Eine Liebe in Den Highlands: Roman
obwohl er überhaupt nichts verstand, sondern das
Ganze nur langweilig fand.
»Ich bin das, was man eine virtuelle Assistentin
nennt. Das bedeutet…«
Er unterbrach sie. »Ich weiß, was das bedeutet. Ich
arbeite selbst mit Computern.«
»Oh. Na ja, davon abgesehen gibt es nicht viel zu
erzählen.«
»Doch, gibt es wohl. Virtuelle Assistenten arbeiten
für gewöhnlich bequem von zu Hause aus, nicht wahr?«
»Ja, eigentlich schon, doch im Augenblick ist meine
Arbeit etwas praxisbezogener als normalerweise.«
»Und Sie arbeiten bei Dalmain Mills.«
Es schien ihr nutzlos, das abzustreiten. Seine
Informationsquellen waren offensichtlich exzellent. »Woher wissen Sie das?
Verbringen Sie Ihre Tage damit, sich den neuesten Klatsch anzuhören?«
»Nicht ganz.«
Da fiel es ihr wieder ein. »Ach nein, Sie retten ja
auch Schafe, nicht wahr? Was fehlte dem Tier?«
»Es kam nicht mehr auf seine Weide zurück. Aber ich
habe Sie nicht hierher gebracht, um über Schafe zu sprechen.«
»Schade, ich interessiere mich im Augenblick nämlich
für Wolle. Obwohl man schottische Wolle anscheinend nicht für sehr feine Stoffe
verwenden kann. Während sie für Tweed natürlich hervorragend geeignet ist.«
Diese Bemerkung schien ihn zu überraschen. »Dann
kennen Sie sich also mit Wolle aus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht; genau
genommen weiß ich so gut wie nichts darüber. Aber ich habe einiges zu diesem Thema
dazugelernt, seit ich in der Fabrik arbeite. Es ist faszinierend, wenn man sich
näher damit beschäftigt. Anscheinend hat die Ernährung der Schafe Auswirkungen
auf die Wolle.«
Er runzelte die Stirn. »Aber Sie brauchen doch
sicherlich nichts über Wolle zu lernen, um …«
»Um was?«
»Um eine virtuelle Assistentin zu sein.«
»Hm, nein, doch da ich im Augenblick in einer
Wollfabrik arbeite, denke ich, dass es wichtig ist, so viele
Hintergrundinformationen zu bekommen wie nur möglich, vor allem…«
»Vor allem, wenn die Fabrik in Schwierigkeiten
steckt?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich nehme an, das ist
inzwischen allgemein bekannt.«
»Weshalb also das Interesse? Warum sehen Sie sich
nicht einfach nur die Zahlen an und lassen die Sache ihren Lauf nehmen, wenn
die Bilanzen nicht stimmen?«
»Hören Sie mal zu! Sie müssen doch irgendwelche guten
Anlagen haben! Immerhin haben Sie ein Schaf gerettet. Finden Sie wirklich, dass
es moralisch annehmbar ist, eine Fabrik zu schließen, nur weil die Bilanzen
nicht stimmen? Also, ich bin nicht dieser Meinung! Natürlich ist es möglich,
dass sie dennoch wird schließen müssen, aber nicht, bevor ich alles in meiner
Macht Stehende getan habe, um das zu verhindern.«
»Hab ich doch gesagt, dass Sie eine Kämpferin sind.«
»Na ja, vielleicht bin ich das …«
»Außerdem habe ich gesagt, dass Sie eine sehr
attraktive Frau sind.«
Jenny schluckte. Dann holte sie, um sich zu beruhigen
und wieder zur Vernunft zu kommen, tief Luft. »Und Sie erklärten mir, Sie
wollten über irgendetwas mit mir reden.«
»Dafür scheint mir jetzt kein guter Augenblick zu
sein. Darf ich Ihnen noch einen Drink holen?«
Bevor sie ablehnen konnte, war er aufgestanden und
hatte ihr leeres Glas mitgenommen. Sie schloss die Augen, und die Hitze des
Feuers wärmte ihre Knochen.
Nur wenige Sekunden später weckte er sie wieder auf.
»Also, haben Sie bei Ihrer Arbeit als virtuelle Assistentin schon irgendwelche
anderen schwindsüchtigen Betriebe gerettet?«
»Oh, nein. Aber meistens arbeite ich auch aus großer
Entfernung.«
»Warum gehen Sie dann keinem normalen Job nach, bei
dem Sie häufiger mit Menschen zu tun hätten?«
»Meine Mutter behauptet, mein größtes Laster sei es,
dass ich ständig versuchen müsse, die Probleme anderer Leute zu lösen, was ich
wahrscheinlich gerade jetzt auch wieder versuche.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Warum ich virtuelle Assistentin bin?« Jenny nahm noch
einen Schluck von ihrem Whisky und dachte flüchtig, dass der Whisky, dem sie in
Haus Dalmain so reichlich zusprach, im Vergleich zu diesem weichen,
strohfarbenen Getränk ein ziemlich jämmerliches Zeug war. »Die Firma, für die
ich gearbeitet habe, ist Pleite gegangen. Die Arbeiter, ich eingeschlossen,
wurden allesamt auf die Straße gesetzt, mit nichts in der Hand, nicht einmal
mit unserem Lohnscheck für den letzten Monat. Die Bosse sind mit einem kleinen
Vermögen davon spaziert und haben eine neue Firma gegründet. Daraufhin habe ich
beschlossen, in Zukunft
Weitere Kostenlose Bücher