Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
roch prüfend an ihrem Handgelenk.
    »Hast du ein neues Parfum ausprobiert?«
    »Nein, im Gegenteil, ich …« Sie brach ab.
    »Was?«
    »Nichts«, sagte sie dann. »Was hast du heute gemacht?«
    »Oh, ich bin nur etwas spazieren gegangen«, sagte ich ausweichend.
    »Wirklich? Du bist ganz schön hart. Ekelhaftes Wetter für einen Spaziergang.« Sie sah aus dem Fenster, gegen das der Regen schlug. »Ich würde da keinen Hund vor die Tür jagen.«
    »Bist du fit für deine Prüfung?«
    Sie nahm sich einen Apfel aus der Obstschale. »Ich hoffe es.« Ihre Stimme klang gleichgültig, als sie in den Apfel biss.
    »Wann hast du morgen Stunde?«
    »Erst nachmittags um drei. Ich wollte morgens auf den Flohmarkt an der
Porte de Montreuil
gehen, aber zum Mittagessen wieder daheim sein. Am Sonntag ist es meiner Mutter wichtig, dass wir zusammen essen.«
    »Du gehst auf einen Flohmarkt?«
    »Ja. Magst du Flohmärkte? Willst du mit?«
    Ich überlegte nicht lange, denn wenn ich etwas mochte, so waren es Flohmarktbesuche. »Gerne. Wann möchtest du denn aufbrechen?«
    »Kurz nach dem Frühstück. Aber nicht zu früh, denn ich bin heute Abend noch eingeladen. Eine Freundin von mir veranstaltet eine
Soirée
. Hast du Lust mitzukommen?«
    »Was ist eine
Soirée?
«
    »Ich denke, ihr nennt das Party.« Camille lächelte.
    »Nein, danke«, gähnte ich und streckte mich durch. Fehlte gerade noch, dass ich auf eine Party mit Vierzehnjährigen ging! »Gestern Abend mit Wolff ist es spät geworden. Da gehe ich heute lieber früh ins Bett.«
    Camille sah mich an und ihre Augen wirkten sehr dunkel. »Hattest du Spaß mit ihm?«
    Spaß? War das das richtige Wort dafür, dass ich seit gestern Abend irgendwie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und dass mein Herz einen doppelten Tango anstimmte, wenn ich nur daran dachte, dass ich seine Telefonnummer in meiner Hosentasche hatte? Ich nickte dennoch und wurde zu meinem Ärger sogar rot. »Ja. Wir saßen ewig auf einer Bank an der Spitze der
Ile de la Cité
und um Schlag Mitternacht hat er mir die Wasserspeier von
Notre Dame
gezeigt.«
    Camille kaute an ihrem Apfel, schluckte und flüsterte dann: »Hast du ihn geküsst?«
    »Wie bitte?« Camilles direkte Frage traf mich völlig unerwartet und ließ mich beinahe einen Satz nach hinten machen. Ihre Augen glänzten, als sie ihre neugierige Frage wiederholte.
    »Na, ob du ihn geküsst hast.«
    »Ja«, sagte ich und wurde noch röter.
    »Aber mehr nicht?«, fuhr Camille prüfend fort.
    »Hm. Nein, mehr nicht«, sagte ich. Was ging sie das überhaupt an, bitte schön?
    »Gut. Beim ersten Treffen soll man nicht zu weit gehen.«
    Ich konnte nicht anders, als die Augen zur Decke zu verdrehen. »Du bist so altmodisch, Camille«, sagte ich seufzend, lachte dann aber.
    »Kann schon sein. Altmodisch sein ist gar nicht so schlecht. Damit verhindert man, dass jemand dir wehtut.«
    Mir blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. »Und das verhindert man, indem man beim ersten
Rendezvous
nicht mehr macht als küssen?«
    »Natürlich. Je mehr ein Junge – oder ein Mann – sich um dich bemühen muss, desto mehr schätzt er dich. Das, was du altmodisch nennst, sind uralte Regeln, um Mädchen und Frauen zu schützen.«
    »Schützen! Das muss doch heute nicht mehr sein. Wir leben ja Gott sei Dank nicht mehr in der Steinzeit.«
    »Nein, das nicht. Aber wir haben uns im Grunde nicht geändert, glaub mir.« Camille hatte ihren Apfel fertig gegessen und warf die Kitsche in den Mülleimer.
    Ich konnte es nicht fassen. Dieses neunmalkluge, eingebildete Stück! Jetzt erteilte sie mir auch noch eine Abhandlung in Geschichte und Soziologie in einem. Wenn es mit der Aufnahme in die Ballettschule nicht klappte, könnte sie sofort und ohne ein Studium als Lehrerin am
Lycée Franco-Américain
anfangen!
    Als ich nichts erwiderte, fuhr Camille fort: »Aber du machst das natürlich, wie du willst. Wirst du ihn wiedersehen?«
    »Ich hoffe doch. Ich rufe ihn nachher mal an.«
    »
DU
rufst ihn an?«
    »Camille!«, entfuhr es mir genervt.
    »Sorry. Du machst das, wie du willst«, wiederholte sie diplomatisch, was mich noch mehr nervte.
    »Eben.« Um das Thema zu wechseln, fragte ich noch: »Wo ist deine
Soirée
heute Abend?«
    »Im siebzehnten
Arrondissement
. Ich hoffe,
Maman
kommt rechtzeitig von ihrer Sitzung zurück. Sie hat versprochen, mich hinzufahren.« Ihr Blick fiel auf Maries Handtasche. »Komisch, dass sie die vergessen hat.«
    »Wo ist sie?«, fragte ich.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher