete die
Ofenklappe. Im Ofen lagen mehrere Scheiben geräucherter Schellfisch in einer
Auflaufform mit Milch. »Glaubst du, es ist noch Zeit genug, um daraus
Fischpastete herzustellen?«
Henry zuckte die Schultern. »Du bereitest eine
wirklich gute Fischpastete zu, Schatz, aber ich persönlich bin halb
verhungert.«
Sie blickte auf ihre Uhr. Es war schon fast kurz
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